„Ein Mann ein Wort“
22.07.22
Hans Bergel – ein Mensch, ein Leben, ein Glaube/ Von Mihaela Malea Stroe
Der am 26. Juli 1925 in Rosenau geborene Schriftsteller Hans Bergel konnte seinen in wenigen Tagen stattfindenden 97. Geburtstag nicht mehr erleben. Er ist am 26. Februar dieses Jahres an den Folgen der heimtückischen Pandemie aus dem Leben geschieden. In Erinnerung der Nachwelt ist er durch sein Werk, ein außergewöhnliches Schaffen, seinen Romanen, Erzählungen, Studien die auf seine siebenbürgisch-sächsische Herkunft bauen die er nie vergessen hat und der er stets verbunden geblieben. Nach 1990 hat er seine Besuche in der Heimat aufgenommen die ihm nach 1968 nach seiner Aussiedlung da verboten wurden, hat die Kontakte zu seinen rumänischen Freunden, der Kronstädter Filiale des rumänischen Schriftstellerverbandes gepflegt, mehrere seiner Werke wurden ins Rumänische übersetzt und sind in einheimischen Verlagen erschienen, beteiligte sich an den Buchvorstellungen, nahm an der Kronstädter Buchmesse teil, wurde als Ehrenbürger seines Heimatortes Rosenau und von Kronstadt erklärt, die Ehrendoktorwürde der Bukarester Universität wurde ihm verliehen. Am Tag seiner Beisetzung als auch die Glocken der Schwarzen Kirche in Kronstadt am 19. März 2022 läuteten, verfaßte die Kronstädter Autorin Mihaela Malea Stroe folgenden Text in Erinnerung an Hans Bergel mit dem sie auf eine langjährigen Freundschaft und Zusammenarbeit zurückblicken konnte, dessen Wortlaut wir nun unseren Leser in der deutschen Fassung von Dieter Drotleff bieten.
Immer war es mir schwer in der Vergangenheit zu schreiben wenn mir nahe stehende und liebe Menschen durch den Zoll des Luftzuges geschritten sind um sich mit dem ewigen unbeschatteten Licht zu treffen. Vielleicht auch weil jenseits der menschlichen Ergriffenheit, vor ihrem Abdanken die Überzeugung herrscht, gerade wenn sie nicht mehr vorhanden sind, diese aber nicht in Vergessenheit geraten. Sie übersiedeln bloß in eine andere Welt, von wo sie über uns wachen, auch wenn wir sie nicht mehr sehen.
Heute nach einer über ein Viertel Jahrhundert dauernder Freundschaft, fällt es mir schwer in der Vergangenheit zu schreiben nach dem ich bevorzugt wurde Hans Bergel zu kennen. Ich habe mir nicht vorgenommen da über den Schriftsteller und Journalisten Bergel, auch nicht über dem Gegner des Kommunismus und ehemaligen politischen Häftling Bergel, zu schreiben, denn sowohl seine literarische Tätigkeit wie auch die des Kommunismus-Gegners bekannt und anerkannt sind.
Ich möchte eher den Menschen Bergel würdigen, denn es geschieht nicht oft die Bescheidenheit, die Würde und Geradlinigkeit eines Schriftstellers und eines Menschen unter die vollständige Gleichnis stellen zu können wie im Falle von Hans Bergel.
In den über 25 Jahren in denen wir uns begegnet sind, korrespondiert haben, persönlich oder telefonisch aussprachen, habe ich nie eine Unterschied zwischen Schriftsteller und Mensch, zwischen Gedanken, Wort und Tat, zwischen seinem Gedankengut frei zu bleiben ohne Kompromißlosigkeit, feststellen können,treu dem guten Geist in allen herrschenden Zeiten von dem bösen Geist‘ zu bleiben. Böse Geister die sich in der Welt breit machen (Regierungen und verrückte Ideologien, die sich immer wieder verrückte Initiatoren, Propagandisten, Opportunisten, und Diener zu eigen machen) finden von denen man sich nur durch Wissen und Loyalität gegenüber dem ‚guten Geist‘ trennen kann, der einzige der einem die Eigenschaft als integrer Mensch sichern kann.
