Ein Treffpunkt aller Kulturen
03.11.16
Kronstädter aldus-Verlag seit 25 Jahren zum Begegnungsort gestaltet
Zahlreiche Buchfreunde, Autoren und Medienvertreter waren in dem freundlicherweise von der Leitung des Kronstädter Evangelischen Stadtpfarramtes zur Verfügung gestellten Gemeinderaumes vor einer Woche eingetroffen, um das 25-jährige Bestehen des aldus- Verlags zu feiern. Gegründet wurde dieser von der mit Herz und Seele den Büchern verschriebenen Buchhändlerin Astrid Hermel und wurde am 10. Juli 1991 in der Apollonia Hirscher-Gasse eröffnet.
Der Famileinbetrieb übersiedelte dann nach einigen Jahren auf den Rossmarkt Nr. 5, von 2000 bis 2007 war dieser im Blauen Haus Nr. 17 am Marktplatz und seit 2007 ist er auf Nr. 18, ebenfalls am Kronstädter Alten Marktplatz, eröffnet. In den 25 Jahren seines Bestehens ist das Antiquarita, Buchhandlung und eigene Druckerei nicht nur zum Ansprech- sondern auch Treffpunkt von Kultur- und Buchfreunden aller in Kronstadt lebenden Ethnien geworden. Und da, in der Inneren Stadt, in unmittelbarer Nachbarschaft des bezeichnendsten Baudenkmals, dem größten gotischen Dom zwischen Wien und Istanbul, wie er in die Fachliteratur die Schwarze Kirche eingegangen ist, gaben sich symbolisch die Hand der da wirkende Humanist, Reformator und Schulamnn Johannes Honetreus und der venezianische Sprachgelehrte und Buchdrucker Aldus Manutius, seit dessen Geburt heuer 565 Jahre und seit seinem Tod 500 verstrichen sind. Dieser erfand auch die Kursivschrift. Das zu dieser Feier herausgegebene rund 100 Seiten umfassende Buch, verfasst von dem hiesigen Autoren Mircea Brenciu Freund, trägt auf dem Titelumschlag auch eine sehr ansprechende Grafik von Eugen Moga, die die beiden Humanisten Johannes Honterus und Aldus Manutius, im Hintergrund die Schwarze Kirche, darstellt.
Auf der zur Schau auf zwei Tischen gestellten Buchveröffentlichungen erhält man einen Rückblick auf die vielseitige Verlagstätigkeit. Besonderes Bücher zu der Geschichte der Stadt unter der Zinne, wie das Kronstädter Heimat- und Wanderbuch von Heinrich Wachner oder das von Dr. Maja Philippi „Kronstadt“-Buch als Neuauflagen, das Erscheinen der Bücher des Historikers Gernot Nussbächer in der Serie „Aus Urkunden und Chroniken“, anderer Autoren wie Carmen Elisabeth Puchianu, die die Serie der Germanistischen Beiträge da veröffentlichte, und die Referate umfasst, die anläßlich der jährlich stattfindenden Tagung Kronstädter Germanistik vorgelegt wurden, die Miniaturbüchlein in Versen, ebenfalls von Carmen Elisabeth Puchianu, oder die in Prosa mit eigenen Illustrationen von Eugen Moga, der Band von Helene Martha Copny der Erinnerungen aus der Russlanddeportation umfasst. Weitere Bücher von Willi Zeidner, Walter Peter Plajer, Alwin Zweier, Stefan Baciu, Kitty Deoanca, Petre Bucinschi, Mircea Brenciu Freund, Franz Remmel, Dan Vespan- um nur einige der Autoren zu nennen-veröffentlichten im aldus-Verlag. Im Verlag wurden aber auch Kalender, zahlreiche Broschüren, Faltbögen, die SKV-Jahrbücher herausgebracht. Die immer wieder stattgefundenen Buchvorstellungen vereinten zahlreiche Autoren, Kritiker, Buchfreunde und führten zu angeregten Diskussionen.
