Geschichtliche Themen einer Stadt im Vordergrund
11.11.22
Zahlreiche Bücher der Stadt unter dem Zeidner Berg gewidmet
Zu den wichtigsten Aufgaben der Heimatortsgemeinschaften der Regionalgruppe Burzenland in Deutschland zählte die Ausarbeitung von Ortsmonographien die der Geschichte jeweiliger Gemeinde gewidmet sind. Einige dieser Vorhaben wurden im Lauf der Jahre auch verwirklicht, an anderen wird noch gearbeitet. Doch alle Ortschaften veröffentlichen ihre periodisch erscheinenden Heimatpublikationen in denen immer wieder die geschichtlichen Beiträge eine wichtige Rolle spielen. Einige der Ortsmonographien erschienen auch in mehreren aktualisierten Auflagen, da diese wegen den im Land stattgefundenen politischen Transformationen überarbeitetet werden mussten. Dabei denken wir an die Monographien über Heldsdorf, Honigberg, Zeiden die derartige teilweise Überarbeitungen erfahren haben und der Aktualität gerecht wurden. Eine besondere Situation ist die der Zeidner Heimatortsgemeinschaft die außer der Monographie von Georg Gotthelf Zell unter dem Titel „Zeiden eine Stadt im Burzenland. Heimatbuch einer siebenbürgischen Gemeinde" 1994 veröffentlichte, zahlreiche Themen über wirtschaftliche Entwicklung der Ortschaft, Schulwesen, Kultur, Sport, Tourismus, Persönlichkeiten, von Autoren in jeweiligen Buchausgaben behandelt und veröffentlicht wurden. Somit blickt die HOG Zeiden auf über 20 Buchbände die immer wieder als Dokumentation verwendet werden können und einige davon auch noch nachbestellt werden können. Noch einzusehen sind diese in der Bibliothek in Gundelsheim, einige im Zeidner Museum der Traditionen, im Kirchenamt und natürlich bei der HOG Zeiden wo man alle Details erhalten und auch in Besitz einiger dieser Bücher gelangen kann. Zurückzuführen ist diese Aktion auf die Idee von Altnachbarvater Balduin Herter der mit dem Vorschlag 1997 kam, im Rahmen der Heimatortsgemeinschaft Zeiden in Deutschland, einen ortsgeschichtlichen Gesprächskreis zu gründen der dann auch zu seiner ersten Aussprache am 12. Juni 1998 in Ulm zusammentraf. Seither wurden 21 derartige Tagungen bis 2019 organisiert die sich durch die behandelten Themen dann in Buchveröffentlichungen materialisierten und das im Rahmen der Schriftenreihe „Zeidner Denkwürdigkeiten" die schon 1983 ins Leben gerufen worden war. Balduin Herter (1926 - 2011) der Nachbarvater zwischen 1953 - 1980 war, folgten als Nachbarväter der HOG Zeiden im Amt Volkmar Kraus (1980 -2003), Udo Buhn (2003 - 2012), und seither Rainer Lehni der auch Vorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland ist.
Allerdings ist wegen der stattfindenden Entwicklung ein allgemeines Phänomen feststellbar, dass das Interesse der jungen Generation die meist Deutschland als Geburtsort hat, nicht mehr so groß an der Geschichte des Herkunftsortes ihrer Eltern ist, sondern dieses mehr ideell behandelt. Auch gerät die Vergangenheit immer mehr in Vergessenheit auch von den aus Siebenbürgen stammenden Aussiedlern die immer mehr in ihren wirtschaftlichen Aktivitäten der sozialen Eingliederung Bedeutung geben.
