Festung am Schloßberg vor Verfall retten
07.07.23
Historisches Baudenkmal in öffentlichen Besitz der Stadt übertragen
Die mittelalterliche Festung auf dem Kronstädter Schloßberg hat im Laufe der Jahrhunderte als Verteidigungsanlage, Gefängnis, Stadtarchiv, Störsender, Gaststätte gedient. Doch wegen der ungeklärten Situation des Eigentumsverhältnisses droht dieses seit einigen Jahren dem Verfall und wurde geschlossen. Dringende Restaurierungs- und Konsolidierungsarbeiten sind an diesem erforderlich. Seit 2015 hat die Stadtleitung begonnen Eingaben an die Regierung, an die verschiedenen Ministerien zu machen die reihum zu Verwaltern oder gar Eigentümern eingesetzt worden waren, um diese in Stadtbesitz zu übertragen damit die erforderlichen Investitionen vorgenommen werden können. Mehrere Kronstädter Persönlichkeiten haben wiederholt die Aufmerksamkeit auch der Stadtbewohnern auf die Bedeutung der mittelalterlichen Baudenkmäler, deren Instandhaltung gelenkt. Das galt auch für die Stadtmauern, den Wehranalgen was dann zur Restaurierung wenn auch nicht immer unter den besten Lösungen und Verwendung der entsprechenden Baumaterialien geschehen ist wie der Restaurierung der Stadtmauern entlang der Burgpromenade, des Weißen und des Schwarzen Turms in der Zeit des Mandates als Vorsitzender des Kronstädter Kreisrates Aristotel Cancescu war. Aus dem Besitz des Kreises gelangten diese wieder in die Stadtverwaltung mit Ausnahme der Festung am Schloßberg wegen den ungeklärten Besitzverhältnissen. Herder-Preisträger Architekt Günther Schuller (1904 - 1995) hat sich bezüglich der Instandhaltung dieser Anlagen für die Zukunft besondere Verdienste erworben, vor allem für den Schwarzen Turm nach dem dieser zum Großteil einstürzte, dann wiederaufgebaut wurde und ein Schutzdach aus Glas erhielt. In seinem Band "Kronstadt - Kaleidoskop einer Stadt im Südosten 1211 - 1988" betonte er bezüglich der Lage dieser Wehranlagen und der Festung: "So war bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts die Stadt unter der Zinne zusammen mit dem Schloß zu einer uneinnehmbaren Festung geworden, beschützt von dem durch seine Zunftordnung merkantil und militärisch straff organisierten Handwerkertum. Während der auch hier 1688 ausgebrochenen sozialen Konflikten ging jedoch die Geschichte dieser Festung als Schutzfeste zu Ende". Zu Lebzeiten sprach er sich für deren Umgestaltung als Gaststättenkomplex aus, doch diesen mit einer Drahtseilbahn auszustatten die die Verbindung zum unten gelegenen Stadtteil sichern sollte, hielt er als nicht sehr glücklich, was auch verhindert werden konnte. Nun wurde durch einen Regierungsbeschluß vom 24. Mai 2023, das Baudenkmal in den öffentlichen Besitz der Stadt Kronstadt übertragen, nach dem vorher auch mehrere gerichtliche Prozesse mit den letzten Eigentümern Innenministerium, dem Gaststätten- und Hotelunternehmen SC Aro-Palace SA geführt worden waren. Nach der Übergabe an die Stadt die nach 60 Tagen nach dem Regierungsbeschluß stattfindet, können die Restaurierungs- und Konsolidierungsarbeiten eingeleitet werden, und hoffentlich bald die Festung auch zweckentsprechend eingerichtet für den Besucherstrom zur Verfügung stehen. Diesbezüglich hat der Kronstädter Kreisrat und dem ihm unterstellten Geschichtsmuseum des Kreises ihr Angebot an die Stadtleitung gemacht,beratend beizustehen.