Der Familienbetrieb, in dem von Anfang an die ganze Familie mitwirkte, läuft, wie Inhaberin Astrid Hermel betont, zufriedenstellend.Von Anfang an erfreute sie sich der vollen Unterstützung ihres leider vor zwei Jahren verstorbenen Ehegatten Roland, der überall Hand anlegte. Sei es beim Binden, beim Sortieren der Druckseiten, führte laufende und erforderliche Reparaturen durch, sorgte auch im Haushalt dafür, das alles bestens in Abwesenheit seiner viel in der Buchhandlung beschäftigten Ehepartnerin käuft. Die beiden Söhne Edmund und Arthur gaben und geben volle Unterstützung . Arthur ,der sozusagen im Alleingang, seit kurzem auch mit Gattin Monica, die Druckerei betätigt, ist seit seinem 17. Geburtstag, den er bei der Eröffnung des Verlags 1993 feierte, dabei. Bei kleineren Auflagen wird Digitalfarbdruck vorgenommen. Bei größeren Auflagen von Farbdruck baut man auch auf Zusammenarbeit mit einer anderen Druckerei. Mit Unterstützung der Saxonia-Stiftung konnte auch die entsrechende Ausstattung vorgenommen werden. Sohn Edmond als Rückkehrer ist auch eine wichtige Stütze, besonderes was das Management betrifft, und kommt auch mit neuen Ideen, die dem Antiquariat und Buchahndlung neuen Aufschwung geben solle.
Das sieht man auch in ener gewissen Neugestaltung der Verkaufsräume. Nun werden möglichst viele Bücher ausgestellt, um den Besuchern, darunter viele Ausländer, diese näher zubringen. Buchangebote gibt es in deutscher, rumänischer, ungarischer, englischer, französischer Sprache u.a. Auch wird eine bessere Auswahl der im Angebot stehenden Kunstgegenstände, als wahre Antiquitäten, vorgenommen. Für ihre Tätigkeit, auch im Interesse der Gemeinschaft, wurde Astrid Hermel vom Demokratischen Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt und den Heimatortsgemeinschaften Kronstadt und Bartholomä in Deutschland, der Apollonia-Hirscher Preis verliehen.
Dozent Dr. Carmen Elisabeth Puchianu, die durch die jetzige Festveranstaltung als Moderatorin führte, bezeichnete aldus als einen Begenungsort, und Treffpunkt aller Kulturen. Inhaberin Astrid Hermel sei eine sehr komplexe Person, die auch als Gastgeberin der zahlreichen Buchfreunde, die die Schwelle des Ladens übertreten, mehrsprachig beratet, den Aufenthalt zu einem Erlenbinis macht. Das lateinische Logo des Schutzpatrons „aldus festina lente“, was „sich langsam beeilen“ bedeutet, sei sehr zutreffend für Astrid Hermel. Anderseits ist sie auch sehr hartnäckig, was ihr geholfen hat über vieles hinegzukommen. Auf diese Weise hat sie auch immer Menschen gefunden, deren Unterstützung sie sich erfreuen konnte. Nutznießer des Verlags sind auch die Universität, Studenten, Schüler, Auoren, die immer eine offene Türe da finden. Es war auch der Anlaß ihr die besten Wünsche zu übermitteln. Musikalisch taten dieses Eckart Schlandt (Klavier) und Gabriela Schlandt (Solo), die vier der sieben Strophen des Kronstadt-Liedes von Rudolf Lassel interpretierten.
Als Vorsitzender des Kronstädter Deutschen Ortsforums betonte Thomas Sindilariu, es mutgebend zu wissen, man habe auch einen deutschen Verlag in der Stadt. Als Historiker wisse er, was es bedeutet 25 Jahre hinter sich zu bringen.. „Auch wissen wir was die Geschichte für uns gebracht hat. Die Zukunft ist aber versprechend“ und wies auch auf die gute Zusammenarveit des Verlags mit Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde hin. Als einer der konstantesten und ältesten Mitarbeiter von aldus betonte der Historiker Gernot Nussbächer nicht nur, er stand diesem nahe, sondern auch der Verlag ihm. Er sprach seinen Dank aus für die Geduld die ihm bei der Herausgabe seiner Bücher immer wieder entgegen gebracht wurde. Seinen aufrichtigen Dank äußerte er diebezüglich an Astrid und Arthur Hermel. Anläßlich dieses Jubiläums erschien im Vorfeld auch sein rumänsicher Sammelband „Caietele Corona“.
