„Kultur ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit“
14.06.24
20-jähriges Jubiläum des Deutschen Kulturzentrums Kronstadt
In festlichem Rahmen wurde am Freitag, dem 31. Mai, das 20-jährige Bestehen des Deutschen Kulturzentrums Kronstadt gefeiert. In Anwesenheit zahlreicher Gäste und Sympathisanten zelebrierte man im Multikulturellen Zentrum der Transilvania-Universität am Rudolfsring das ehrgeizige Projekt mehrerer Frauen, die im August 2001 gemeinsam die deutsche Sprache und Kultur in der Zinnenstadt pflegen und die bilateralen deutsch-rumänischen Kulturbeziehungen fördern wollten. Durch den Einsatz Kronstädter Persönlichkeiten gründeten Ioana Andrea Diaconu (aktuelle Vorsitzende des Rumänisch-Deutschen Kulturvereins), Roxana Florescu (Leiterin des Deutschen Kulturzentrums), Daniela Boltres (ehemalige ifa-Kulturmanagerin) und Dr. Carmen Elisabeth Puchianu den Deutsch-Rumänischen Kulturverein. Ein Jahr darauf fand die erste Kulturveranstaltung statt.
Der Wunsch war aber immer, ein Kulturzentrum ins Leben zu rufen, was dann 2004 mit Unterstützung der deutschen diplomatischen Missionen in Rumänien zustande kam. Wenn dieses anfangs nur sporadisch Veranstaltungen anbieten konnte, so gehört es schon seit geraumer Zeit zu den anerkannten Institutionen der Stadt, die hochkarätige Ereignisse wie Konzerte, Ausstellungen, Theateraufführungen und Workshops im Angebot hat. Die vom Goethe-Institut akkreditierte Sprachschule, die Sprachkurse für Erwachsene und Kinder bietet und deutsche Sprachzertifikate verleiht, ist auch sehr beliebt. Die reichhaltige Bibliothek mit ständig aktuellen Titeln zieht eine große Leserschaft an, Lehrkräfte finden im Zentrum für Didaktische Materialien ausführliches Lehrmaterial für den Unterricht.
Von 2004 bis heute waren im Team des Deutschen Kulturzentrums Deutschlehrer, Kulturmanager und andere Fachleute, engagierte Menschen, die sich der gemeinsamen Mission verschrieben haben, die deutsche Sprache und Kultur zu fördern, so Florescu. All diesen richtete die Leiterin ihren Dank, ganz besondere Anerkennung gilt dem Goethe-Institut in Bukarest, für die Unterstützung, Mentoren und Partner.
Innovative Projekte
Das Deutsches Kulturzentrum Kronstadt hat sich für die nichtkonventionellen Ausdrucksformen, die es in der Kunst fördert bemerkbar gemacht und wurde dafür bei der Gala der Kulturpreise in Kronstadt bereits drei Mal preisgekrönt.
„Das Deutsche Kulturzentrum hat sich von Anfang an bemüht, innovativ zu sein, neue Themen und Ausdrucksformen für die lokale Kulturszene vorzuschlagen und dort tätig zu sein, wo es eine Lücke zu füllen gilt”, sagte Roxana Florescu, Leiterin des Kulturzentrums. „In seinen 20 Jahren Tätigkeit hat das Deutsche Kulturzentrum immer dieselbe Botschaft vermittelt: Kultur ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, sie ist eine Ausdrucksweise, eine gemeinsame Sprache, die uns verbindet.”