Ich habe auch seine Enttäuschungen (besonderes im Fall von zwei ‚Freunden‘ die ihn verraten haben, ihre Falschheit bezeugten, nur um sich ein anderes Ansehen zu verleihen), aber auch die innere Kraft über solche Situationen hinweg zugehen, eher zu verzeihen als zu verurteilen, die Dinge zu analysieren um an die Wahrheit zu gelangen, erlebt. Ich habe ihn bewundert wegen seines kritischen Geistes, er war immer wach und aktiv, war nie von Bosheiten, Wut, unbegründeten Anschuldigungen beseelt. Er hat sich bewahrt ohne auf sein Selbstbewußtsein zu verzichten, in den Grenzen der Objektivität, der Argumentation, manchmal mit feiner Ironie gewürzt.
Hans Bergel war der Mensch mit geradem Blick. Wenn er sprach, blickte er seinem Gegenüber in die Augen was bezeugte, daß das Ausweichen unmöglich war, daß der Dialog – mindestens seinerseits – offen, natürlich, ohne Verstecken oder Fallen sei. Für diejenigen die derartige Dialoge zu schätzen wissen, sind dieses Privilegien, besonderes durch sein Erzähltalent. Hans hatte eine sehr große Erfahrung aus dem Erlebten zu bieten wie I. Stone sagen würde zwischen „Agonie und Extase“. Er war noch enthusiastischer wenn die Dialogpartner Jugendliche wissensbegierig waren.
Er sagte das Schreiben ist sein Leben, aber wenn er über seine Familie sprach, wurde aus dem Ton ersichtlich, daß das Schrieben den Platz seiner tiefgründigen und ständigen Liebe seiner Frau Elke überlassen wird, seinem Schutzengel, und seinen drei Kindern, und die Geburt seiner zwei Enkelinnen war ein Segen der ihm besonderes Glück in den letzten Jahren brachte.
Ohne falsche Arroganz und Ehrgeiz hat sich Hans natürlich gefreut wenn ihm Preise, Titel oder Auszeichnungen verliehen wurden, aber ohne aus diesen ein Ziel für sich zu machen. Er war ihm nicht schwer zu erkennen, ein einfacher Meister des Gesprächs und Erzählkunst zu sein. Geboren, aufgewachsen und erzogen im siebenbürgischen, multinationalen Umfeld, schätzte er die wahren, bescheidenen bis hin zu den Allwissenden, gleich ihrer ethnischen Zugehörigkeit. Obwohl er durch viele dramatische Versuchungen geschritten ist, hat er sich doch eine gewisse Naivität, als biblisches Kind mit offenem Herzen, Liebe, Vertrauen voll bewahrt.
Ausgesiedelt aus seinem Heimatland wegen ungünstigen Erlebnissen da er hier Verfolgung, Gefängnis, Deportation, wegen dem was er als Gegner des Kommunismus getan hat, ausgesetzt war, wegen dem Vergehen frei zu denken, hat er trotzdem weiter Rumänien und die Rumänen geliebt. Er hat nie ein totalitäres Regime und dessen Ideologie, mit dem Land und seien Bewohnern verwechselt. Gleich nach 1989 als sein von 1968 bestehendes Verbot das Land zu besuchen aufgehoben wurde, ist er oft her wiedergekehrt und fühlte sich zu Hause sowohl in München als auch in Kronstadt. Mit seiner Liebe für sein Heimatland hat er auch viele deutsche Freunde überzeugen können, dass Rumännien nicht ein zurückgebliebenes Land, mit unzivilisierten Menschen ist, hat viele Besucher selbst da begleitet um die Realität kennen zu lernen.
Er liebte und kannte bestens die rumänische Sprache, besser als viele Zeitgenossen die diese nicht mehr entsprechend schätzten und respektierten, sah diese als besonderes reich und expressiv an. Und nicht als Letztes. Hans war ein Mensch der Zuverlässigkeit, „Ein Mann ein Wort“.
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
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Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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