Ein Stückchen Transsilvanien in Berlin-Mitte
19.08.10
Lockere Gespräche beim Siebenbürgen-Stammtisch
Seit sieben Jahren findet in Berlin der Siebenbürgen-Stammtisch (www.siebenbuergen-stammtisch.de) statt. Immer am zweiten Donnerstag im Monat treffen sich die Siebenbürger und die Siebenbürgen-Begeisterten in einem bekannten Lokal in Berlin-Mitte. Auch in Nürnberg und Heilbronn gibt es ähnliche Veranstaltungen, alles auf Initiative von Dipl.-Ing. Dirk B e c k e s c h, der in Deutschland in einer siebenbürgisch-sächsischen Familie geboren wurde. Der Stammtisch ist multiethnisch und offen gestaltet, Jede/r darf mitmachen und ist dazu herzlich eingeladen. Sogar diejenigen, die wenig über Siebenbürgen wissen - diese finden hier gewiss die richtige Plattform für eine Einführung. Aktuelles aus Rumänien, Geschichte und Kultur, Aus- und Rückwanderung, Urlaub, Hilfsprojekte, Reiseerinnerungen und -ziele, Jobangebote oder Stipendien, kulinarische Tipps, Bücher oder Filme zu Siebenbürgen, Berliner Veranstaltungen zu Rumänien, Mitfahrgelegenheiten – das sind nur ein paar Gesprächsthemen des Stammtisches, der außerdem noch eine geeignete Möglichkeit darstellt, um Kontakte zu knüpfen. Wer ist aber angesprochen? Wie es auf der Webseite heißt, „aufgeschlossene Menschen, die Multiethnizität und kulturellen Pluralismus respektieren und nicht auf ewig gestrige Vorstellungen fixiert sind.“ Der Stammtisch bringt zudem die verschiedenen Altersgruppen „an einen Tisch“, auf dem meistens ein Siebenbürgen-Fähnchen steht. Mal wird Deutsch, mal Rumänisch, mal Ungarisch gesprochen, je nachdem wer sich ins Gespräch vertieft.
Dirk B e c k e s c h (43) ist oft in Siebenbürgen, so auch diesen Sommer. Er besucht hier Veranstaltungen, lernt Leute kennen, diskutiert, recherchiert, reist in abgelegene Gemeinden. Der Stammtisch ist weder seine erste, noch seine einzige Initiative. Auf der Webseite siebenbuerger-chat.de bietet er „Spaß und Unterhaltung sowie Informationen aus und über Siebenbürgen fast rund um die Uhr“. Sein neuestes Projekt ist der Online-Shop mit Siebenbürgen-Thematik: Auf http://zazzle.de/siebenbuergenfan* und http://siebenbuergen-fan.de können T-Shirts, Mützen, Pullovers, Jacken, Kochschürzen sowie Teddys, Taschen, Anstecker, Regenschirme, Krawatten und Tassen mit dem Siebenbürgen-Wappen oder mit transsilvanischen Sprüchen und Redewendungen bestellt werden. Dirk B e c k e s c h sprach unlängst im Jugendzentrum Seligstadt/Selistat mit KR-Redakteurin CHRISTINE CHIRIAC über seine Interessen und Aktivitäten.
Bist Du ein Siebenbürger aus Deutschland? Wie würdest Du Dich vorstellen?
Ich bin gegen meinen ausdrücklichen Wunsch im deutschen Exil in Essen geboren und dann mit meiner Familie nach Drabenderhöhe umgezogen. Meine Mutter stammt aus Hermannstadt, mein Vater ist in Bukarest geboren, mein Großvater väterlicherseits auch. Mein Urgroßvater kam aus Marpod ins Burzenland und gründete dort das Zeidner Blumenunternehmen. Die Schule habe ich in Drabenderhöhe besucht, anschließend habe ich in Gummersbach studiert und wohne und arbeite nun seit dreizehn Jahren in Berlin.
Wenn es um Siebenbürgen geht, bist Du sehr informiert und engagiert. Wie kommt es zu Deiner Verbundenheit zur siebenbürgisch-sächsischen Tradition? Sprecht ihr Sächsisch zu Hause?
Nein, ich verstehe sehr gut Sächsisch, spreche aber fehlerhaft. Als Kind war ich oft auf Ferienlager, die von der Landsmannschaft an verschiedenen Orten veranstaltet wurden. Zudem haben wir daheim unheimlich viele Bücher zu Siebenbürgen. Leider haben meine Geschwister, und vor allem ihre Kinder, den Bezug zu Siebenbürgen verloren. Mein Gedanke wäre deshalb folgender: wenn man die Verbundenheit wieder fördern möchte, dann sollte man diese Kinder - wie meine Nichten und Neffen - nach Seligstadt für drei Wochen Ferienlager bringen. Sie sollten Siebenbürgen aus unmittelbarer Nähe erleben, etwa so wie auch ich ans Thema gebracht wurde. Meiner Meinung nach ist die Kluft zwischen den Ausgewanderten und den Zurückgebliebenen leider sehr groß. Wahrscheinlich kann und sollte man nun bei den Kindern und den jungen Menschen ansetzen, damit es Sinn macht.
Wie ist es zu Deinen Projekten in Berlin gekommen, zum Stammtisch beispielsweise? Wie viele Leute kommen im Durchschnitt?
Der Gedanke war, dass man in einer so großen Stadt jahrzehntelang leben kann, ohne Leute kennenzulernen. Es ist aber ein ziemliches Hobby von mir, Leute ins Gespräch zu bringen. Zum Stammtisch kommt sozusagen alles, was mit Siebenbürgen zu tun hat. Mal waren wir dreißig, mal sieben oder acht, mal zwanzig, mal fünfzehn.
Wo fühlst Du dich besser?
Mir fehlt nichts, wenn ich hier in Siebenbürgen bin. Vielleicht werde ich Berlin ganz verlassen und her kommen. Ideal wäre es, hier zu arbeiten und das Geld in Deutschland zu verdienen.
Wie kam es zu Siebenbürgen-Tassen und -T-Shirts?
Was ich mir sehr stark wünsche, ist, das deutsche Siebenbürgen wieder zu beleben. Deshalb habe ich auch verschiedene Siebenbürgen-Webseiten im Internet gestartet, als es noch nicht einmal Google gab. Wenn man über Suchmaschinen wie Altavista „Siebenbürgen“ suchte, gab es zwanzig Treffer. Jetzt sieht das zum Glück anders aus.
Foto 1
Angenehme Stimmung beim Siebenbürgen-Stammtisch in Berlin.
Foto 2:
Dirk B e c k e s c h zeigt stolz ein Siebenbürgen-T-Shirt.
Fotos: Christine Chiriac
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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