„Eine Handlung gegen das Vergessen”
20.01.23
Gedenken an die Opfer der Deportation
Im Kirchhof der Bartholomäer Kirche fand, wie in jedem Jahr, anschließend an den Gottesdienst vom Sonntag, dem 15. Januar, eine Andacht mit Kranzniederlegung zum Gedenken an die Deportation vor 78 Jahren statt.
Hier Auszüge aus der Andacht und dem Gebet, die von Pfarrer Klaus Daniel gehalten wurde.
Wir gedenken heute der Russland-Deportation. Vor 78 Jahren ist dieses schwerwiegende Ereignis in die Reihen der Deutschen in unserem Land eingebrochen. Heute, oder in diesen Tagen werden viele Siebenbürgische Gemeinden vor ihre Gedenktafeln und Gedenksteine treten. Hier stehen die Namen der Frauen und Männer, welche die Jahre der Qualen, Entbehrungen und Schrecken nicht überlebt haben und in fremder Erde liegen. Auch wir wollen uns heute vor unserem Denkmal in Ehrfurcht beugen und einen Kranz niederlegen.
Es gibt auch das Gedächtnis im Herzen, das nicht beseitigt werden kann und soll, vielmehr das gepflegt werden muss. Es ist eine Handlung gegen das Vergessen. Auf unserem Denkmal stehen 84 Namen von Männern und Frauen, die in fremder Erde liegen. Das in Russland erlittene Leid ist von vielen Zeitzeugen beschrieben worden. Für uns wird es immer schwerer nachzuvollziehen, was die Menschen damals durchstehen mussten, sowohl in der Deportation, als auch zuhause im Land. Im Januar 1945 waren Kinder und alte Leute zurückgelassen worden. Es erfolgte die Enteignung und Entrechtung als weitere gegen die Deutschen getroffenen Strafmaßnahmen.
Viele Familien erlitten bittere Not. Ihr Überleben war der gut organisierten Gemeinschaftsfürsorge oder Nachbarschaftshilfe zu verdanken.
Es waren Ereignisse, die das Vertrauen in die neue Regierung vernichtet haben, was auch verständlich ist.
Paulus schreibt:
Rächet euch selber nicht, meine Liebsten, sondern gebet Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben:
„Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr"
(...)
Liebe Gemeinde,
Die Sehnsucht, aus dem Schatten herauszutreten, ins „Reine" zu kommen, sich gut zu fühlen, ist keinem von uns fremd. Paulus hat einen guten Weg für uns. Er führt aus dem Gefängnis der Rache hinaus - und sieht die Rache bei Gott gut aufgehoben. „Vergeltet niemandem Böses mit Bösem! Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann. Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.
Amen!
Altdechant Klaus Daniel hält vor Bartholomäer Kirchengemeindegliedern eine Andacht zum Gedenken der im Januar 1945 in die Sowjetunion deportierten Bartholomäer Sachsen. Foto: Christian Macedonschi
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