Gute Laune, viel Musik und ein strahlend blauer Himmel
26.08.10
Das Bartholomäusfest und seine Anlässe
Ein altes Sprichwort sagt, man solle die Feste feiern so wie sie kommen – und, verliert sich auch der Ursprung dieser Weisheit irgendwo in grauer Vergangenheit, so wird seinem Inhalt von uns, Menschen der Moderne, doch mit großer Freude nachgegangen, ohne dass wir uns den Kopf zerbrechen von wem, wo und, vor allem, wann diese Worte in die Welt gesetzt wurden. Denn ein Fest ist Anlass, sich in trauter Runde mit Nachbarn, Freunden, Bekannten und/oder Verwandten zu treffen, einige angenehme Stunden zu verbringen, die letzten Neuigkeiten zu erfahren oder mitzuteilen. Ist dafür auch ein geeigneter Rahmen gegeben, zum Beispiel ein warmer Sonntag-Nachmittag, mit guter Musik, herzlichen Gastgebern und leckeren Speisen, so haben wir alle Zutaten beisammen. So wie bei dem Bartholomäusfest dieses Jahres.
Im Zeichen der 775 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung von Kronstadt gestellt, gab es für die Bartholomäer Pfarrgemeinde doch noch einige besondere Anlässe. Auf diese ging Pfarrer Kurt Boltres in seiner Eröffnungsansprache detailliert ein: denn als die heutige Innere Stadt urkundlich erwähnt wurde, da gab es wohl schon den Siedlungskern der heutigen Bartholomäer Pfarrgemeinde. Die für diese Gemeinde geplante Kirche sollte, genauso wie die Schwarze Kirche, zwei Türme bekommen, doch dazu ist es nie gekommen. Der erste Kirchturm überlebte schwere Zeiten bis zu einem Erdbeben welches ihn arg beschädigte. Der neu errichtete, trotzte Wind und Wetter andere 150 Jahre – eine andere Jubiläumszahl - und wurde dieses Jahr erneuert. Grund und Anlass für das was Baumeister seit eh und je Richtfest nennen und streng einhalten. Übrigens soll die neue Turmspitze mit Kupferblech ummantelt werden, was sie mit Sicherheit für die nächsten 150 Jahre wetterfest macht.
Festprediger Pfarrer Walter Seidner aus Stolzenburg schlug in seiner Predigt auch eine Brücke zu der Vergangenheit - indem er, beispielreich illustriert, die Bedeutung und Lehren ausgehend von der Person Bartholomäus erläuterte.
Nach dem den Festgottesdienst abschließenden Heiligen Abendmahl eröffnete Pfarrer Kurt Boltres den geselligen Teil der Veranstaltung und übergab die Stafette an die Burzenländer Blaskapelle welche den ganzen Nachmittag für gute Laune und Stimmung sorgte.
Gegrilltes und Getränke standen schon bereit, also bildete sich auch sofort eine Warteschlange am aufgestellten Stand. Eher nicht zufällig stand dieser neben dem abgebauten Ziertürmchen welches etwa hundert Jahre das Pfarrhaus gekrönt hat und nun durch eine Kopie aus Kupferblech ersetzt wurde. Die verwitterten Ornamente wurden eingehend studiert, fotografiert und kommentiert, kein Wunder also, dass manchmal – auch aus diesem Grund – die Warteschlange vor dem Grill ins Stocken kam.
Während sich im Festzelt die gute Laune einstellte und das Gegrillte gelobt wurde, verteilte Pfarrer Kurt Boltres mit verschmitztem Blick und immer für eine Überraschung gut, an alle Anwesenden einen Vordruck mit zehn Quizfragen aus. Viele davon, richtige Fallen für unachtsame Leser und auch zu spaßig um nicht vorgestellt zu werden. Zum Beispiel auf die Frage „Welche Gelegenheit wird heute besonders geehrt?“ konnte eine der folgenden Antworten angekreuzt werden: 1) der Abschluss der Turmreparatur von Bartholomae? 2) ein Wiedersehen beim Bartholomäusfest! 3) die Feier des AAA (Antiquitäten-Archaischen-Altstädter Vereines von Kronstadt? Oder ein anderes Beispiel, mindestens ebenso schwierig zu beantworten - Frage 5: „Welche Glocke aus Kronstadt klingt am heutigen Bartholomäusfest nicht?“ 1) Das Schulglöckchen von 1793, 2) Die Ratsglocke am Marktplatz, 3) Keine Glocken der Bartholomäer Kirche? Na, hätten Sie es gewusst?
Und da zu einem Richtigen Fest auch Gesang gehört, wurde auch dieser Teil mit viel Mut und Spaß angegangen. Ob sich nun die Stimme dafür eignete oder nicht, das ist eine belanglose Einzelheit über welche souverän hinweggesehen wurde, wobei sich wiederum Pfarrer Boltres manchmal schwer bemühte, mit den Singenden Schritt zu halten, oder umgekehrt. Denn dem Spaß an der Freude kann ja nichts Abbruch tun.
Und zu diesem hat neben dem evangelischen Presbyterium A.B. Bartholomae und dem Ortsforum Kronstadt als Veranstalter, bei welchen sich Pfarrer Boltres sowie bei allen Beteiligten bedankte, auch ein jeder Teilnehmer mehr oder weniger – je nach Kräften - beigetragen.
Zum Abschluss sei noch vermerkt: diese Ausgabe des Bartholomäusfestes wird Vielen in Erinnerung bleiben, als DIE welche zum ersten Mal im Schatten der neuen Kirchturmspitze verlief.
Hans Butmaloiu
Foto 1:
Festprediger Pfarrer Walter Gottfried Seidner vor der Bartholomäer Kirchengemeinde.
Foto 2:
Die Burzenländer Blaskapelle zog alle Register und erfreute die Anwesenden mit einer reichen Auswahl an Stücken, vom Polka und Walzer bis zu Märschen und Country.
Foto 3:
Schwerarbeit leistete die Bedienung vom „Sachsenfass“, zuständig für Grillen und Zapfen, welche sich bemühte, allen Wünschen gerecht zu werden.
Fotos: der Verfasser
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