Die Bühne zum Bild machen
06.01.11
Helmut Stürmer hat auf den Brettern, die die Welt bedeuten, eine eigene gestaltet
„Eine atemberaubende Neuinterpretation"; „eine der besten Aufführungen, die ich seit langer Zeit gesehen habe"; „grandioses Theaterereignis". Uneingeschränkte Elogen der Presse für einen modernen „Faust", vorgestellt vom Nationaltheater Sibiu (Hermannstadt, Siebenburgen) beim Edinburgh Festival 2009. Die ungewöhnliche Inszenierung, in der freien Bearbeitung des Regisseurs Silviu Purcarete, wurde in einem Flugzeug-Hangar gespielt. Im zweiten Teil der Vorstellung wurden die 600 Zuschauer gebeten, ihre Plätze zu verlassen, um eine phantastische Walpurgisnacht, ein halluzinierendes Panorama der Ausschweifungen, zu erleben. Das war der Höhepunkt oder, nach dem Ausdruck eines englischen Kritikers, der „Coup de theatre" dieses Spektakels.
Der Gestalter der erstaunlichen und grotesken Bilder und Kostüme ist ein großer Künstler, der rumäniendeutsche Bühnenbildner Helmut Stürmer.
1942 in Timisoara (Temeswar, Banat) geboren, absolvierte Helmut Stürmer 1967 die Bukarester Kunstakademie. Als er seine Karriere begann, erlebte das rumänische Theater eine Periode der radikalen Erneuerung. Von Anfang an zeichnete sich Stürmer aus als einer der begabtesten Vertreter der jungen Generation, die das alte rhetorische Theater und die platte, falsche Nachahmung der Natur ablehnte und der Wahrheit und der Phantasie auf der Bühne die Wege zu öffnen versuchte. Seinen Platz fand er am Bukarester Bulandra-Theater, in den sechziger und siebziger Jahren buchstäblich eine Hochburg der Avantgarde. Er arbeitete gelegentlich auch in verschiedenen anderen Theater Rumäniens.
Für das Bühnenbild eines nonkonformistischen „Hamlet" zeichnete ihn der Rumänische Verband der bildenden Künstler im Jahr 1974 aus.
1977 wanderte Helmut Stürmer in die Bundesrepublik Deutschland aus. Seine Arbeit für renommierte Theater wie das Hamburger Schauspielhaus, das Münchner Residenztheater, die Wiener Staatsoper, die Royal Shakespeare Company, das Wiener Burgtheater und andere machten ihn als Bühnenbildner, zumal in der deutschsprachigen Szene, berühmt. Eine fruchtbare Zusammenarbeit verbindet ihn seit vielen Jahren mit dem rumänischen Regisseur Silviu Purcarete.
Stürmers Bühnenbilder sind stilistisch unverwechselbar. Wer seine diabolische Walpurgisnacht gesehen hat, kann das eigene Spiel der intensiven Farben nicht vergessen. Niemals jedoch sind diese Effekte dekorativ, immer stehen sie im Dienst der dramatischen Kunst. Gleichwohl bleibt der Überraschungseffekt nicht aus.
Dass er für klassische Stücke neuzeitliche Szenerien findet und erfindet, entspricht dem Wissen, mit dem alle gute Kunst lebt: Die Landschaft hat sich geändert, die Welt ist jedoch im wesentlichen dieselbe geblieben. Und bei aller steten Erneuerung seiner Kunst bleibt auch Helmut Stürmer sich im wesentlichen treu.
Avram Rotenberg (KK)
Foto: Helmut Stürmer - ein Künstler der mit seinen unverwechselbaren Bühnenbildern maßgebend am Erfolg vieler Theateraufführungen mitbeteiligt ist.
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