Kronstadt – Bukarest im Postkutschentempo
26.08.10
Über Verspätungen bei der Deutschen Bahn und bei CFR
Da denkt man ja, so etwas passiert einem nur einmal: Sylvester vor zwei Jahren fahre ich mit der Bahn von Hamburg nach Dortmund um von dort mit der Wizzair nach Bukarest zu fliegen. Kurz vor Bremen wird der IC immer langsamer. Zu guter Letzt erreichen wir den Bremer Hauptbahnhof im Schritttempo. Dort sollten wir dann, laut Lautsprecherdurchsage, eine neue Lokomotive bekommen. War wohl nichts am letzten Tag des Jahres. Es ging dann mit dem „nachfolgenden ICE" weiter. Um die Stärke unserer Nerven zu testen wurde dann der Zug „über Hamm umgeleitet". In Dortmund bin ich dann ins Taxi gesprungen und in letzter Minute am Flughafen angekommen. Hinter mir wurde die Tür zugemacht und ab ging der Flug.
Eigentlich wollte ich ja diesen Weg nicht wieder gehen. Aber die Low-Cost-Carrier haben den Vorteil, dass man die Flüge einzeln buchen kann und man so flexibel ist. So habe ich für Mitte Juli wieder einen Flug von Dortmund nach Bukarest gebucht. Diesmal ging es schon in Hamburg los: „Wegen Wagenproblemen verzögert sich die Abfahrt um 20 Minuten".
Dann wurden es 30, 40 und zuletzt 50 Minuten. Während der Fahrt war die wiederkehrende Ansage auffällig, dass der Zug 58 Minuten Verspätung habe. Ab 60 Minuten muss die Bahn einen Teil des Fahrpreises zurückerstatten. Ich hatte eine Umsteigeverbindung über Münster gebucht, da es von dort aus eine direkte Verbindung zur Haltestelle Holzwickede gibt (gleich neben dem Dortmunder Bahnhof). Da dieser Zug im Stundentakt fährt, wäre ich immer noch rechtzeitig am Flughafen gewesen. In Hamm kam dann die Durchsage: „Wegen Stromausfall durch ein Unwetter verzögert sich die Weiterfahrt auf unbestimmte Zeit". Nach einer Viertelstunde des Hoffens, dass es doch noch weitergeht, habe ich den Zug verlassen und bin für 50 Euro zum Dortmunder Flughafen gefahren. Auch diesmal ging hinter mir die Tür zu und ab ging der Flug.
Die rumänische staatliche Eisenbahngesellschaft (CFR) hat es dann aber wirklich geschafft. Offizielle Abfahrt ab Kronstadt 5 Uhr 21 - nur 20 Minuten Verspätung des Nachtzuges aus Oradea. Sah also bestens aus. Reichlich Zeit für die Bauarbeiten im Prahovatal waren eingeplant. Abflug mittags 12 Uhr. In Predeal geht es eigentlich immer zügig weiter - diesmal eine Stunde Aufenthalt. Dann eine weitere Stunde in Azuga. Die Ruinen der ehemaligen Bierfabrik waren auch nicht sehr beruhigend. Als der Zug dann auch noch eine Stunde in Busteni stand, war uns klar, dass wir auf diese Weise nicht nach Deutschland kommen würden. Mit dem Taxi weiter zum Flughafen in Bukarest-Baneasa? Meine Frau geriet bei diesem Gedanken in Panik und sah uns schon dank eines Kamikazefahrers an einem Chausseebaum kleben. So sind wir dann nach Kronstadt zurückgefahren.
Vom Schaffner haben wir dann erfahren, dass dieser Zug zwischen Bukarest und Busteni schon eineinhalb Stunden Verspätung eingefahren hatte. Wir hätten sowieso keine Chance gehabt rechtzeitig in Bukarest zu sein. Mehr als sieben Stunden Fahrzeit für die 160 Kilometer zwischen Kronstadt und Bukarest - damit hat die CFR das Postkutschentempo wieder erreicht.
Wenn die Passagiere in Rumänien die Fahrgastrechte der EU kennen würden, dann wäre die CFR wohl endgültig pleite: ab 60 Minuten müssen 25 Prozent des Fahrpreises zurückerstattet werden - ab 120 Minuten sogar 50 Prozent. Die Deutsche Bahn weiß dies genau - mein Zug vom Juli hatte, laut Bahncomputer, im Endeffekt 59 Minuten Verspätung ...
Klaus-Rüdiger Müller
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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