01.07.22

Es ist zweifellos ein grundlegendes Werk zu Geschichte Rumäniens dessen Autor der bekannte Historiker Dr. Volker Wollmann ist, und einen Bereich analysiert dem kaum jemand eine so anschauliche Übersicht geboten hat, sondern nur einige Wirtschaftszweige bisher analysiert wurden. Die bisher erschienen acht  Bände die mit der finanziellen Unterstützung des Departements für interethnische Beziehungen der Regierung Rumäniens über das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien (DFDR) erscheinen konnten, füllen eine Lücke in der Landesgeschichte die bisher zum Großteil noch offen stand. Auch ist dieses Werk allen Forschern zugänglich da es in der Landessprache und unter besten drucktechnischen Voraussetzungen erschienen ist. Der Autor der bis zu seiner Aussiedlung 1988 Leiter des Geschichtsmuseums des Kreises in Reschitza, anschließend am Institut für Geschichte und Archäologie der Rumänischen Akademie in Klausenburg tätig war, hat somit sich auch diesem Forschungsbereich gewidmet, den er dann als Leiter des Siebenbürgischen Museums auf Schloß Horneck in Gundelsheim fortsetzen konnte, und nach seiner Verrentung weiterhin ausbaut. Auch baut er in seinen Forschungen auf eine weite Zusammenarbeit mit hiesigen Forschern, mit Fachleuten im wirtschaftlichen und industriellen Bereich, zahlreichen Fotografen die ihm konkrete Auskunft und Unterstützung geboten haben. Seine Forschungen beziehen sich nicht nur auf die verschiedenen industriellen Wirtschaftszweige, sondern auch auf die Anfänge der wirtschaftlichen Entwicklung in Rumänien, auf die Tätigkeiten der Handwerker ausgehend von den Zünften, den späteren Kleinbetrieben, bis hin zu der Auflösung ganzer Wirtschaftszweige und Großbetriebe nach der politischen Wende von 1989. 
Schon mehrmals hatte der Historiker den Abschluss seiner Forschungen angekündigt wie auch die weitere Veröffentlichung dem Bereich gewidmeten Sammelbände, um dann immer wieder auf ehemalige Unternehmen und Unternehmer zurück  zu kommen die nicht erwähnt worden waren und  bekanntgemacht werden mussten. Und ein besonderer Verdienst muß Dr. Volker Wollmann noch bezeugt werden.  Durch die bisherige Veröffentlichung der nun neun Bände seines Werkes  "Patrimoniu preindustrial si industrial în România" (Vorindustrielles und industrielles Erbe in Rumänien), hat er auch die siebenbürgisch-sächsischen, die der schwäbischen Unternehmer, aber auch der anderen Angehörigen der da lebenden Ethnien der Vergessenheit entrissen und zugänglich gemacht. Mit bedauern hat er festgestellt, dass das Erbe der Kulturindustrie landesweit von der Vergessenheit bedroht ist, dass wertvolle Industriegebäude verfallen sind oder abgetragen wurden um den neuen Investitionen Platz zu machen, oder auch Gewinn für die neuen Eigentümer durch den Absatz von Maschinen, Anlagen,  als Altmetall zu erzielen. Viele dieser ehemaligen Bauten könnten der Gemeinschaft dienen in dem diese restauriert und zweckentsprechend als Kultur-, Geschichts-, soziale Institutionen dienlich gemacht werden würden. Bedauerlich ist von den Auflistungen die vor einigen Jahren gemacht worden sind, gerade die technischen und industriellen Gebäude die geschützt werden müssten, fehlen. Auch wenn mit Verspätung müßte eine eingehende Bestandsaufnahme gemacht werden um  noch zu retten was zu retten ist. 
Eingeleitet wird der aufliegende Band mit einigen Beispielen von ehemaligen Industrieunternehmen im Schiltal, im Banat, in Siebenbürgen die besondere Industriegebäude aufweisen konnten, gegenwärtig nur noch als Ruinen da stehen, wenn sie nicht schon ganz von aus dem Blickfeld verschwunden sind. Beispielgebend ist die Lage u.a. in Kronstadt wo  das ehemalige Traktorenwerk, wo zwischen den beiden Weltkriegen das Flugzeugbauunternehmen bestand und über historischen Bauten verfügten, die zum Großteil nicht mehr stehen, und an deren Stelle ein Neubauviertel mit Wohnblocks errichtet wird. Ähnlich steht es auch mit anderen ehemaligen Kronstädter Betrieben wie der Schiel-Fabrik an deren Stelle heute ein Einkaufszentrum steht, oder die Erdölraffinerie die ganz von der Oberfläche verschwunden sind. Zahlreiche derartige Beispiele mit ansprechenden Illustrationen aus allen Landesteilen werden geboten. Versprechend sind einige Initiativen wie die Gründung des Vereins Monumentum der den Notdienst für Baudenkmäler (Ambulan]a pentru monumente) geschaffen hat und seine Tätigkeit auf mehrere Landeskreise ausgeweitet hat. "Heritage of Timi{ora" hat sich dem Temeswarer Patrimonium angenommen und restauriert den Josefstädter Wasserturm zu einem Kulturraum. Restauriert werden oder sollen, einige Dampflokomotiven die in Reschitza gebaut worden sind. Der Autor bezieht sich auch auf hydrotechnische Anlagen die auf eine geschichtliche Tradition zurückblicken und zur Zeit besonderes als Bewässerungsanlagen dringender Verwendung benötigten. Derartige Anlagen gab es auf den Flüssen des Landes, Schleusen haben die Jahre überstanden, müßten aber mit zielgerichteten Investitionen wieder in Funktion gesetzt werden. 
In einem weiteren Kapitel nimmt sich der Autor weiterer ehemaliger industrieller Gebäude an die in den bisher erschienen acht Bänden nicht vermerkt worden sind. Auf die Tradition der Kronstädter Firma Karl Einschenk, auf die Orgelbauwerkstatt Wegestein in Temeswar, auf die Papierfabrik in Petersdorf, auf Turmuhrwerke, Kirchenglocken nimmt der Autor Bezug, um nur einige zu nennen. Besonderes wertvoll sind die technischen Angaben über Bau und Ausstattungen, den zahlreichen Illustrationen und Archivfotos auf die zurückgegriffen werden konnte. Besondere Anerkennung benötigen auch alle Ansprechpersonen, die zahlreichen Fotografen die Dr. Volker Wollmann fachliche Unterstützung geboten haben. Verdienstvoll erwies sich auch dieses Mal die Honterus Druckerei aus Hermannstadt in der 2021 auch dieser Band gedruckt werden konnte. 
Dieter Drotleff.

Zu: Wollmann, Volker: Patrimoniu preindustrial si industrial în România, Sibiu, Editura Honterus, 2021. ISBN 978-606-008-099-2