Die Schuldfrage philosophisch geklärt
24.02.11
Ein kleiner Beitrag zum 200. Todesjahr von Heinrich von Kleist (1777-1811)
Ein guter Bekannter Birners war Dr. Schulz aus Königsberg. Wie es sich für einen Dr. phil. aus Königsberg ziemt, war er Mitglied der Kantgesellschaft.
Um ihn ein bisschen romantisch – Kleist war ja ein Genie zwischen Klassik und Romantik – zu ironisieren, machte Birner Dr. Schulz an: „Wissen Sie, Herr Dr. Schulz, dass das zu Recht von aller Welt anerkannte philosophische Genie Immanuel Kant mit seiner Aufklärung nicht nur Gutes bewirkt hat, sondern auch Tragik heraufbeschworen hat? Heinrich von Kleist verzweifelte nach der Lektüre Kants, nachdem er verstanden hatte, dass wir Menschen mit der Beschaffenheit unseres Verstandes es niemals fertig bringen, die absolute Wahrheit zu erkennen. Mehr als relative Wahrheit ist uns nicht gegeben, der absoluten Wahrheit können wir uns höchstens nähern, ohne sie jedoch jemals zu erreichen. Dieses Geworfensein auf das Relative hat Kleist das idealistische, romantische Herz gebrochen und ihn in den Freitod am Wannsee mit erst 34 Jahren getrieben.“
Auf diese Attacke verengten sich die Augen Dr. Schulz’ aus Königsberg zu zwei schmalen Schlitzen: „Mein Lieber “, senkte Dr. Schulz eindringlich die Stimme, „wenn Heinrich von Kleist Kant wirklich verstanden hätte, würde er noch heute leben!“
Ingmar Brantsch
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