I t a l i e n i s c h e R e i s e b r i e f e
23.07.15
Von Prof. Friedrich Lexen (Auszüge/8)
Um uns den Appetit nicht noch mehr zu verderben, besuchten wir keine Makkaronifabrik, wir hätten uns sonst – nach den Aussagen eines Italien auch in dieser Beziehung gut kennenden Freundes - gewiss nicht an eine Makkaronimahlzeit herangewagt.
Um die Mittagsstunde kamen wir in Amalfi, dem südlichsten Punkte unserer Reise an. Dies kleine Städtchen ist von gewaltigen Bergen mit steilen Felswänden und Schluchten umgeben und liegt sehr malerisch da. Es hat eine schöne Vergangenheit und war namentlich im Mittelalter durch seine ausgebreiteten Seefahrten und Seehandel eine Nebenbuhlerin von Pisa, sogar Genua. Damals hatte es 50.000 Einwohner, heute ist es zu einem kleinen Städtchen von 7.000 Einwohnern herabgesunken und beschäftigt sich hauptsächlich mit Makkaronifabrikation.
Am westlichen Abhange liegt, etwa 70 Meter über dem Meere, in einer Felsenrundung das einstige Kapuzinerkloster, das vor einigen Jahren durch herabstürzende Felsmassen teilweise zertrümmert wurde.
Eine breite Treppe führt hinauf zur Kathedrale S. Andrea, einer interessanten Kirche in lombardisch-normannischem Stil. Der dazugehörende Campanile ist mit mehreren antiken Säulen aus Paestum geziert und stammt aus dem 13. Jahrhundert. Besonders Interesse bieten ihre Bronzetüren, die im 11. Jahrhundert von byzantinischen Meistern hergestellt wurden und lateinische Inschriften in silbernen Buchstaben haben. In einer Krypta soll der Leib des Apostels Andreas ruhen, der von Konstantinopel hierher gebracht worden sein soll, wo er wegen seiner wundertätigen Wirkung beim Volke in großer Verehrung steht. Und nun noch ein angenehmes Seebad, dann auf demselben Wege zurück nach Pompeji, um am selben Abend mit der elektrischen Bahn nach dem eine Stunde entfernten Neapel zu fahren. Wir fühlten uns auch bisher wohl und munter, nur gelegentlich Verdauungsstörungen wiesen auf vielleicht all zu reichlichen Obstgenuss hin. Bei einzelnen Reisegenossen war hie und da Verstimmung wegen im Hotel oder auf dem Bahnhofe oder anderswo liegen gebliebenen Sachen, doch trösteten sie sich leicht, weil sich eine ganze Anzahl Leidensgenossen vorfanden. Solamen est miseris socios habuisse malorunt! (Trost für jeden im Leid ist Unglücksgefährten zu haben).
Der nächste Vormittag galt der wiederholten Besichtigung des weltberühmten museo nationale, der königlichen Sammlungen der Antiquitäten von Herculaneum, Pompeji, Stabiae, Cumae usw. Diese Sammlungen sind in ihrer Vollständigkeit einmalig in ihrer Art und werden wohl nie von irgendeiner
andern übertroffen werden. Es kann nicht meine Aufgabe sein, von all den prachtvollen Wandgemälden, Marmorskulpturen, Bronzeskulpturen, antiken Glassachen, von den einzigartigen Vasen, von den zahlreichen Haus- und Küchengeräten, von den unerreichten Pretiosen und Edelsteinen, Gold und Silber auch nur im Allgemeinen zu berichten, da auch nur ein kurzes Beschreiben all des Gesehenen ganze Bände füllen könnte.
(Fortsetzung folgt)
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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