Ein wahrer Siebenbürger
08.04.10
Zum Gedenken an Ferenc László (1937 - 2010)
Am Montag, dem 22. März 2010, wurde im Klausenburger „Hasengarten"-Zentralfriedhof ein bedeutender Sohn dieser Stadt und Siebenbürgens zur letzten Ruhe geleitet. Es ist Dr. musicae Ferenc László, Professor an der Klausenburger Musikakademie „Gheorghe Dima", Gründer und Ehrenvorsitzender der Rumänischen Mozart-Gesellschaft, ein verdienter Musikinterpret, Musikwissenschaftler und Musikpädagoge im vergangenen halben Jahrhundert. Wenn auch sein Tod ein großer Verlust ist, können wir doch sehr dankbar sein für sein reiches Werk, das im Biobibliographischen Lexikon „Musiker aus Rumänien" von Viorel Cosma zu einem großen Teil erfaßt ist.
Nach dem Besuch der Klausenburger Musikschule, wo er für das Fach Flöte seine Grundausbildung erhielt, studierte er am Klausenburger Konservatorium bis 1959 und wurde danach als Flötist bei der Hermannstädter Philharmonie angestellt. 1966 kehrte er als Professor an die Klausenburger Musikschule zurück, wirkte dann am Bukarester Konservatorium bis 1991 und seither am Klausenburger Konservatorium, wo er im Jahre 2001 auch den Titel eines Doktors der Musik erwarb und seither Doktorvater verschiedener junger Musikdoktoren war, darunter auch der Kronstädter Ursula Philippi, Katalin Hanke und Steffen Schlandt.
Nach unseren Kenntnissen fällt seine erste massive Begegnung mit sächsischen Studenten in die Zeit 1956/1957. Damals wurde unter der Leitung von Prof. Kurt Mild ein Chor gebildet, der die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach in der Klausenburger Reformierten Kirche in der Wolfgasse aufführen sollte, was aber von den damaligen Behörden verboten wurde.
Später widmete er sich dem Erlernen der deutschen Sprache, was er nach seiner Heirat mit der Cellistin Ilse Herbert im Jahre 1963 gewissermaßen auch im Familienkreise zu einer schönen Vollkommenheit brachte und dadurch ein wahrer Siebenbürger wurde, der in den drei Landessprachen und in deren Kulturen - besonders aber Musikkulturen - zu Hause war wie kein Zweiter. Schon früh, in seiner Hermannstädter Zeit, übte er seinen Hang zur musikwissenschafttlichen Forschung aus und hat im Laufe der Jahre zahlreiche grundlegende Untersuchungen vor allem über Bela Bartók, dann über Philipp Caudella, George Enescu, Johann Sebastian Bach, Georg Philipp Telemann, Wolfgang Amadeus Mozart u.v.a. verfaßt und veröffentlicht.
Auch zu Kronstadt und Kronstädter Musikern hatte Ferenc László mehrere gute Beziehungen, besonders zu Eckart Schlandt und zuletzt zu Steffen Schlandt.
Ferenc László war ein treuer und aufmerksamer Besucher des Kronstädter Kammermusikfestivals und im Jahre 1986 auch der offizielle Chronist der Veranstaltung in der Kronstädter Lokalzeitung „Drum nou".
In der „Karpatenrundschau" veröffentlichte er die Beiträge „Bela Bartók hierzulande" im Jahre 1976 (Nr. 29 + 30) und „Bartók und die Siebenbürger Sachsen" (Nr 11+12/1981), später über das „Bukarester Haydn-Autograph" (Nr. 20/1982) sowie über die Rhapsodien von Franz Liszt (Nr. 40+41/1986).
Auch für die Kronstädter ungarische Wochenschrift „Brassói Lapok" schrieb er Beiträge über „Schicksalsfragen der Kammermusik" (Nr. 29/1982) sowie über „Musikgeschichtliche Forschungen" (Nr. 46/1986).
Dabei soll auch nicht vergessen werden, daß Ferenc László es war, der im Jahre 1976 zu neuen Forschungen über den Kronstädter Lautenisten Valentin Greff-Bakfark (1527 - 1576) anregte (KR Nr.35/1976).
Für seine Einstellung ist ein Satz aufschlußreich: „Wir sind lebenslänglich Sklaven unserer Forschungsaufgaben. Das ist vielleicht das Schönste an unserem Beruf." (KR 29/1982).
Nicht nur als Musiker, Musikwissenschaftler und Musikpädagoge war Ferenc László höchst wertvoll, auch als Familienvater, Freund und Gastgeber war er hervorragend.
Es war ihm eine Freude und Genugtuung, andern „Guttaten“ – wie er sie einmal nannte – zu bereiten.
Die obigen kurzen Zeilen von Freundeshand erheben keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, sie sollen aber ein wenig dazu beitragen, daß die Verdienste von Ferenc László nicht in Vergessenheit geraten. Soli Deo Gloria – Allein Gott die Ehre, daß wir diesen wunderbaren Menschen haben durften und wir sprechen seiner Familie unser herzliches Beileid aus.
Gernot Nussbächer
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
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