Kronstadt und das Germanische Nationalmuseum von Nürnberg(II)
03.03.10
Aus dem Briefwechsel mit den siebenbürgisch-sächsischen „Pflegern“/Von Michael Kroner
Unter Korodi erreichte die Mitgliederzahl durchschnittlich 15 Personen. Er bemühte sich diesen Stand zu halten, indem er für ausgetretene oder verstorbene Beitragzahler Ersatzmänner suchte. Unter den Mitgliedern, die während seiner Pflegeramtszeit ihr Scherflein zum „Tempel der deutschen Einheit“ in Nürnberg beisteuerten, nennen wir: Eugen Lassel, Franz Lassel, Wilhelm Humpel, Wilhelm Fink, Carl von Greißing, Carl Conrad, August Schwarz, Josef Hiemesch, Eduard Schullerus, Fritz Gött, Michael Türk, Gustav Schiel, Josef Fabritius, Franz Linz, Heinrich Fink, Carl Lewitzky, Franz Herfurth, Ernst Kühlbrandt, Eduard Gusbeth, Heinrich Schlandt.
Als der Sohn Korodis – Lutz Korodi – im Jahre 1887 die Hochschule in Deutschland bezog, freute sich der Vater, durch ihn dem ersten Direktor der Nürnberger Anstalt, August Ottmar Ritter von Essenwein, „ehrfurchtsvolle Grüße“ übermitteln zu können. Derselbe Sohn war es dann auch, der dem Museum 1894 mitteilte, dass sein schwer erkrankter Vater die Pflegschaft nicht mehr weiter führen könne, dass er aber gerne bereit sei, die Stelle auszufüllen. Es gelang ihm die Mitgliederzahl im Jahre 1897 auf 22 zu erhöhen, wobei sich darunter auch zwei Personen aus Sächsisch-Reen – Heinrich Schuster, Viktor Werner - befanden. Von den von ihm angeworbenen Mitgliedern seien genannt: Karl Lurtz, Emil Neugeboren, Ernst Schnell, Maria Therese Korodi, Georg Schnell, Traugott Copony, Ernst Scheeser, Karl von Roll, Georg Scherg, Karl Flechtenmacher, Fr. Lexen, August Fabritius, Franz Hiemesch. Anlässlich des 50. Jahrestages des GNM im Jahre 1902, zu dessen Feierlichkeiten Lutz Korodi eingeladen war, aber nicht teilnehmen konnte (er war 1901 als „Grüner“ in den ungarischen Reichstag gewählt worden), sandte er ihm im Namen der Pflegschaft, die er mittlerweile abgetreten hatte, ein Schreiben mit „herzinnigstem Gruß“. „Indem wir das Nationalmuseum als das ´unsrige´ bezeichnen“, so Korodi, „üben wir ein gutes Recht aus und bekennen uns mit Freuden und Stolz als Teilhaber an jenem großen geistigen Schatz, der als deutsche Bildung Eigentum des gesamten deutschen Volkes ist, des Volkes, als dessen treue Söhne sich auch die Deutschen Ungarns, unbeschadet ihrer aufrichtigen Vaterlandsliebe und unanfechtbaren Staatstreue immer bekennen werden. Wir grüßen sie aus Anlaß unserer nationalen Anstalt und wünschen aus tiefsten Herzen, daß sie immer bleibe ein edles Sinnbild deutscher Kraft und Einheit, auch der innigen Gefühlseinheit deutscher Fürsten und deutschen Volkes!“ Korodi übergab Ende 1901 sein Pflegeramt an den Gymnasiallehrer und späteren Stadtpfarrer Eugen Lassel, der es mit großer Hingabe bis zu seinem Tode (1932) betreut hat. Unter Lassel erreichte die Kronstädter Pflegschaft ihren Höhepunkt, die Zahl der Mitglieder wuchs nicht nur von 19 im Jahre 1901 auf 29 im Jahre 1907, sondern er hat auch über die Kriegs- und Nachkriegsjahre hinweg, mit einer einzigen Unterbrechung im Jahre 1919, die Verbindung zum GNM mit durchschnittlich 25 Subskribenten aufrecht erhalten. Als sich nach den Nachkriegswirren die Kronstädter Pflegschaft nicht meldete, fragte die Direktion des GNM 1921 an, „ob sie nach den veränderten politischen Verhältnissen, ... die wohl nicht ohne Einfluß geblieben“ noch „als lebensfähig“ betrachtet werden könne. „Wir werden jede Beteiligung unserer dortigen Stammesgenossen umso dankbarer begrüßen“, fährt der Schreiber fort, „als durch dieselbe auch ein Zeichen der Zusammengehörigkeit und der Geistesgemeinschaft der deutschen Stämme zum Ausdruck kommt.“ Das Antwortschreiben von Lassel ließ nicht lange auf sich warten. Die Beiträge für 1919, so der Kronstädter Pfleger, habe er nicht einsammeln können, und jene für 1920 sende er mit Verspätung, da „jetzt ja mancherlei dazwischen käme.“ Dann fügt er aber hinzu: „Für das kraftvolle Gedeihen des Museums trotz alledem – die herzlichsten Segenswünsche. Wir glauben an Deutschland. Ex ossibus.“
Eugen Lassel war es auch als einzigem siebenbürgischen Pfleger vergönnt, als offizieller Gast an einer Veranstaltung des Museums teilzunehmen, dazu noch am Jubiläumsfest des 75. Jahrestages des Museum im August 1927. Lassel ist zu der Veranstaltung nicht speziell angereist, sondern hat sie mit einer anderen Besuchsreise verbunden. Die Einladung erreichte ihn in Wien, auf der Fahrt zum 400-jährigen Jubiläum der Universität Marburg, an der er studiert hatte. So wurde ihm, wie er postwendend mitteilte, „unerwartet die Teilnahme in Nürnberg möglich“. Und es wurde ihm auch die Ehre zuteil, beim Festessen am 18. August im Namen der auslandsdeutschen Pflegschaften zu sprechen. Seine Rede fand großen Zuspruch. Er wies dabei nachdrücklich auf das Bekenntnis der Siebenbürger Sachsen zu ihrem Mutterland hin. Er führte unter anderem aus: „Das alte Kronstadt, wo 1211 der deutsche Ritter zusammen mit den sächsischen Bauern die ersten Kulturstätten im öden Land gründeten, grüßt das alte Nürnberg. Das Brukenthalische Museum im alten Hermannstadt winkt grüßend dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Wir sind von ganzem Herzen hier! Felsenfest und unantastbar steht die Treue der Siebenbürger Sachsen zu ihrem Vaterland Rumänien, ja wir glauben zu den zuverlässigsten Stützen des auch durch uns größer gewordenen rumänischen Staates zu gehören.
(Fortsetzung folgt)
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
Aktuell
Karpatenrundschau
13.06.25
Die Konferenzreihe ArhiDebate in Kronstadt
[mehr...]
13.06.25
Kronstädter Musikerinnen (XIII): Klavierlehrerin Adele Honigberger (1887-1970)
[mehr...]