Einzigartige Fotoporträts-Ausstellung
21.10.10
Frank Gaudlitz stellt im Kronstädter Museum der städtischen Zivilisation aus
Es ist die erste Ausstellung die in den Mansarderäumen des Kronstädter Museums der städtischen Zivilisation am Marktplatz eröffnet wurde. Die Wahl war richtig, denn sicher wird diese Ausstellung des deutschen Kunstfotografen Frank Gaudlitz in der Reihe der hier organisierten Veranstaltungen einen bleibenden Platz einnehmen. Unter der Bezeichnung „Casa mare“ hat der Autor die Porträtierten in Festkleidung in ihren „guten Stuben“ mit dem Objektiv seiner Kamera verewigt. Zwei Jahre hindurch, von 2006 bis 2008, war Frank Gaudlitz auf Spurensuche in vier Länder gegangen, in Gebiete die vor allem eine vielseitige ethnische Komponente aufweisen. In Rumänien waren es Siebenbürgen, die Dobrudscha und die Maramuresch, in Ungarn führte ihn der Weg in die Schwäbische Türkei, in Serbien in die Vojvodina und weitere Aufnahmen entstanden in der Republik Moldau. Sowohl in Gemeinden, Dörfern als auch in Städten hat der Künstler Menschen ausfindig gemacht, die unterschiedlichen Ethnien, Alters- und Berufsgruppen angehören. So findet man Porträts von Anita Guth (21) einer Schwäbin aus Pecs, Maria Reuss (58) aus Großau/Cristian, Johann Schopp (78) aus Alzen/Altâna und Eginald Schlattner aus Rothberg/Rosia, alles Sachsen aus dem Kreis Hermannstadt wie bei den Namen vermerkt wird. Frank Gaudlitz hat nicht auch in Kronstadt anlässlich seines Projektes fotografiert, wo er auch nicht bei der Vernissage der Ausstellung am Freitag, dem 8. Oktober, dabei sein konnte, da er sich in Südamerika befand, wo er ein ähnliches Projekt durchführt. Anderseits ist Kronstadt die erste Stadt in Südosteuropa wo die Ausstellung gezeigt wird. Diese bleibt bis Mitte Dezember geöffnet, wenn einige der in den Bildern dargestellten Personen zu der Besichtigung der Ausstellung eintreffen werden und voraussichtlich auch Frank Gaudlitz anwesend sein wird. Anschließend wird die Ausstellung in Belgrad und dann in Pecs, einer der diesjährigen Kulturhauptstädte Europas, gezeigt. Vorher war sie in Berlin und Potsdam zu sehen, so dass man ruhig von einer europäischen Ausstellung sprechen kann.
Beeindruckt wird man beim Betrachten der Bilder durch die Farbenvielfalt entweder der für den Fototermin speziell angezogenen Tracht oder Festkleidung, dann dem Umfeld der „guten Stube“ die mit Kissen, bunten Vorhängen oder Möbeln, Bildern an den Wänden ausgestattet ist. Sehr ansprechend ist beispielsweise das Porträt von Eginald Schlattner in dem noch zwei suggestive Grafiken mit Porträts des stehenden Pfarrers und Schriftstellers – übrigens alle Personen wurden stehend fotografiert -, weitere Charakterzüge der Person erkennen lassen. Zum Großteil umfasst die Ausstellung Porträts, aber auch Interieurs ohne Personen. So bekommt man einen Einblick über Trachten, spezifische Gesichtszüge der porträtierten Personen, Ausstattung der guten Stuben bei den Angehörigen dieser unterschiedlichen Ethnien, sei es Schwaben, Türken, Lipowener, Sachsen, Roma, Rumänen, Ungarn u.a. Interessant ist auch die von dem Fotografen verwendete Technik. Er hat keine Veränderungen des Lichtes vorgenommen, kein Blitz verwendet, dafür aber mit längeren Belichtungszeiten gearbeitet.
Frank Gaudlitz wurde 1958 in Vetschau (Deutschland) geboren und hat Fotografie mit Professor Arno Fischer an der Universität Leipzig studiert. Er hat außer dem Bildband mit den in Kronstadt zu sehenden Porträts, der da auch gekauft werden kann, einen Band über den Abzug der russischen Truppen aus Ostdeutschland herausgebracht. Zu seinen weiteren durchgeführten Projekten gehörten auch eines über den Mauerfall, und „Warten auf Europa“ innerhalb dessen er Porträts fotografierte, anlässlich der Donaufahrt die er von der Fluss-Quelle bis zur Mündung ins Schwarze Meer unternommen hat.
Anlässlich der Vernissage der Ausstellung in Kronstadt, bei der sich zahlreiche Kunstfreunde und Medienvertreter eingetroffen hatten, sprach seitens der Organisatoren Dr. Ligia Fulga, Direktorin des Kronstädter Ethnographiemuseums, den Dank an die Institutionen aus Deutschland aus, die die Finanzierung des Projektes und dessen Gelingen gesichert haben. Durch die Ausstellung führte Dr. Beate Wild, eine bekannte Forscherin im Bereich der Ethnologie vom Staatlichen Museum zu Berlin, Koordinierung Ostmittel- und Südosteuropa, an dem sie seit sechs Jahren tätig ist. Vorher arbeitete sie 12 Jahre in Gundelsheim. Der Kronstädter Kreisrat war durch den Vorsitzenden der Kulturkommission, Stefan Aranyosi, vertreten, der dieses Kunstereignis auch würdigte. Ein Besuch der Ausstellung ist lohnenswert, die hinterlassenen Eindrücke sind sicher bleibend.
Dieter Drotleff
Foto 1:
Dr. Ligia Fulga (Mitte) eröffnete die erste Ausstellung in der Mansarde des Museums der städtischen Zivilisation. In die Fotoausstellung führte Dr. Beate Wild (rechts) ein. Stefan Aranyosi sprach seitens des Kronstädter Kreisrates den Dank an die Institutionen aus Deutschland aus, die das Projekt finanzierten und die es ermöglichten, die Ausstellung in Osteuropa zuerst in Kronstadt zu zeigen.
Foto 2:
Jedes Porträt in der Ausstellung verdient eingehend betrachtet zu werden.
Fotos: der Verfasser
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
Aktuell
Karpatenrundschau
25.10.24
Abschluss der Restaurierungsaktion im Rahmen der Vortragsreihe „Kulturerbe hautnah“ öffentlich vorgestellt
[mehr...]
25.10.24
Zum Band von Alfred Schadt: Zwischen Heimat und Zuhause. Betrachtungen eines Ausgewanderten
[mehr...]
25.10.24
Marienburg im Burzenland hat seit Kurzem ein amtlich bestätigtes Ortswappen/Von Wolfgang Wittstock
[mehr...]