Doch ist kaum eine Ortschaft aus Siebenbürgen in der Lage, so viele Bücher und Publikationen über die eigene Geschichte veröffentlicht zu haben, wie es der Fall von Zeiden ist. In einer von Balduin Herter und Helmuth Mieskes 2004 veröffentlichten Bibliographie von Zeiden, sind 874 Titel angegeben. Von besonderem Interesse ist die Arbeit von Hans Wenzel „Zeidner Wortschatz. Wörterbuch der siebenbürgisch-sächsischen Mundart aus Zeiden“ (2006). Im gleichen Jahr erschien der Band „Die Landwirtschaft in Zeiden im 20.Jahrhundert. Eine Dokumentation ihrer Entwicklung“ von Erhard Kraus. Ebenfalls 2006 veröffentlichte Brigitte Stephani den Bildband „Eduard Morres. Ein siebenbürgischer Künstler 1884 -1980“. Im Rahmen seiner Serie „Aus Urkunden und Chroniken“ widmete Gernot Nussbächer einen Band „Zur Geschichte von Zeiden in Mittelalter und früherer Neuzeit“. In den Jahren davor erschienen weitere aufschlussreiche Buchbände. Die fünfte Auflage der Burzenländer Sagen und Ortsgeschichten von Friedrich Reimesch wurde 1985 den Lesern geboten. 1986 erschien die Monographie von Gotthelf Zell „100 Jahre Zeidner Männerchor (1884 – 1984). Zur Musikgeschichte Siebenbürgens“. Udo Buhn veröffentlichte 1998 den Bildband „Grüße aus der Heimat. Zeiden in Ansichtskarten“ der besonders ansprechend ist und auch heute noch sehr gesucht wird. Hans Königes brachte 2003 die Festschrift 50 Jahre Zeidner Nachbarschaft heraus, in der er vor allem auf die Rolle dieser Einrichtung nicht nur in Zeiden sondern allgemein in den Siebenbürgischen Ortschaften eingeht. Die Zeidner Freiwillige Feuerwehr wurde von Hermann Kassnel an Hand der Protokolle aus den Jahren 1891 – 1990 dokumentiert. Erwin Mieskes und Günther Wagner veröffentlichten 1998 den Band „Sport in Zeiden. Erlebtes und Überliefertes“. Bekanntlich gab es in Zeiden eine reiche Sporttradition die vermittels dieses Bandes dokumentiert und vergegenwärtigt wurde. Zeiden, bekannt als Blumenstadt nach dem Zweiten Weltkrieg, baut auch auf einen ausgeprägten Gartenbau dem 1992 Erhard Kraus den Band „Der Gartenbau in Zeiden. Eine Dokumentation zur Geschichte des Gartenbaus in Zeiden“ widmete. Neueren Datums sind weitere Veröffentlichungen zu nennen. Rainer Lehni brachte 2009 den zweisprachigen Band „Zeiden – eine kurze Chronik. Codlea – o cronica scurta“ heraus. Franz Buhn stellte „Das Laientheater in Zeiden. Dokumente, Erinnerungen, Aufzeichnungen aus 100 Jahren“ vor. „Zeidner Persönlichkeiten I.Von Petrus Mederus bis Georg Gotthelf Zell“ wurden von Helmuth Mieskes 2009 veröffentlicht. Im Jahr 2013 erschien „Eine kurze Geschichte von Zeiden in acht Jahrhunderten“ von Balduin Herter. Franz Buhn dokumentiert in seinem 2018 erschienen Band „Das Musikleben in Zeiden“. Hans Wenzel stellt die „Zeidner Wanderwege“ in seinem 2012 erschienen Buch vor, und Helmuth Mieskes „Das Zeidner Waldbad von der Gründung bis heute – 1904-2014“.
Nicht zu übersehen sind auch weitere Publikationen die Zeiden oder von Zeidnern dieser Ortschaft gewidmet wurden. In der Serie „Baudenkmäler in Siebenbürgen“ widmet Architekt Hermann Fabini Band 48 der Kirchenburg Zeiden. Gotthelf Zell brachte 1994 die Monographie „Zeiden. Eine Stadt im Burzenland“ heraus. „Ein Zeidner Lesebuch in Mundart und Hochdeutsch“ mit Gedichten und Prosa wurde von Rosa Kraus 1995 veröffentlicht. Gleiche Autorin hatte drei Jahre davor Gedichte in deutscher Sprache unter dem Titel „Wer bist du, Mensch...“ veröffentlicht. Sie brachte auch das Zeidner Liederbuch in Mundart und Deutsch „Golden flimmernde Tage“ 1997 heraus. Der Zeidner Mundartautor Walter Peter Plajer schrieb seinen Erlebnisbericht über die Verschleppung in die Sowjetunion der 1996 unter dem Titel „Lebenszeit und Lebensnot“ erschienen ist. Den Zeidner Verschönerungsverein anlässlich des 50. Jubiläums stellte Thomas Dück vor. 2014 erschien der Band „Communitäts-Verhandlungsprotokoll der Marktgemeinde Zeiden 1800 – 1866“ dessen Autoren Liviu Cîmpeanu, Bernhard Heigl, Thomas [indilariu sind. Nicht zu übersehen die Musikaufnahmen mit Trauermärschen interpretiert von der Zeidner Blaskapelle, die „Grüße aus Zeiden“ des Zeidner Gitarrenkränzchen, oder die alten Lieder neu gesungen vom Zeidner Gesangtrio. 2009 erschien dann der von Georg Aescht besorgte Band mit Zeidnerischen Reimen über das Ungereimte des Zeidner Mundartautoren Michael Königes unter dem Titel „Paßt af and hoiart“.
Diese Veröffentlichungen von denen sechs Bände auch in rumänischer Sprache erschienen sind, tragen zum besseren Kennenlernen der da lebenden Bewohner bei, wobei längst die Sachsen eine Minderheit darstellen. Doch die guten Beziehungen die zwischen Heimatortsgemeinschaft in Deutschland, Kirchengemeinde und Ortsforum zu den Lokalbehörden aufgebaut werden konnten, haben auch Dank dieser herausgebrachten Dokumentationen Wesentliches geleistet, materialisiert u.a. auch durch das im alten Rathausgebäude eröffnete Museum der Traditionen.
Dieter Drotleff
Sächsische Stube eingerichtet im Museum der Traditionen von Zeiden. Foto: der Verfasser
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