Großer Schwung, hinreißendes Temperament
11.04.25
Kronstädter Musikerinnen (VII): Opernsängerin, Violinistin und Musikpädagogin Helene Greger-Honigberger (1874-1956)
Folge VII der im Jahr 1943 erstellten Dokumentation über Kronstädter Musikerinnen ist der Opernsängerin, Violinistin und Musikpädagogin Helene Greger-Honigberger gewidmet. Das Typoskript ist nicht unterzeichnet, wir wissen nicht, wer diesen biographischen Beitrag verfasst hat.
Die Familie, in der Helene Honigberger aufwuchs, war kunstsinnig veranlagt. Der Vater, Rechnungsrat Michael Honigberger, war ausübender Musikliebhaber. Mehrere ihrer Geschwister sollten ebenfalls künstlerische Berufe ausüben: Rosa Hübner-Honigberger (1876-1960) war Klavierlehrerin, Emil Honigberger (1881-1953) wirkte u.a. als Chordirigent, Kapellmeister, Schulmusiker und Musikjournalist, Ernst Honigberger (1885-1974) war ein erfolgreicher Kunstmaler und Selma Erler-Honigberger (1888-1958) wurde als Konzertpianistin und Klavierlehrerin bekannt.
Ergänzend zur nachfolgenden Biographie von Helene Greger-Honigberger sei vermerkt, dass sie zeitweilig in Kronstadt mit ihrem Bruder Emil die „Musikschule Honigberger“ unterhalten hat. Sie verstarb in Kronstadt am 11. Juni 1956.
Geb. 1876 (1) in Elisabethstadt (2), verlebte sie ihre Jugend, wie ihre Schwester Selma, in Kronstadt. Sehr früh zeigte sich ihre musikalische Begabung, denn schon als 3-jähriges Kind sang sie alle von ihren Eltern gehörten Lieder mit kräftiger, heller Stimme glockenrein nach. Mit 8 Jahren bekam sie den ersten Geigenunterricht. Sehr bald war sie eine gute Geigerin und spielte oft in Wohltätigkeitskonzerten, mit ihrem Spiel die Zuhörer zu stürmischem Applaus hinreißend. 1896 kam sie in das Stern´sche Konservatorium in Berlin (3), wo sie weiter als Geigerin ausgebildet wurde. Bei einer Gesangsübung fiel dem Direktor ihre Stimme auf, er überredete sie, Gesang zu studieren. 1900 absolvierte sie das Konservatorium und erhielt die „Hollaender-Medaille“ (4) als beste Sängerin bei einem Konkurrenzsingen. Bald nachher wurde sie an der Elberfelder Oper (5) als dramatische Sängerin verpflichtet. Später kam sie an die Kölner Oper. Zuletzt war sie Mitglied der Budapester Hofoper (6). Nach ihrer Verheiratung (7) zog sie sich von der Bühne zurück. Sie gab viele erfolgreiche Konzerte als Liedersängerin und wirkte als Geigerin oft in Kammermusikabenden mit. Nach dem Tode ihres Mannes zog sie nach Hermannstadt, sie war auch hier als Gesang– und Violinlehrerin tätig, wirkte in vielen Konzerten mit.
Gegenwärtig lebt sie in Schäßburg.
Helene Greger–Honigbergers Gesang und Spiel zeichnet großer Schwung, hinreißendes Temperament und Ausdruck aus.
(Vorspann, redaktionelle Bearbeitung und Anmerkungen:
Wolfgang Wittstock)
Anmerkungen:
(1) Die Angabe des Geburtsjahres ist falsch. Das Geburtsdatum von Helene Honigberger ist der 24. Mai 1874.
(2) Elisabethstadt (rum. Dumbr?veni), Kleinstadt in Siebenbürgen, etwa auf halbem Weg zwischen Schäßburg und Mediasch gelegen.
(3) Das Stern’sche Konservatorium war ein 1850 gegründetes, ursprünglich privates Konservatorium in Berlin, das unter dieser Bezeichnung bis 1936 bestanden hat und danach als Städtisches Konservatorium bis 1966 eine eigene Einrichtung war. Seither wird die Tradition des Konservatoriums als Julius-Stern-Institut der Universität der Künste Berlin fortgeführt.
(4) Es handelt sich um die Gustav-Hollaender-Medaille, benannt nach Gustav Julius Hollaender (1855-1915), deutscher Violinist, Dirigent und Komponist, Direktor des Stern’schen Konservatoriums in den Jahren 1895-1915.
(5) Elberfeld war bis zu seiner Vereinigung mit vier anderen Städten zum heutigen Wuppertal im Jahr 1929 eine Stadt im östlichen Rheinland.
(6) In Budapest trat Helene Honigberger unter dem Künstlernamen Hardy Helén auf. Sie debütierte hier am 18. Februar 1908 als Pamina in Mozarts Oper „Die Zauberflöte“. Eine im Internet verfügbare Liste - https://digitar.opera.hu/szemely/hardy-helen-honigberger-helene/14690/ - zählt 82 Opernvorstellungen mit den Rollen auf, in denen Hardy Helén/Helene Honigberger in den Jahren 1908-1912 in Budapest zu hören war.
(7) Helene Honigberger heiratete im Jahr 1914 in Kronstadt den Ingenieur Georg Greger (1869-1928).
Ansichtskarte mit folgendem handschriftlichem Vermerk auf der Rückseite: Helen Hardy Honigberger / königl. ung. Opernsängerin / Budapest
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