Geschichtlicher Rückblick
Errichtet wurde die Festung in den Jahren 1552 - 1554 während der Besetzung Siebenbürgens durch die habsburgischen Truppen. Die von Fürst Gabriel Bathori den Kronstädtern 1611 geschenkte Kanonen wurden auf das Schloß gebracht.Ein Feuer brach am 17. Oktober 1618 in dem Schloß aus wobei die danach erforderlichen Renovierungsarbeiten sieben Jahre dauerten. Auch die Burzenländer Gemeinden hatten Interesse an der Verteidigungsanlage und unterstützten die Kronstädter 1630 da vier Eckbastionen zu errichten. Nach dem Kronstädter Aufstand von 1688 weil die Stadtleitung die Festung den kaiserlichen Truppen übergeben wollte, besetzten die Aufständischen das Schloß, doch wurden diese besiegt. Während der österreichisch-türkischen Auseinandersetzungen 1737 - 1739 wurde die Schäden am Schloß repariert. Da die Kosten aber sehr hoch ausfielen, wurde dieses Kaiserin Maria Theresia geschenkt. Besucht wurde dieses dann sogar von Kaiser Joseph II. der den Auftrag erteilte dieses wiederherzustellen was bis 1785 auch geschehen ist. In den nächsten Jahren diente es auch als Gefängnis für Kriegsgefangene bis zum Jahr 1849 während der Revolution, als die da untergebrachten ungarischen Truppen von den Russen beschossen wurden und sich zurückziehen mußten. Dieses erlitt schwere Schäden. Außerhalb wurde eine katholische Kapelle gebaut in der schließlich ein Pulvermagazin dann eingerichtet wurde. 1932 schenkte die Stadt das Schloß König Carol II, daß dann zum Gefängnis umfunktioniert wurde. 1953 wurde dieses als solches aufgelöst und dem Staatsarchiv zugeteilt. Hier funktionierte auch ein Störsender der in den kommunistischen Jahren den Empfang westlicher Radiosender verhinderte. Nach den stattgefundenen Entspannungen, wurde der Störsender eingestellt, es wurde mit der Renovierung der gesamten Anlage begonnen. Nach dem im März 1971 das Ministerium für Tourismus gegründet wurde, sind in diesem mehrere Direktionen für internen und ausländischen Tourismus entstanden, und diesen die Tourismusunternehmen ONT Carpati Bucuresti, Litoral Constanta, ONT Carpati Brasov, das Bukarester Gaststätten- und Hotelunternehmen ITHR unterstellt. Die Festung am Schloßberg wurde 1981 als gefragtes mittelalterliches Restaurant eröffnet in dem auch Konzerte und Ballettaufführungen geboten wurden.
Da dieses mit der Zeit unrentabel wurde auch durch die schwierigen Fahrten auf den Schloßberg besonderes für ausländische Reisebusse, hat der neue Eigentümer SC Aro Palace SA als Nachfolger von ONT Bra{ov, dieses gesperrt. 2015 wurde eine Waldlichtung am Hang vorgenommen und seither erstrahlt die Festung bei Nacht in Flutlicht. Seit 2015 ist der Komplex dessen Verkaufswert auf 2.044.160 Lei geschätzt wird, geschlossen da sich kein Investor fand um dieses zu erwerben und neuen Glanz zu verleihen. Von der Regierung wurde auch eine Partnerschaft in der Verwaltung der Festung vorgeschlagen bestehend aus Kronstädter Bürgermeisteramt, Kreisrat und Transilvania-Universität. Sicher wird es noch diesbezügliche Meinungen geben. Doch sollte an die erforderlichen, dringenden Eingriffe geschritten werden um den Bau vor weiterem Schaden zu schützen.
Dieter Drotleff
Die Zitadelle am Schloßberg ist seit Jahren für Besucher geschlossen, somit kann die ehemalige Verteidigungsanlage nicht besichtigt werden. Foto: der Verfasser.
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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