Eine Reise zurück in die eigene Geschichte
20.05.10
Sara Dootz und Werner Schmitz stellten gemeinsam erarbeiteten Erinnerungsroman vor; Steffen Schlandt zeigte einen Film über Caroline Fernolend - zwei Arbeiten von bleibender Breitenwirkung
Sicher gehört es nicht zum Alltag, dass aus einer Bekanntschaft zwischen einer sächsischen Bäuerin aus Siebenbürgen und einem deutschen Journalisten und Autor von Kriminalromanen eine bleibende Freundschaft entsteht, und die von dieser ihm erzählten Erinnerungen - kennzeichnend übrigens für viele Fälle aus der sächsischen Gemeinschaft -, Thema eines Romans wurden, der Breitenwirkung zeigen wird. Werner Schmitz war erstmals 1999 in Rumänien als er für das Stern-Magazin, bei dem er von 1989 bis 2006 als Reporter arbeitete, um eine Reportage über den Wildforscher Christoph Promberger und dessen Projekt bezüglich seiner Erforschungen über die Wölfe zu schreiben. Siebenbürgen blieb ihm seither im Herzen und er kehrte immer wieder her zurück. Mit Hermann Kurmes unternahm er eine drei Wochen dauernde Reise. 2006 führte ihn Christoph Promberger nach Deutsch-Weißkirch/Viscri im Repser Gebiet, und so lernte er Sara Dootz (Jahrgang 1936) kennen von deren Erinnerungen und Lebensweisheiten er gleich fasziniert wurde. Die siebenbürgische Bäuerin und Burghüterin der unter UNESCO-Denkmalschutz stehenden Kirchenburg, die schon mehrmals Prinz Charles da begegnet hatte, ihn bewirten konnte, wurde für Werner Schmitz viel zu interessant als nur als Nebenfigur in seinem neuen Roman zu wirken.
Eine ganze Woche hindurch nahm er auf Band die von ihr geschilderten Erinnerungen auf, schrieb sie dann in Deutschland nieder und schickte sie wieder Sara Dootz zu, für Korrekturen und eventuelle Ergänzungen. Und, wie sie kürzlich auch bei der Buchvorstellung im Rahmen der deutschen Vortragsreihe im Festsaal des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt vor den zahlreichen Zuhörern erklärte, hat sie damals ihr Herz ausgeschüttet. Dabei dachte sie nicht, dass Werner Schmitz alles aufnimmt. Er hat ihre Aussagen in der Ich-Form niedergeschrieben. Und wie er ebenfalls in diesem Rahmen betonte, ist es nicht ein Buch für die Siebenbürger Sachsen geworden und gedacht, sondern für den Leser in Deutschland geschrieben. Die Lebenserinnerungen einer Bäuerin aus Siebenbürgen erschienen unter dem Titel „Mit der Sonne steh' ich auf“, gezeichnet von Werner Schmitz und Sara Dootz. Sie handeln von einer versunkenen Welt, über eine Minderheit die der deutsche Leser im deutschen Sprachraum Europas kaum kennt. Es war mühsam für den Autoren einen Verlag für die Herausgabe und Druck zu finden; schließlich zeigte sich der Landwirtschaftsverlag GmbH Münster gewillt, das Buch, unter besten drucktechnischen Voraussetzungen in diesem Jahr, herauszubringen. Aus dem auch gut illustrierten Band las Werner Schmitz das Kapitel „Hühnersuppe für Prinz Charles“ vor, mit dem gleich die Herzen der Zuhörer und potentiellen Leser erobert wurde. Auch ist aus dem Band genau zu entnehmen, wie ihre Bekanntschaft und die von Tochter Caroline zu Jessica Douglas Home, über diese zu Prinz Charles entstand,sowie die Rolle der Mihai Eminescu Trust-Stiftung im Wiederaufbau von Kulturerbe in Siebenbürgen. „Sara's Leben ist so reich an Erlebnissen, menschlichem Verständnis, Humor, so dass man in dem Buch nichts hinzufügen musste“ betonte Werner Schmitz. Es ist eine Reise zurück in die eigene Geschichte, die der Siebenbürger Sachsen.
In Fortsetzung dieser Veranstaltung zeigte Steffen Schlandt den ersten Teil des Films „Mein Dorf. Wege zu einer neuen Gemeinschaft“. Dieser enthält ein Gespräch mit Caroline Fernolend, der Tochter von Sara Dootz und Leiterin der Vertretung von Mihai Eiminescu Trust in Rumänien. Praktisch wird in diesem viel aus dem Inhalt des Buches, bildlich und musikalisch, sehr gekonnt festgehalten. Gemeinsam mit Laurentiu Hatia Klusch hat der junge, doch längst bekannte Organist, Musiker, Musikpädagoge Steffen Schlandt diesen Film erstellt. Während eines Gespräches mit Caroline Fernolend werden Dorfansichten von Deutsch-Weißkirch geboten, Menschen bei der Arbeit gezeigt, die Dank der da durchgeführten Projekte vermittels der Mihai Eminescu-Stiftung eine neue Zukunft vor sich sehen. Die noch gering an der Zahl da lebenden Sachsen wachsen mit den Rumänen und mehrheitlichen Roma zu einer neuen Gemeinschaft zusammen. Sie lernen gegenseitig viel von einander , setzen sich für den Erhalt des Dorfes und der Kirchenburg ein, sehen neue Perspektiven für die Zukunft durch die Entwicklung des Tourismus. Allein im Vorjahr waren 10.000 Besucher in Deutsch-Weißkirch. Dahinter steht ohne Zweifel Caroline Fernolend die die tragende Rolle spielt, den Menschen nicht nur durch Worte Mut machte, ihnen ein neues Bild der Zukunft vorlegte. Sie hält Stationen ihres Wirkens in dem Gespräch fest. Es geht nicht nur darum, das kulturelle Erbe zu erhalten, sondern auch die Menschen dafür zu erziehen. Auch Roma helfen mit wenn es darum geht, das Schuldach, Häuser aus der Gemeinde oder die Kirchenburg zu reparieren. Anderseits arbeitet die Stiftung mit dem Landeskonsistorium zusammen, um 18 Kirchenburgen in Siebenbürgen zu restaurieren die ihre Tore auch für Touristen öffnen werden. Auf diese und viele andere Vorhaben, aber auch auf bisher Geleistetes bezieht sich Caroline Fernolend in der Filmaufzeichnung, eine DVD die noch aus zwei weiteren Teilen besteht. Es folgt ein zweiter Teil mit Porträts von acht Dörfern und den von der Stiftung in diesen verwirklichten Projekten. In einem dritten Teil wird ein musikalischer Gruß aus dem Burzenland, aufgenommen in der Kirche von Heldsdorf, als Brücke zu dem Repser Ländchen geboten.
Schlussfolgernd zu dem Dienstagnachmittag vom 11. Mai, an dem im Rahmen der deutschen Vortragsreihe Werner Schmitz und Sara Dootz ihr Buch vorstellten, die im Film von Caroline Fernolend festgehaltenen Aussagen zu sehen und hören waren, kann behauptet werden, es sind Hoffnung gebende Aktionen und Zukunft weisende Schritte von denen nicht abgesehen werden kann.
Dieter Drotleff
Die beiden Verfasser Sara Dootz (rechts) und Werner Schmitz bei der Buchvorstellung.
Foto: der Verfasser
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