Ein Flugzeugabsturz und (k)ein Denkmal für die Opfer
11.04.13
Kronstädter Rentner will im Alleingang der Sache nachgehen
Stelian Preotescu wird in diesem Jahr 80. Er ist Rentner und müsste ein ruhiges Leben haben. Trotzdem beschäftigt ihn ein Ereignis, das nun 69 Jahre zurückliegt.
Damals am 16. April 1944, es war der orthodoxe Ostersonntag, wurde er Zeuge eines Flugzeugabsturzes. Auch heute noch erinnert sich der kleinwüchsige lebhafte Rentner recht gut an Einzelheiten. Es war schönes Wetter, als die Dorfbewohner gegen Mittag - sie verließen gerade die Kirche in Priseaca (Kreis Olt, 12 km von Slatina entfernt), am strahlend blauen Himmel mitverfolgen konnten, wie gut ein Dutzend anglo-amerikanische Bomber begleitet von Jagdflugzeugen, in nicht zu großer Höhe auf ein deutsches Flugzeug stießen. Letzteres flog von Westen nach Osten und hatte keine Chance in diesem kurzen Luftkampf. Ein Flügel löste sich vom deutschen Flugzeugkörper, eine Rauchwolke war deutlich zu erkennen. Das Flugzeug neigte sich seitlich und flog noch eine kurze Distanz bis ins Nachbardorf Gota, wo es abstürzte. Überlebende gab es keine, mehr noch – auch einige Dorfbewohner, unter ihnen drei Kinder, starben bei diesem Flugzeugabsturz. Verbrannte Körper, abgebrannte Häuser, Blumen und Kerzen am Unfallort – der elfjährige Stelian Preotescu sah das alles und war tief beeindruckt.
Heute versucht er, an diesen tragischen Vorfall zu erinnern, indem er sich vornimmt, ein Denkmal in Priseaca zu errichten. „Es müsste mehr als eine Gedenktafel sein, ein kleines Denkmal denn junge Soldaten und Zivilisten mussten ihr Leben in einer Kriegshandlung verlieren. Jeder hatte eine Familie; getrauert wurde um all jene die nie mehr ihre Liebsten wiedersahen.“
Ingenieur Preotescu, der seit Abschluss der Forsthochschule in Kronstadt lebt, gibt nicht so leicht auf. Er sucht in Bibliotheken nach Zeitungsmeldungen und Berichten jenes tragischen 16. April 1944. Er schreibt an Behörden und kommt immer wieder auch zur Redaktion der „Karpatenrundschau“. Ein wenig konnten wir auch helfen, dank Internet. Ein Name taucht auf: Kurt Stollberger, Oberstleutnant der Luftwaffe und Quartiermeister des Luftwaffen-Kommando Südost, post mortem zum Oberst avanciert, ist in Priseaca bei „Latina, Rumänien“ (offensichtlich ein Druckfehler: das S von Slatina kam abhanden) ums Leben gekommen.
Preotescu gibt nicht auf, er will weitere Namen erfahren von jenen die, so viel er weiß, in einem deutschen Soldatenfriedhof bei Ploiesti beigesetzt wurden. Von der deutschen Zeitung, von den Kronstädter Abgeordneten, von den Botschaften (deutsche, US-Botschaft, englische), von rumänischen und deutschen Behörden. Seine Rente reicht nur für Bibliothek-Besuche wo aber der 1944-Jahrgang der rumänischen Tagespresse, zumindest für ihn, nicht erreichbar ist. Man sollte Archive, Museen, Bürgermeisterämter, Botschaften anschreiben und um Informationen bitten, drängt der Rentner.
Unsere Redaktion hat nicht Mittel und Zeit um eine aufwendige Recherche in dieser Sache zu starten. Das versteht auch Stelian Preotescu – aber nur kurze Zeit denn von jedem nächsten Besuch bei uns erhofft er sich Neuigkeiten. Falls irgendwo Einzelheiten über den Abschuss und Absturz einer deutschen Maschine am 16. April 1944 bei Priseaca, Olt, erfahren werden können – ein bald 80-jähriger Rentner interessiert sich hartnäckig dafür und will nicht aufgeben.
Ralf Sudrigian
Stelian Preotescu gibt nicht nach und versucht Infos über einen 1944 ereigneten Flugzeugabsturz zu sammeln. Foto: der Verfasser
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
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Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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