I t a l i e n i s c h e R e i s e b r i e f e
27.08.15
Von Prof. Friedrich Lexen (Auszüge/13)
Dazu kam noch, dass eine gewisse Anzahl von Gemeindegliedern unserer Schule ein reges Interesse entgegenbringen und gerne von dem Tun und Treiben unserer Anstalt hören. Diese Gesichtspunkte waren es, die mich während der Reise und unmittelbar nachher aneiferten, meine Berichte zu schreiben und sie sogar zu veröffentlichen.
Es sind Kinder des Augenblicks, die in den nicht allzu reichlichen Mußestunden nach mannigfachen Anstrengungen des Tages zu Papier gebracht worden sind. An allen offiziellen Veranstaltungen nahm ich im Laufe des Tages teil und wenn meine Reisegenossen zur Mittagstunde sich zu Kraft spendender
Erholung niederließen, oder am Abend nach des Tages Last und Mühen sich sorglos hinlegten, dann saß ich noch ein halbes Stündchen, um den lieben Angehörigen in der fernen Heimat ein Lebenszeichen zukommen zu lassen.
Zum Glücke fühlte ich mich auf der ganzen Reise recht wohl und war auch meine Stimmung derartig gut, dass es mir nicht schwer wurde, der freiwillig auf mich genommenen Verpflichtung nachzukommen. Da mag es manchmal auch in der Redaktion des Blattes geärgerte Gesichter gegeben haben über die schwer zu
entziffernden Hieroglyphen, ja manches Wort wird beim besten Willen nicht zu entziffern gewesen sein. Ich selbst habe die Berichte bis noch nicht noch einmal lesen können, aber es wird wohl mancher Fehler mir unterlaufen sein, der seinen Grund in der flüchtigen Schrift gehabt haben mag. Dazu wird gewiss auch bei diesen Berichten der Druckerteufel sein fatales Wesen getrieben haben, hoffentlich nicht in dem Maße, wie neulich in einem Blatte der Umgegend von Frankfurt a. Main, wo es in einem Festberichte hieß, dem Turnverein sei von dem Bürgermeister eine schöne „Zahnbürste“ überreicht worden. Das ist gewiss ein nützliches Instrument, eignet sich aber doch weniger zum allgemeinen Gebrauch. Es war auch gar keine „Zahnbürste“, sondern eine „Jahnbüste“.
Nur noch einiges über die Kosten der Schulreise. Unsern Abiturienten des Obergymnasiums standen die Einkünfte von der mit Erlaubnis der Direktion abgehaltenen Tanzunterhaltungen im Januar dieses Jahres, die teilweisen Einkünfte von, wie ich glaube, drei Kirchenkonzerten, einem im Bartholomäer Schulhause veranstalteten Konzerte und der Wallensteinaufführung zur Verfügung. Zu diesem Stammkapitale trug jeder Abiturient den Betrag von 170 K aus eigener Tasche bei. Die drei an der Reise sich mitbeteiligenden Professoren zahlten je 270 K. Nun waren noch fünf Personen, die Gattin eines mitreisenden Professors, Vater und Mutter eines Abiturienten, und zwei Schwägerinnen des Rektors, diese lösten sich, weil sie in keinem Verhältnis zum Schulorganismus standen, je eine Rundreisekarte zum Preis von rund 141 K und zahlten für die Verpflegung in drei Wochen und die Teilnahme an den gemachten Exkursionen den Betrag von 200 K.
Ich erwähne diese Zahlen aus dem einfachen Grunde, um anderen Anstalten und auch Privatpersonen, die Lust bekommen haben sollten, eine solche Reise gelegentlich auch zu machen, die nötigen Anhaltspunkte zu geben. Anspruchslose und bedürfnislose Menschen können die Reise mit verhältnismäßig geringen Kosten durchführen und wir alle sind ja – Gott sei Dank – solche, so dass zu erwarten ist, dass auch bei uns die Reiselust zu erwachen beginnt und recht viele hinaus in die weite Ferne ziehen, um sich an Wissen und Lebenserfahrungen zu bereichern.
(Schluss)
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