Eckart Schlandt bot eine neue musikalische Einlage mit einer Phantasie von Valentin Bakfark, einem Zeitgenossen von Aldus Manutius.
Der Schrifsteller Ion Popescu Topolog bezeichnete Astrif Hermel als eine seiner ehemaligen Schülerinnen als ehrgeizig, wie sie auch am Saguna-Lyzeum war, und nicht an der Honterusschule. Durch den Verlag hat sie eine dauerhafte Einrichtung geschaffen die eine Jahrhunderte alte Kronstädter und Buezenländer Tradition aufegnommen hat und fortsetzt. Virgil Borcan, der Französich an derTransilvania-Universität unterrichtet, bezeichnete aldus als Verlag und Antiquariat, als Essenz des Kronstädter Kosmopolitimus.
Eckart Schlandt brachte die zweite Sonate von Paul Richter zu Gehör. Damit schloss er den Kreis der drei Komponisten, die in unmittelabrer Nähe gelebt haben, ab- Rudolf Lassel, Valentin Bakfark und Paul Richter.
Anschließend wurde der zu diesem Anlass von Mircea Brenciu Freund unter dem Titel „Cartile lui Aldus“ in rumänischer Sprache herausgebrachte Band vorgestellt. Der sieben Kapitel umfassende Band mit philosophischen Reflexionen bezüglich der Tätiget Aldus Manutius als Schutzpatron dieser Institution, geht in einem Teil auch auf die Verlagstätigkeit ein, bietet einen Bildanhang. Der Maler und Inhaber der eigenen Kunstgalerie Gebriel Stan, schätzte würdigend die von Eckart Schlandt gebotenen Musikeinlagen, zeigte sich besorgt darüber, dass das Buch heute nicht mehr einen solchen Anklang und Interesse bei der jungen Generation hat, diese sogar eine Verachtung diesem gegenüber zeigt, wähernd die Inormation über die elektronischen Medien immer mehr Überhand hat. Er bezeichnete Brenciu als einen sehr guten Chronisten. Iulian Catalui, der kürzlich ein Buch über die Wiederspiegelung der rumänischen Revolution im Roman der Gegenwart herausbrachte, machte ein Plädoyer für die, die im Dienst des Buches stehen, dieses weiterhin auch unter misslichen Umständen zu fördern. Mircea Brenciu betonte: „durch den gegenwärtigen Kulturtrend überlassen wir die Zukunft Robotern, die nicht mehr wissen ein Buch zu schätzen, den Geruch der Druckerschwärze zu genießen. Duch die Antiquariate wird ein kolossaler Kulturakt betrieben. Astrid Hermel hat es verstanden, das erforderliche Gefühl für das Buch aufzubringen und an andere weiter zu geben“.
Flankiert von den zwei Ehrenbüchern, in denen sich in der 25-jährigen Tätigekeit unzählige Dankes- und Anerkennungsworte von Besuchern aus der ganzen Welt sammlelten, sprach Astrid Hermel ihren Dank an das Stadtpaframt, Stadtpfarrer Christian Plajer, an alle Anwesenden, an ihre Familie, den beiden Söhnen und Schwigertöchtern, den zahlreichen Kunden, denen die Bücher anbieten um so diese in einen weiteren Umlauf weiter zu setzen, Ovidiu Cosuletu für den Entwurf des Logos aus. Auch ein Dank von Monica Tatusescu, ehemalige Mitarbeiterin der Kreisbibliothek George Baritiu, traf ein, da Astrid Hermel ein Buch aus dem Jahre 1521 in griechischer Schrift, vor 1989, an die Bibliothek vermitteln konnte, das heute zu den besonderen seltenen Drucken der Institution gehört. Die festliche Atmosphäre wurde mit einem Gedicht abgeschlossen, das der Autor Dan Vespan zu diesem Alass verfasst und vorgetragen hat. Mit einem Stehempfang und angeregten Aussprachen unter den Teilnehmern endete die Festlichkeit in der Hoffnung weitere Jubiläen des Verlags auch in Zukunft begehen zu können.
Dieter Drotleff
Anlaufstelle des aldus Verlag ist der Kronstädter Alte Marktplatz nr. 18. Hier im Foto - die Inhaberin Astrid Hermel. Fotos: der Verfasser
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
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