Franz Josef Trausch 1795-1871
26.09.25
Lexikograph, Historiker und bedeutender Beamter der Stadt Kronstadt
Sowohl in der Siebenbürgischen Zeitung vom 20. September als auch in der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien vom 19. September wird unter dem Titel „Abschluss eines Jahrhundertvorhabens“ die Buchvorstellung des XI. und letzten Bandes des Schriftstellerlexikons in Hermannstadt, in Anwesenheit des Herausgebers Dr. Harald Roth, angekündigt. Den ersten Band hatte der Kronstädter Franz Josef Trausch schon vor 157 Jahren bei Johann Gött & Sohn Heinrich in Kronstadt 1868 herausgegeben. Wenn man das Vorgängerwerk von Johann Seivert dazu nimmt sind es sogar 240 Jahre seit Beginn dieses Vorhabens. Franz Josef Trausch hat es zu Lebzeiten geschafft die ersten drei Bände herauszugeben. Ziel des vorliegenden Beitrages ist es den Lesern den bedeutenden Kronstädter Historiker und Lexikograph, Sammler und Schriftsteller, Franz Josef Trausch, geboren vor 230 Jahren, vorzustellen und zu würdigen.
Franz Josef Trausch ist am 9. Februar 1795 in Kronstadt als Sohn des Magistratsrates Johann Josef Gottlieb Trausch (1768-1831) und der Josepha Enyeter geboren worden. Er ist ein Nachfahre einer Familie die seit fünf Generationen als Geistliche oder Beamte ihrem Volk gedient hatten. Nach beendeten Gymnasialstudien in Kronstadt studierte er Recht in Klausenburg und Neumarkt, lernte darauf einige Monate hindurch die Verhältnisse und den Geschäftsgang der Siebenbürgischen Hofkanzlei in Wien kennen und trat dann 1817 als Magistrats-Honorar-Sekretär dauernd in den Dienst seiner Vaterstadt. Hier erwarb er sich als Teilamts-Aktuar, Magistrats-Sekretär und städtischer Archivar die erforderlichen Kennnisse in der politischen Verwaltung und Justizpflege. Mit großem Pflichteifer erstieg er nach einander die Stufen der damaligen sächsischen Beamtenlaufbahn, 1831 Magistratsrat, 1841 Polizeidirektor und mehrfach Vertreter in die sächsische Universität, das war die Vertretung der sächsischen Nation. Kurz nach seinem Tod gibt sein Sohn Carl Josef Trausch eine „Lebenskizze“ seines Vaters heraus, die auch das eigenhändig verfasste “Erinnerungsbuch an meine zurückgelegte Lebenszeit“ enthält. Hier wird akribisch, jede beruflich erklimmte Stufe und jede Reise innerhalb Siebenbürgens aber auch nach Ungarn und Wien und sogar Konstantinopel , festgehalten, und es waren sehr viele. Und das alles meistens mit dem Postwagen oder mit privaten Kutschern. Nach dem Revolutionsjahr 1848 wurde er von der neuen Landesregierung als Rechtsconsulent zur Statthalterei nach Hermannstadt einberufen, dann im Februar 1850 mit dem Präsidium der k. k. Kammerprokuratur betraut und im Oktober 1853 zum Finanzrat ernannt. Im Dezember 1860 trat er, auf sein Ansuchen in den Ruhestand, aber vorher wurde er noch von seinem Kaiser mit dem Ritterkreuz des Franz Josefs-Orden ausgezeichnet. In all diesen unruhigen Jahren seines Berufslebens und Reisens, hat er aber immer, heute würde man sagen seinem Hobby gefrönt, nämlich dem Sammeln von alten Handschriften. Neben dem Schriftstellerlexikon sind seine Handschriftensammlung, in 248 Bänden seine größten Verdienste. In seinem Testament bestimmt er, dass diese wertvolle Sammlung gegen „billige Entschädigung“ dem evangelischen Gymnasium überlassen werden soll.
Neben all seinen reichhaltigen beruflichen Belastungen war Trausch auch Mitbegründer des Vereins für siebenbürgische Landeskunde, von 1842 bis 1858 Ausschussmitglied und von 1858 bis 1869 als Vorstand an dessen Spitze. Mitglied im Presbyterium und im Bezirkskonsistorium war er auch und ab 1865 wurde er sogar zum Bezirkskirchenkurator gewählt.
Und nun noch einige Worte über den Menschen Franz Josef Trausch und seine Vor- und Nachfahren. Die Familie Trausch stammt aus Strassburg und lässt sich bis 1560 zurückverfolgen. Das würde aber den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Der Vater Johann Trausch ist, in Ausübung seiner beruflichen Pflichten, in Neustadt im Burzenland an der Cholera gestorben, wurde aber später in die Familiengruft überführt. Franz Josef Trausch hatte noch zwei Schwestern, die ältere, Josepha hat den Pfarrer und späteren Marktrichter Georg Markus Riemer (1758-1831) geheiratet und die jüngere, Juliana hatte als ersten Mann den Lehrer und später Spitalsprediger Josef Fabricius (1794-1836) geheiratet. Der ist aber 1836 gestorben und dann hat sie den Lehrer und später Stadtprediger Johann Hiemesch (1792-1870) geheiratet.
Franz Josef Trausch heiratet im Jahr 1819 Josefa Greissing, die Tochter von Christoph von Greissing, (1778-1860) Stadtpfarrer in den Jahren 1835 bis zu seinem Tod und 16 Jahre lang Burzenländer Dechant zwischen 1833 und 1849 und hat mit ihr drei Töchter und einen Sohn. Die erste Tochter Josefine heiratet den Zeidner Pfarrer Josef Dück (1814-1883) und hat mit ihm 7 Töchter und einen Sohn. Die zweite Tochter Louise heiratet den Königlichen Rat Josef Ritter Plecker von Pleckersfeld (1815-1893).
Und die dritte Tochter, Julie heiratet den Oberstleutnant Anton Edler von Theuerkauf (1824-1911) und hat mit ihm drei Töchter und einen Sohn.
Der Sohn Carl Josef Trausch (1842-1903) Privatmann und Grundbesitzer bleibt unverheiratet und ist der Verfasser der Lebensskizze seines Vaters gedruckt in Kronstadt bei Römer & Kamner 1873.
Franz Josef Trausch ist durch Erbschaft Eigentümer des Hauses am Rossmarkt Nr. 7 geworden. Das Haus war seit mehreren Generationen im Eigentum der Familie Trausch. Im Jahre 1910 kaufte die evangelische Stadtpfarrgemeinde das Haus für die Peter Czeides-Stiftung. Im Jahr 2024 wird die Fassade dieses Hauses mit Unterstützung der Stiftung für Denkmäler renoviert. Dies wäre die richtige Gelegenheit gewesen eine Gedenktafel für Franz Josef Trausch an dem Haus anzubringen.
Franz Josef Trausch stirbt im Jahr 1871 und wird in der Familiengruft Innere Stadt A8 bestattet. Seine Frau war schon 20 Jahre vorher in Borsec gestorben und wurde später auch in diese Gruft überführt. Desgleichen wurden in dieser Gruft auch sein Vater Johann Trausch gestorben 1831 in Neustadt und seine Mutter 1856 bestattet.
Peter Simon
Porträt von Franz Josef Trausch. Lithographie des Photographen und Malers Anton Fiala im Besitz des Staatsarchivs Kronstadt aus dem Jahr 1852.
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
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