Kronstadt und das Germanische Nationalmuseum von Nürnberg (III)
11.03.10
Aus dem Briefwechsel mit den siebenbürgisch-sächsischen „Pflegern“/Von Michael Kroner
„Aber ebenso mächtig ist das heilige Band, das uns gottgewollt an die große deutsche Kulturgemeinschaft bindet, die geradezu die Wurzel der Kraft ist, mit der wir unserem neuen Vaterlande dienen. Über der alten Pforte des Museums stehen die stolzen Worte: ´Eigentum der deutschen Nation´. Also nicht des Staates oder der Stadt, sondern der Nation, des Volkes, des deutschen Volkes. Dazu gehören auch wir. Es ist auch unser Eigentum: wir wollen es nützen und dadurch ganz zu eigen machen... Im Jahre 1630 hat der deutsche Dichter Martin Opitz in einem Brief aus Paris an einen Freund in Preßburg die Siebenbürger Sachsen die deutschesten der Deutschen genannt. Glauben Sie nicht, daß uns dies Lob jemals zu Kopf gestiegen ist. Es war uns stets nur eine Mahnung! Wir wissen, daß wenn etwas daran ist, wir es nur dem starken Ringen des Kolonistenvolkes um seine höchsten Güter und dem nie unterbrochenen geistigen Zusammenhang mit dem großen deutschen Muttervolk und seiner Kultur verdanken. Das gilt von allen von mir hier vertretenen Pflegschaften und ihrem völkischen Umkreis. So grüßen die deutschesten der Deutschen die deutscheste Stadt und in ihr das funkelnde Kleinod, das Germanische Nationalmuseum, das Eigentum des deutschen Volkes, das dauern und hellstrahlen möge für und für!“
Die Teilnahme am Nürnberger Jubiläum blieb für Lassel in unvergesslicher Erinnerung. Einige Tage vor seinem Tode hatte er die Genugtuung für langjährige Tätigkeit, das Diplom als Ehrenpfleger zu erhalten. In seinem Dankschreiben teilte er mit, dass er auch schon an einen Nachfolger gedacht habe. „Ich hoffe, mein Pflegeamt dereinst (wer weiß wie bald) an meinen Sohn Dipl. Architekt Hellmut Lassel vererben zu können, der 1929 in Charlottenburg das Diplom erworben und 1928 einmal durch das Museum gewandert ist, also, abgesehen von der Belastung durch den Vater, großes Interesse dafür hat.“ E. Lassel ahnte nicht, dass diesem Schreiben schon bald die Nachricht über seinen Tod von der Witwe folgen sollte.
Hellmut Lassel hat die Pflegschaft bis zu derem Erlöschen im Jahre 1943 geführt. Im Jahre 1941 wurde er zum Militär einberufen und konnte bloß im Urlaub das Pflegschaftsamt versehen.
Von den Männern die unter den beiden Lassel als Mitglieder des GNM geworben und ihm längere oder kürzere Zeit angehört haben, möchten wir folgende prominente Persönlichkeiten nennen: Eduard Kamner, Adolf Meschendörfer, Gottfried Gunesch, Eduard Weiß, Julius Teutsch, Friedrich Reimesch, Friedrich Schuster, Martin Goldschmied, Johann Groß, Arthur Coulin, Ludwig Heidel, Franz Herfurth, Emil Tandler, Wilhelm Breckner, Julius Fromm, Gustav Hertel, Alfred Seewald, Reinhold Oberth, Heinrich Zeidner, Heinrich Hiemesch, Hans Salmen, Emil Neugeboren, Michael Zerbes, Egon Hajek, Herman Fräkesch, Karl Kloos, Wilhelm Depner, Hermann Morres, Rudolf Schiel, Martin Goldschmied, Albert Eichhorn, Walter Seimen, Karl Schnell, Reinhold Obert. Es waren, wie jeder der in der Geschichte von Kronstadt etwas bewandert ist, feststellt, prominente Persönlichkeiten - Lehrer, Pfarrer, Beamte, Künstler, Ärzte, Kaufleute, Fabrikanten u. a. - , die sich zu dem gesamtdeutschen Programm der Nürnberger Institution bekannten.
Zu erwähnen wäre noch, dass im Jahre 1938 der Erste Direktor des GNM, Heinrich Kohlhausen, auf seiner Studien- und Erkundungsreise in Siebenbürgen auch Kronstadt besucht und sich mit führenden Persönlichkeiten getroffen hat, vor allem mit Erich Jekelius, dem Direktor des Burzenländer Sächsischen Museums, ferner mit Albert Eichhorn, Apotheker und Volkskundler, und natürlich mit Hellmut Lassel. Zurückgekehrt, schrieb er aus Nürnberg an Jekelius, dass er „ in Erinnerung die Blicke vom Markt und der Schwarzen Kirche zur Zinne, oder umgekehrt von oben über die schöne alte Stadt nie vergessen werde."
Die Kronstädter Pflegschaft, so können wir schlußfolgernd feststellen, die zaghaft angefangen, hat dann beginnend mit dem Pfleger Ludwig Korodi bis zu Hellmut Lassel jeweils einen Kreis von 15 bis 30 Männer für das GNM gewinnen können. Für sie repräsentierte die Nürnberger Institution auch die Siebenbürger Sachsen als Angehörige des deutschen Volkes.
(Schluss)
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