Für seine Vorhaben hat das DKZ fast alle kulturellen Institutionen der Stadt und darüber hinaus als Partner gehabt. Auch Ioana Deac erinnerte sich an schöne aber auch schwierige Zeiten in der Geschichte des Vereins. „Rumänien ist das Land in Europa, neben Frankreich, mit dem dichtesten Netz an lokalen Kulturgesellschaften. Kein anderes europäisches Land verfügt über so eine Menge von kleinen Goethe-Instituten, die aber lokale Initiativen sind. Diese sogenannten Kulturgesellschaften liegen uns sehr am Herzen, sie arbeiten in einem lokalen Kontext, wissen was man lokal machen muss und sind damit ein Teil der Philosophie der bundesdeutschen auswärtigen Kulturpolitik, die auf Föderalismus und Dezentralisation setzen und vor allen dingen auf lokale Initiativen. Das moderne Bild Deutschlands ist sehr wichtig, wir wollen uns konstruktiv, aber durchaus auch zum Teil kritisch mit uns selbst und unseren Partnern auseinandersetzen”, sagte Dr. Joachim Umlauf, Leiter des Goethe-Instituts Bukarest. Die Aktivitäten der Kulturgesellschaften in Rumänien und des Goethe-Instituts werden in einer Broschüre festgehalten, die heuer herausgebracht werden soll.
Thomas Sindilariu, Unterstaatssekretär im Departement für interethnische Beziehungen der Regierung Rumäniens (DRI), sprach von der „Furcht vor Zurückdrängung ins Reservat der Trachten und Blasmusik, in die eine Minderheit mit ihren Traditionen wohl hingehöre”, die unter den Kulturträgern und –Aktivisten Anfang der 2000er Jahre herrschte. Doch die Gründung der Kulturzentren, „sozusagen als Mini-Goethe-Institute in Temeswar, Klausenburg, Jassy, Hermannstadt und Kronstadt, also in den Städten, wo die Intellektuellen der deutschen Minderheit zu Hause sind” brachten ein modernes Deutschlandbild und, Kooperation zwischen den Institutionen wie das Forum, Kulturzentrum, zwischen Departement für Interethnische Beziehungen und Goethe-Institut, worüber er sehr erfreut sei.
Lyrikerin und Sprachaktivistin Daniela Boltres, Gründungsvorsitzende des Kulturvereins sprach von den Anfängen des Deutsch-Rumänischen Kulturvereins und der Odyssee der Sitze, die es in den ersten Jahren gehabt hat. Sie erinnerte an das erste Treffen als ifa-Kulturmanagerin mit Roxana Florescu und Dr. Ioana Andrea Diaconu. Deren Idee habe sie begeistert, sodass sie diese gemeinsam durchgesetzt haben.
„Einer Frauenschaft zu verdanken”
Die Gründung und das Bestehen des Kulturvereins und somit des Kulturzentrums seinen „vor allem einer Frauenschaft zu verdanken, die sich mit Beherztheit und Seligkeit, Ausdauer und Beharrlichkeit durchgesetzt hat. Es war manchmal fürchterlich schwer, wir waren manchmal so nah dran, die Kulturgesellschaft aufzulösen, und dann wäre das Kulturzentrum auch aufgeflogen, aber es hat doch geklappt”, erinnert sich Dr. Carmen Elisabeth Puchianu, langjährige Vorsitzende des Kulturvereins (2004 bis 2023). Sie erzählte, dass sie anfangs skeptisch über die Gründung war, aber auch, dass sie das Gründungsdatum, den 8. August 2001, im persönlichen Tagebuch festgehalten hat.
Ioana Deac, Vertreterin des Deutschen Konsulats Hermannstadt, beglückwünschte die Leiterinnen des Kulturzentrums und des Vereins für die Kompetenz und Qualität ihrer langjährigen Arbeit und versicherte sie der weiteren Unterstützung vor allem durch Vernetzung.
Die Festlichkeit wurde von Diana Ionescu (Klavier) und Vlad Maistorovic (Geige) musikalisch untermalt. Anlässlich der Feier wurde die Ausstellung „Paula Modersohn-Becker und die Worpsweder. Zeichnungen und Druckgrafik 1895-1906“ des Institut für Auslandsbeziehungen (ifa), in Zusammenarbeit mit dem Multikulturellen Zentrums der Transilvania Universität und dem Deutschen Kulturzentrum Kronstadt eröffnet, die bis zum 12. Juli besichtigt werden kann.
Laura Capatana Juller
Roxana Florescu sprach vor zahlreichen Anwesenden über die Gründung und das 20jährige Bestehen des Deutschen Kulturzentrums Kronstadt. Foto: DKZ
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
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