Kinderstube im Winter
10.03.11
Die Kieferkreuzschnäbel am Leimpesch bei Petersberg
Auf meinen Winterausflügen an freien Sonntagen (vor der Wende mussten wir nämlich oft auch sonntags arbeiten) war der Wald am Leimpesch bei Petersberg/Sânpetru) eines meiner liebsten Ziele. Dieses Schutzgebiet ist ein wahres Schatzkästlein der Natur und sollte als solches auch den nachkommenden Generationen erhalten bleiben. Außer meiner Ausrüstung als Hobbyornithologe (ein „Exacta“-Fotogerät und ein Feldstecher) führte ich im Rucksack meine „Futterglocken“. Das waren Sonnenblumenkerne beigemischt mit flüssigem Rindertalk, so dass die Samen bei niedrigen Temperaturen erstarrten und festgebunden waren. Ich hängte diese Futterglocken in einer Au am Rande des Leimpesch-Waldes auf einige Zweige. Es dauerte nicht lange und schon flog ein kleiner Schwarm Vögel mit einem lauten Sisisi über mich zu meiner „Vogelkantine“. Es waren Kieferkreuzschnäbel (Loxia pytyopsittacus) die da auf der Suche nach Kiefersamen waren.
Die Kiefer- und Fichtenkreuzschnäbel heißen so, weil ihr Schnabel gekreuzt ist. Mit ihm können sie geschickt aus den Kiefer- und Fichtenzapfen die Samen hervorzaubern. Diese Vögel stellen eine Ausnahme dar – mitten im Winter haben sie ihre Brutzeit und nicht, wie die meisten Vögel, im Frühling. Der Kieferkreuzschnabel beginnt mit dem Nestbau bereits im Dezember. Ehe die Brut ausschlüpft, kann der ganze Januar vergehen. Selbst bei grimmiger Kälte bleibt das Weibchen auf den Eiern sitzen und wird vom Männchen gefüttert. Es sind in der Regel drei bis vier Eier, bläulich-weiß oder braun gesprenkelt. Nachdem die Jungen da sind, müssen die nackten Sprösslinge weiter vor der Kälte im Nest geschützt werden. Das tun abwechselnd mit ihrem Körper sowohl Männchen als auch Weibchen. Als Nahrung gibt es Fichten- oder Kiefersamen die die Altvögel in ihrem Magen verdauen und in dieser Form den Jungvögeln darreichen.
Die Kieferkreuzschnäbel sind gesellige Vögel – sie fliegen immer in kleinen Schwärmen auf Nahrungssuche. Es sind schöne, wunderbare Vögel die uns selbst im Winter nicht verlassen.
Hans Lutsch
Foto: Kieferkreuzschnabel (Loxia pytyopsittacus)
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
Aktuell
Karpatenrundschau
16.09.24
Interview mit Roxana Florescu, Leiterin des Deutschen Kulturzentrums in Kronstadt
[mehr...]
13.09.24
„Und wenn dereinst von meinen Tagen Der allerletzte Tag erscheint, So möge man von mir nur sagen: Es starb, ein wahrer Menschenfreund.”
[mehr...]
13.09.24
Das neue Schuljahr beim Johannes-Honterus-Nationalkolleg
[mehr...]