Hans Eder, 1883-1955
24.03.23
Der Maler „Brausender Stimmungströme”
Am Hauptgang, nach dem dritten Seitenweg, in der siebenten Reihe rechts auf dem Innerstädtischen Friedhof, ist das Grab des Malers Hans Eder. Er war einer der bedeutendsten Maler Siebenbürgens in der Zwischenkriegszeit, sagt Rohtraut Wittstock-Reich in „Sie prägten unsere Kunst“, 1985, anlässlich einer Gedächtnisausstellung in seiner Vaterstadt zu seinem 100. Geburtstag. Hans Eder ist am 19. April 1883 in Kronstadt geboren und am 5. November 1955, in seinem 72 Lebensjahr, gestorben, und wurde in diesem Grab, neben seinem Vater und seinem Großvater, beerdigt. Die Grabrede hielt am 7. November sein „treuester Freund“ Oskar Walter Cisek, (1897-1966) Schriftsteller und Kunstkritiker. Die beiden Künstler waren eng befreundet und haben gemeinsame Urlaube in Balcic und Wolkendorf verbracht.
Schon am Kronstädter Gymnasium erhält er seine ersten künstlerischen Anleitungen von Ernst Kühlbrand (1857-1933), Lyriker und Kunsthistoriker. Ernst Kühlbrand war 45 Jahre lang Professor für Zeichnen und Geometrie am Honterusgymnasium und Mitbegründer der von Adolf Meschendörfer herausgegebenen Zeitschrift „Die Karpathen“, in der auch regelmäßig Bilder von Hans Eder erschienen. Seine weitere Ausbildung hat Eder, im 1901 gemeinsam gegründeten Kronstädter Atelier von Artur Coulin und Friedrich Miess, erhalten. 1903 verließ er Kronstadt, zuerst nach München, aber anschließend auch nach Paris und Brügge, wo er sich mit den Prinzipien des Jugendstiles vertraut machte. Erst 1927 kehrte er wieder nach Kronstadt zurück, wo er bis zu seinem Tode blieb bis auf die wenigen Jahre 1935-37 in Bukarest. Über seinen künstlerischen Werdegang kann man in der Monographie von Mihai Nadin, 1973, nachlesen. Gleichfalls finden wir einen ausführlichen Artikel der Kunsthistorikerin Gudrun-Liane Ittu in der „Neuen Kronstädter Zeitung“ von 27. Juni 2008 oder im Katalog zu seiner Ausstellung im Kronstädter Kunstmuseum im gleichen Jahr, anlässlich seines 125. Geburtstags von Iulia Mesea und Radu Popica. Gudrun-Liane Ittu nennt ihn den “wichtigsten siebenbürgischen Expresionist“ und der Religionsphilosoph, Dichter und Kunsthistoriker Nichifor Crainic nennt ihn den größten Bildnis Maler Rumäniens in den 40-ger Jahren. Hans Eder nahm teil an dem bekannten „Donnerstagabend-Kreis” im Extrazimmer des Hotelrestaurants Krone und so finden wir auch viele Porträts weiterer Teilnehmer dieser Treffen, wie z. B. Architekt Albert Schuller oder Dr. Wilhelm Depner, des Malers Fritz Kimm oder das Doppelporträt des Advokaten Hermann Frätschkes und des Dichters Heinrich Horvath. Die Schwester des Advokaten Herman Fraetschkes, Ida, Tochter des Pfarrers aus Weidenbach, war die Frau des Malers Hans Eder. Nach dem Tod des Malers 1955 ist sie nach Deutschland zu ihrem Sohn ausgewandert. Bekannt sind den Kronstädtern seine Fensterbilder aus seiner Wohnung an der Kornzeile Nr. 5, mit Sicht auf den Marktplatz und Schwarze Kirche. Es ist wohl kein Zufall, dass das Walbaum-Grab gleich neben seinem liegt.
In diesem Grab wurde die Schwester seines Vaters, Auguste Eder (1875-1955) verheiratete Neustädter, beerdigt. Hans Eders Vater, Johann Wilhelm (1857-1930) war Direktor der Sparkasse von Kronstadt und dessen Frau, die Mutter des Malers, war Luise Emmy geb. Walbaum (1861-1883). Die Mutter des Malers ist noch in seinem Geburtsjahr gestorben, was mit Sicherheit einen Einfluss auf seinen schwermütigen Charakter hatte. Der Bruder seiner Mutter war der letzte Sachsenkomes Friedrich Josef Walbaum (1864 in Kronstadt-1931 in Hermannstadt). Das Haus des Sparkassadirektors Eder war auf der Kornzeile Nr. 5 und in diesem Haus war auch die Apotheke „Zum Schutzengel“ von Eugen Neustädter, der Vater des Dichters Erwin Neustädter und dessen zweiter Frau Auguste geb. Eder.
Das heutige Haus Kornzeile Nr. 5, bestand früher aus zwei Häusern und wurde 1922, nach Plänen vom Architekten Albert Schuller zu einem vereinigt, als Sitz der „Industrie und Handelsbank“. Der linke Teil mit drei Fassadenfenstern war das Walbaumsche Haus und der rechte Teil mit zwei Fenstern an der Fassade war das Greissing/Ederische Haus. Aus einem dieser zwei Fenster sind die bekannten Fensterbilder mit Stilleben entstanden.
Peter Simon
Selbstporträt von Hans Eder (1944).
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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