Im Zeichen des Neubeginns
30.05.25
Maisingen beim Demokratischen Forum der Deutschen in Kronstadt
„Unter der schönen, grünen Linde“ bot der Kinderchor der Evangelischen Kirche A. B. Kronstadt ein Maiständchen zur Begrüßung aller Forumsmitglieder und -freunde, die am Abend des 20. Mai, anlässlich des diesjährigen Maisingens, im Forumshof zusammenfanden. Geleitet von Gabriela Schlandt und begleitet von Steffen Schlandt sangen sie über wie „mit des Kuckucksrufen der Monat Mai kommt“ und über „den Frühling, der nun einmarschieren will - und zwar auch in unsere Herzen“. Danach versammelten sich alle Teilnehmer im Festsaal und es folgte ein gemischtes Programm- Begrüßungsworte der Gäste und musikalische Interludien, dargeboten vom Studentenensemble der Musikhochschule aber auch von von Felix und Steffen Schlandt, gefolgt vom gemeinsamen Singen bekannter Frühlingslieder, die für Stimmung sorgten.
Irina Bica, Mitglied des Jugendforums und Moderatorin des Abends, begrüßte im Festsaal alle Teilnehmer und Gäste. Darunter Kerstin Ursula Jahn, Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt, Dr. Paul Jürgen Porr, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, Thomas Șindilariu, Historiker und Unterstaatssekretär im Departement für interethnische Beziehungen in Bukarest und Bernhard Heigl, Vorsitzender des Kreisforums Kronstadt. Seitens der Veranstalter sprachen Paul Binder, Vorsitzender des Ortsforums Kronstadt und Maria Pricopie vom Jugendforum Kronstadt. Die Leitung des musikalischen Programms übernahm Steffen Schlandt.
Der Frühling in der Musik und für ein vereintes Europa
Die Frühlingsstimmung herrsche, so Paul Binder, auch im Ortsforum. Man will mit neuem Wind seiner Aufgabe gerecht werden: „Gemeinschaft stiften, vereinen, mit einem kräftigen Verständnis für unsere Geschichte, zukunftsweisend wirken“. So wie auch das Kleine auf das Große wirken kann, so ist die Rolle der deutschsprachigen Gemeinschaft Kronstadts und Siebenbürgens in Rumänien und in Europa zu verstehen, denn es ist wichtig die Freiheit zu haben „das eigene Erbe weiterzuführen" und sie durch den Schutz der Zugehörigkeit an Europa zu bewahren. Die deutsche Gemeinschaft soll auf die eigene Relevanz hinzu arbeiten und konstruktiv und aktiv mitwirken, so dass ihre Werte nach außen hin ausstrahlen und man dann mit Rechtfertigung das Ende des eben vor seiner Ansprache gemeinsam angestimmten Liedes, ändern kann: „ Wie bist du so schön, du kleine, unsere nahe Welt!“ - und eben nicht „du weite-weite Welt!“.
Konsulin Kerstin Ursula Jahn betonte in ihrer Ansprache, dass der Frühling Neuanfang, Aufschwung und Aufbruch symbolisiert, und dass der Neuanfang vortrefflich zum Maisingen passt. Alte Traditionen werden geehrt und gleichzeitig das Hier und Jetzt mit Freude gestaltet. Neue Vorstandsmitglieder und welche, die auch vorhin im Vorstand waren, schlagen gemeinsam das nächste Kapitel des Wirkens des Kronstädter Forums auf. Dabei nehmen sie die ganze Gemeinschaft mit, so wie beim Maisingen nun buchstäblich alle mitsangen. Sie wünschte dem Forum beim neuen Aufbruch Optimismus, Inspiration und Zusammenhalt in einem weiterhin Europa zugewandten Rumänien.
An die Beziehung zu Europa knüpfte auch Paul Jürgen Porr, der über den lang erwarteten Durchbruch nicht nur in der Natur sprach. Er lud alle Forumsmitglieder ein, am selben Strang und auch in dieselbe Richtung zu ziehen, Konflikte zu vermeiden und wünschte Paul Binder, „eine glückliche Hand und das nötige Fingerspitzengefühl“. Auch das Jugendforum sprach seinen Dank für die Gelegenheit aus, in diesem offiziellen Rahmen zum ersten Mal in der gegebenen Zusammensetzung dabei sein zu dürfen. Maria Pricopie sprach von der Gemeinschaft, den spannenden Veranstaltungen und der wichtigen Arbeit mit Anknüpfung an Vorbilder und Vorreiter.
Gewissheit aus dem Blick in die Vergangenheit gewinnen
Einen Abschluss der Veranstaltung stellten die Anmerkungen um das Siebenbürgenlied, die Historiker Thomas Șindilariu vorstellte. Er argumentierte, dass ausgehend von den Änderungsvorschlägen des Liedes, die 1985 in der Siebenbürgischen Zeitung gelesen werden konnten und die vom Exodus geprägt waren (die Verse sprachen von einer verlorenen Heimat, der man aus der Ferne gedenkt) man damals das ins Kollektivbewusstsein eingedrungene finis saxoniae befürchtete, es allerdings doch nicht kam. Die Menschen beim hiesigen Maisingen sind Zeugen vieler tiefer Umbrüche, die aber auch einen Aufschwung brachten, und dank deren man auch weiterhin eine positive Einstellung bewahren sollte. Sein Vortrag ging zurück bis zum Autor der Verse, Maximilian Leopold Moltke, ein Präuße der 1841 seine Faszination für Siebenbürgen verdichtete und bis zum Kronstädter Stadtkantor und Komponist Johann Lukas Hedwig, der die Verse der vierten und fünften Strophe stark änderte (um sie weniger multikulturell und eher „deutscher“ klingen zu lassen), die Verse auf eine früher für ein anderes Gedicht komponierte Melodie vertonte und sie somit unter eigener Unterschrift bei der fünften Hauptversammlung des Vereins für siebenbürgische Landeskunde im Juni 1846 vorsingen ließ - sie auch rechtzeitig davor, am 1. Juni 1846 in der Kronstädter Kulturzeitschrift „Blätter für Geist, Gemüth und Vaterlandskunde“ drucken ließ. Die Fassung stand dem Publikum beim hiesigen Maisingen in Form von kleinen Lesezeichen zur Verfügung. Dass danach 1872 Molke Hedwigs Variante unter eigener Unterschrift übernahm, das man das “freie Wort” durch das “treue Wort” ersetzen wollte und welches die Stimmung war, als das Lied erstmals beim Honterusfest 1846 erklang, beschrieb der Historiker anhand mehrerer Quellen und schlussfolgerte folgendes: „Die Kraft des Liedgesangs im Allgemeinen und die des Siebenbürgenliedes im Besonderen ... eine Kraft, die auch in schwierigen Zeiten ganze Gemeinschaften tragen kann.“ Nur richtig erklang zum Abschluss das Lied, in seiner Originalform auch im gemeinsamen Singen im Festsaal des Forums.
Cristina Ciubotaru
Der Kinderchor der Honterusgemeinde, geleitet von Gabriela Schlandt und unter Klavierbegleitung von Dr. Steffen Schlandt, hat im Hof der Obervorstädter Kirche mit Frühlingsliedern für gute Stimmung gesorgt. Foto: Laura Căpățână Juller
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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