Forschungsberichte über die Szekler
02.07.09
In vorliegendem Sammelband werden die Referate veröffentlicht, die auf der Tagung des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde Hermannstadt im April 2006 in Sankt Georgen (Sfântu Gheorghe) präsentiert wurden. Dafür konnten kompetente Fachleute aus Rumänien, Ungarn und Deutschland gewonnen werden, die einen Überblick über die neuesten Forschungen zur Geschichte der Szekler bieten. Die Referate, die in verschiedenen Sprachen geboten wurden, liegen nun, übersetzt in deutscher Sprache, auf und sind somit einem größeren wissenschaftlichen Kreis zugänglich.
Die Sachsen haben seit ihrer Ansiedlung in Siebenbürgen in unmittelbarer Nachbarschaft der Szekler gewohnt und wie diese zu den drei privilegierten Nationen des Landes gehört, was zu einer Zusammenarbeit ihrer Vertreter auf den Landtagen führte. Trotzdem gibt es in deutscher Sprache wenig Literatur über die Szekler, so dass man in sächsischen Kreisen viel zu wenig über deren Geschichte Bescheid weiß. Vorliegender Band ist zwar auch keine umfassende Geschichte der Szekler, beantwortet aber einige grundlegende Fragen über ihre Herkunft, die mittelalterlichen, rechtlich-sozialen Verhältnisse und ihre ethnische Zugehörigkeit nach der Auflösung des privilegierten Standes.
Der erste Beitrag des Bandes bietet einen kurzen Überblick über die Geschichte der Szekler bis Ende des 19. Jahrhunderts. Was ihre auch heute noch nicht geklärte Herkunft betrifft, wird darauf hingewiesen, dass sich die Hypothesen darüber in drei Gruppen zusammenfassen lassen: 1. Die Szekler sind die Nachfahren der Hunnen; 2. die Szekler sind ein den Ungarn verwandtes Volk, dass sich diesem während der Völkerwanderung angeschlossen hat; 3. die Szekler sind schon von ihrem Ursprung Ungarn. Der Umstand, dass in Urkunden die Szekler von Ungarn unterschieden werden („Hungari et Siculi“), weise jedoch darauf hin, dass die Ungarn und Szekler nicht identisch sind. Die Behauptungen rumänischer Historiker über eine rumänische Herkunft der Szekler entbehre jeder Grundlage. Zur Zeit leben die Szekler hauptsächlich in den heutigen Kreisen Harghita, Covasna sowie im östlichen Teil des Kreises Mieresch und im Aranyosch-Gebiet des Kreises Klausenburg.
Drei Referate weisen auf Quellen zur Szeklergeschichte hin, und zwar auf mittelalterliche archäologische Funde im Szeklerland und außerhalb dieses Gebietes, die aber den Szeklern zugeschrieben werden, auf Quelleneditionen mit Urkunden, Konskriptionen und Urbarien sowie auf Urkunden zur Szeklergeschichte im Archiv der Honterusgemeinde Kronstadt.
Der substantiellste Teil des Bandes beschäftigte sich mit den Gruppenprivilegien im mittelalterlichen Ungarn, mit dem Privilegienstand der Szeklernation, der Herausbildung der Szeklerstühle, der Typologie der Szeklersiedlungen, dem Verlust der szeklerischen Freiheitsrechte, der Wandlung der Szekler von der privilegierten Standesnation zu einem Teil der ungarischen Nation. Es ergeben sich Parallelen und Vergleiche mit dem Status der sächsischen Standesnation.
Die Szekler besaßen ursprünglich folgende Adelsrechte: freie Wahl der Würdenträger, Steuerfreiheit, Sicherung des persönlichen Vermögensbesitzes, persönliche Freiheit und ein eigenes Territorium, (das Szeklerland), das rechtlich nur dem König unterstand, der als Vertreter einen Szeklergrafen ernannte. Die Szekler hatten diese Freiheiten als Gegenleistung für Wehrdienste erhalten, und sie haben bis Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem militärische Funktionen erfüllt. Im Gegensatz zu den Sachsen des Königsbodens blieb jedoch nicht die Gesamtheit des Szeklervolkes im Genuss dieser Freiheiten, es bildeten sich vielmehr drei Stände: der Stand der Gemeinen Szekler („prixidari“), der Stand der Vornehmen („primores“) und der Adligenstand („primili“). Die Gemeinszekler wurden im 16. Jahrhundert zu Hörigen und zur Zahlung von Steuern verpflichtet. Eine weitere sozial-politische Änderung brachte die 1762-1764 erfolgte Einbeziehung eines Großteils der Szekler in die siebenbürgischen Grenzregimenter. Dies führte dazu, dass am Vorabend der Revolution von 1848 grundsätzlich nur die Aristokraten- und begüterten Adelsfamilien die privilegierte Szeklernation bildeten. Es ist daher verständlich, dass die verarmten Szekler die Wiederherstellung der alten Freiheiten forderten. Die Revolution von 1848 löste die ständische Szeklernation auf, die sich nun zur modernen ungarischen Nation bekannte und sich um eine bürgerliche Umgestaltung und wirtschaftliche Modernisierung des Szeklelandes bemühte. Dabei wurde der Staat in wirtschaftlicher Hinsicht zum größten Investor und Unternehmer und spielte vor allem bei dem Aufbau der Infrastruktur (Bau von Eisenbahnlinien) und Urbanisierung eine bedeutende Rolle.
Michael Kroner
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