Gottes Wegweisung folgen
12.09.13
Beim Honterusgemeindefest wurde die Wiedereinweihung der Martinsberger Kirche gefeiert
Das diesjährige Fest der Kronstädter Honterusgemeinde stand im Zeichen der Wiedereinweihung der Martinsberger Kirche und der Bodendorfer historischen Orgel, die nun in den nächsten Jahren da ihren Standort haben wird. Das Fest bot den besten Rahmen, den Gemeindegliedern auch das Leitbild für die Honterusgemeinde vorzustellen, nachdem dieses gründlich erarbeitet, ausführlich diskutiert und in der Presbyteriumssitzung vom 19. Juli auch angenommen wurde. Kirchen- und Orgelwiedereinweihung sowie Leitbild – diese wichtigen Ereignisse im Gemeindeleben gaben den Anlass, für dieses Fest ein allgemein gültiges Motto zu wählen, das aber an diesem Festtag besonders bekräftigt wurde: „Gottes Wegweisung“.
Gut über 200 Gemeindeglieder folgten der Einladung zum Fest und waren wohl auch neugierig, wie die Martinsberger Kirche und der Kirchhof nun nach den 2008 begonnenen Reparaturarbeiten aussieht. Zu Beginn des Festgottesdienstes weihte Bischof Reinhard Guib, assistiert vom Kronstädter Stadtpfarrer Christian Plajer und vom zweiten Pfarrer der Honterusgemeinde, Peter Demuth, die Kirche und die restaurierte Bodendorfer Orgel wieder ein. Beide stehen nun wieder im Dienste Gottes – eine Leistung der Kronstädter Honterusgemeinde, für die Landesbischof Guib die Kronstädter („tatkräftige Honterus-Nachkommen“, so der Bischof) herzlich beglückwünschte. Aber vor allem gelte es Gott zu danken, dass er sie dazu befähigt habe, unterstrich Bischof Guib zu Beginn seiner Festpredigt. „Gott lässt unser Senfkorn-Glauben wachsen“ - war einer der Hauptgedanken. Unter seiner Wegweisung komme es zur Stärkung und Vergewisserung des Glaubens, wozu auch das Leitbild der Gemeinde dienen wird. Die Gespräche zum Thema Leitbild dürfen deshalb auch nicht zum Stillstand kommen und müssen periodisch weitergeführt werden, unterstrich der Bischof.
Das Leitbild, sowohl im deutschen Originaltext als auch in rumänischer Übersetzung, wurde, zusammen mit dem Programm zum Ablauf des Gottesdienstes und des Gemeindefestes, allen Gottesdienstteilnehmern am Kircheneingang ausgehändigt. Stadtpfarrer Christian Plajer stellte dieses Leitbild, dessen Hauptfelder und die damit verbundenen Erwartungen nach dem Gottesdienst kurz vor. Das Leitbild soll Impulse zur Lebensgestaltung vermitteln. Es kennenzulernen und zu versuchen, es auch zu verwirklichen - dafür stehen der Gemeinde und, darüber hinaus, dessen Umfeld, nun auch die Martinsberger Kirche mit ihren Veranstaltungen zur Verfügung.
Pfarrer Peter Demuth stellte die Geschichte der Kirche, die drittälteste in Kronstadt, kurz vor. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1395, für eine kleinere Kirche, die dann im Laufe der Jahrhunderte ausgebaut wurde, bis sie 1796-97 ihr heutiges Aussehen erhalten hat. Die letzten Reparaturarbeiten bis 2008 fanden Anfang der 1960er Jahre statt. Heute ist die Kirche leichter als mittelalterlicher Bau zu erkennen; die archäologischen Grabungen und Forschungen waren aufschlussreich. Die Kirche ist nun auch als Baudenkmal, nicht nur ausgewiesen, sondern dementsprechend renoviert worden. Sie verfügt nun über eine zweite Orgel, die von Johannes Hahn (jun.) 1805 für die Kirche in Bodendorf/Bunesti gebaut wurde. Dr. Steffen Schlandt stellte sie nicht nur vor, sondern konnte durch sein Orgelspiel ihren hervorragenden Klang auch am neuen Standort beweisen. Die Orgel soll nun ins Programm der Orgel-Sommerkonzerte in Kronstadt und im Burzenland integriert werden.
Der Einladung zur Gemeindefeier folgten auch gern gesehene Gäste: der Schweizer Botschafter in Bukarest, Jean-Hubert Lebet; Konsul Judith Urban vom deutschen Generalkonsulat in Hermannstadt, Dr. Karl Scheerer, stellvertretender Vorsitzender des Siebenbürgenforums und Vertreter der Niermann-Stiftung in Rumänien; der Bistritzer Stadtpfarrer Johann Dieter Krauss, ehemaliger Pfarrer an der Martinsberger Kirche; Mitglieder des Presbyteriums der Kirchengemeinde Bartholomä, Vertreter des Mihai-Eminescu-Trust und der Michael-Schmidt-Stiftung. Besonderen Dank wurde jenen ausgesprochen, die direkt diese Wiedereinweihungen ermöglicht haben: der Kronstädter Bezirkskirchenkurator Ortwin Hellmann, Projektmanager der Martinsberger Renovierungsarbeiten; Barbara Dutli, stellvertretend für die Orgelbauwerkstatt in Honigberg, wo die Orgel restauriert wurde; Dipl.-Ing. Waldemar Stadler stellvertretend für die Baumannschaft. Gedankt wurde auch der Peter-Maffay-Stiftung, die mitbeteiligt war bei der Finanzierung der Sanierung sowohl der Kirche als auch der Orgel.
Nach dem Gottesdienst folgte das gesellige Beisammensein beim Mittagessen sowie anschließendem Kaffee und Baumstriezel. Unter Anleitung von Ingeborg Acker wurde auch gemeinsam gesungen, nachdem vorher die Hermannstädter Bläser von „Tromba felix“ für die musikalische Begleitung gesorgt hatten. Auch die kleinsten Gemeindeglieder konnten auf ihre Art die Feier genießen. Für sie wurde in der „Kinderecke“ im angrenzenden Garten Tische zum Basteln und Spielen bereitgestellt.
Ralf Sudrigian
Foto 1: Bischof Reinhard Guib (Mitte) zusammen mit Stadtpfarrer Christian Plajer (links) und Pfarrer Peter Demuth vor dem Altar der Martinsberger Kirche. Foto: Waldemar Stadler
Foto 2: Für alle Festteilnehmer kamen die Gastgeber mit einem Mittagessen auf. Foto: der Verfasser
Foto 3: Steffen Schlandt an der restaurierten Bodendorfer Orgel.
Foto 4: Der Stadtpfarrer von Bistritz Johann Dieter Krauss (links, ehemaliger Pfarrer am Martinsberg) zusammen mit Stadtpfarrer Plajer, Pfarrer Demuth und Bischof Guib (von rechts).
Foto 5: Ingeborg Acker leitete das gemeinsame Singen. Mit im Bild „Tromba felix“ (Hermannstadt) sowie Ioana Plajer (mit Mikrophon).
Foto 6: Groß und klein hatten ihren Spaß beim Singen und Gestikulieren. Fotos: Waldemar Stadler
Leitbild der Evangelischen Kirche A.B. Kronstadt - Honterusgemeinde
Wir sind eine christliche Gemeinde und gehören zur Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses (A.B.) in Rumänien.
Grundlage unseres Glaubens ist die Bibel im Verständnis der lutherischen Reformation, so wie sie Johannes Honterus in Siebenbürgen eingeführt hat.
Unsere Aufgabe ist die Verkündigung des Evangeliums in allen Lebensräumen der Gemeinde, die insbesondere von Pfarrern, Haupt- und Ehrenamtlichen wahrgenommen wird. In der Verkündigung wissen wir uns mit allen christlichen Kirchen verbunden.
Wir stehen in der Tradition deutscher Kultur siebenbürgisch-sächsischer Prägung. Als Teil des öffentlichen Gemeinwesens beteiligen wir uns aktiv an dessen Gestaltung. Die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten bilden die Grundlage für ein Zusammenleben in Toleranz und Respekt.
Die Honterusgemeinde lädt damit zu Begegnung und christlicher Gemeinschaft ein.
Verkündigung
Die Honterusgemeinde versteht Verkündigung als Raum, in dem Glauben entstehen und wachsen kann.
Wir verkündigen die frohe Botschaft, wie sie in der Bibel bezeugt wird. Dies geschieht durch Gottesdienste, Bibelarbeit, Religionsunterricht, vielfältige Andachten und geistliche Veranstaltungen. Darüber hinaus durchdringt sie alle Lebensräume der Gemeinde.
Die Verkündigung richtet sich in erster Linie an unsere Gemeinde. Daneben gibt es vielfältige Angebote für Kinder, Jugendliche, Familien und Interessierte aus dem Umfeld der Gemeinde. Unsere Verkündigungssprache ist Deutsch, zusätzlich wird die rumänische Sprache verwendet.
Wir vertrauen darauf, dass durch Verkündigung unter uns christliche Gemeinschaft in Glauben, Liebe und gegenseitigem Verständnis entsteht.
Seelsorge
In der seelsorgerischen Begleitung wird die Verbindung der Menschen zu Gott und der Gemeinde gestärkt. Dazu bieten Pfarrer und Gemeindeglieder geistlichen Beistand und Begleitung an.
Bei Besuchen zu Hause, in Altenheimen und Krankenhäusern sprechen wir Trost, Hoffnung und Mut zu.
Die seelsorgerischen Angebote werden in den kommenden Jahren verstärkt, wobei die Hausbesuche uns besonders wichtig sind.
Ökumene
Die Honterusgemeinde steht öffentlich zu ihrem Glauben. Dies geschieht in religiöser Toleranz, die in Siebenbürgen traditionell verankert ist. In diesem Sinne stehen wir für gegenseitigen Respekt und Nächstenliebe gegenüber Christen und Andersgläubigen.
Wir verstehen Ökumene als Dialog mit anderen christlichen Kirchen und Gemeinschaften. Alle gehören gleichermaßen zum Leib Christi. Daher fördern wir den ökumenischen Dialog und werden uns in Zukunft weiterhin an ökumenischen Veranstaltungen beteiligen.
Bildung
Die Honterusgemeinde verbindet ihren Glauben mit Bildung und Erziehung.
Wir helfen dadurch Menschen, ihre von Gott geschenkten Gaben zu entfalten und im Glauben zu wachsen. So werden sie in ihrer Eigenverantwortlichkeit vor Gott und ihren Mitmenschen gestärkt.
In die Bildungsangebote nehmen wir unser siebenbürgisch-sächsisches Kulturerbe auf. Wir fördern die deutsche Sprache schwerpunktmäßig in der Kinder- und Jugendarbeit. Kernanliegen ist die Erziehung im Glauben von klein auf.
Die Zusammenarbeit mit den Schulen soll ausgebaut werden.
Diakonie
Aus Glauben und christlicher Nächstenliebe nimmt die Honterusgemeinde ihren diakonischen Auftrag wahr. Wir helfen unseren Gemeindegliedern und deren Familien in sozialen Notlagen zur Deckung der Grundbedürfnisse. Dazu gehören: Hilfe im Haushalt, materielle und finanzielle Unterstützung, medizinisch-pflegerische Beratung, primäre Krankenpflege, sowie Betreuung im Altenheim. In Zukunft wollen wir unser diakonisches Angebot ausweiten.
Kirchenmusik
Die Honterusgemeinde nimmt ihren Auftrag zur Verkündigung auch durch die Kirchenmusik in Gottesdiensten und Konzerten wahr. Unsere Angebote stehen in einer herausragenden Tradition. Sie tragen zur musikalischen Erziehung bei, stiften Gemeinschaft und pflegen ein wertvolles kulturelles Erbe. Dazu laden wir alle Interessierten aus der Gemeinde und ihrem Umfeld ein. Die wichtigsten Bereiche unserer Kirchenmusik sind der Bachchor, der Jugendbachchor, das Canzonetta-Ensemble, Orgelkonzerte und große musikalische Aufführungen. Dadurch sind wir wesentlich an der Gestaltung des kulturellen Lebens der Stadt und darüber hinaus beteiligt.
Gesellschaftliche Verantwortung.
Aus ihrem Glauben heraus übernimmt die Honterusgemeinde soziale und gemeinnützige Aufgaben. Durch hochwertige kulturelle und wissenschaftliche Arbeit bereichert sie die Stadt und ihr Umfeld. So wird die Tradition der Gemeinde in der Geschichte Kronstadts fortgeführt. Unsere Schwerpunkte sind: Kindergarten, Altenheim Blumenau, Kirchenmusik, Denkmalpflege, wissenschaftliche Veröffentlichungen und touristische Angebote. Über die Grenzen der Honterusgemeinde hinaus sind die Schwarze Kirche mit der Buchholzorgel, dem Kirchenschatz, der Teppich- und Paramentensammlung sowie das historische Archiv von herausragender Bedeutung.
Möge Gott uns in seiner Liebe bewahren und durch seinen Heiligen Geist leiten.
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
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Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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