Loyalität gegenüber Monarchie und Vaterland
24.02.11
Die Beziehungen zwischen Ferdinand I. von Hohenzollern-Sigmaringen (1914 – 1927) und den Deutschen Rumäniens (III)/ Von Michael Kroner
Fortfahrend wurden die karitativen Bemühungen der Königin gepriesen, „die die Tränen der Witwen und Waisen trocknet, die Kleinmütigen aufrichtet, den Notleidenden Hilfe und Trost spendet und überall dort Segen verbreitet, wohin sie ihre Schritte“ lenke. Dadurch habe sie „die Herzen der Gesamtbevölkerung des ganzen Landes im Sturm erobert.“ Es war zweifellos eine etwas schmeichelhafte Erklärung.
Eine Abordnung der Stadt Kronstadt übergab der Königin in Anwesenheit des Königs am 17. Juni 1921 im Prunksaal des Schlosses in Cotroceni die Schenkungsurkunde. Beim anschließenden Abendessen in Anwesenheit von drei Ministern, darunter die Siebenbürger Iuliu Maniu und Alexandru Vaida-Voevod, betonte Ernst Schnell in seinem Toast, dass er die Schenkung am 1. Dezember habe beschließen lassen, da dieser Tag auch für die Minderheiten große Bedeutung besitze und ihnen eine schöne Zukunft verheiße. Dem fügt der Kronstädter Bürgermeister die Bemerkung hinzu: „Es ist mir damals schon aufgefallen, dass meine mit aller Wärme erfolgte Lobpreisung der Karlsburger Beschlüsse von den drei Ministern kühl und ohne jeden Widerhall aufgenommen wurde. Später ist … ihre Einstellung zu den Karlsburger Beschlüssen zu unserer Bestürzung klarer und entschiedener zu Tage getreten“.
Die Königin richtete in der Törzburg ihre Sommerresidenz ein und hatte somit ein Standbein in Siebenbürgen. Allemal wenn sie seiner Zeit durch Kronstadt und die Burzenländer Gemeinden zur Törzburg fuhr, wurde das königliche Auto mit ehrfurchtsvollem Gruß bedacht. Im Jahr 1923 war sie, gemeinsam mit der Königin von Griechenland, Ehrengast in Kronstadt bei der Einweihung eines Kinderheims, eines Sanatoriums und eines Schwesternheimes der deutschen Diakonissen. Die Stadt Hermannstadt hat Königin Maria auch oft begrüßen können.
Nach der Entstehung Großrumäniens war es natürlich, diesem nationalen Triumph durch einen Krönungsakt Gestalt zu geben. Dafür wurde die geschichtsträchtige Stadt Karlsburg gewählt. Die Krönungsfeierlichkeiten verzögerten sich allerdings, da die politische Elite der siebenbürgischen Rumänen mit dem Vollzug der Vereinigung, durch den Siebenbürgen die in Aussicht gestellte Autonomie verloren hatte, nicht einverstanden war und ihren Unmut dadurch kundtat, dass sie den Krönungsfeierlichkeiten fernblieb. Es war mehr als ein Schönheitsfehler.
Zu dem Festakt am 15. Oktober 1922 waren seitens der Sachsen der evangelische Bischof Friedrich Teutsch und der Kronstädter Bürgermeister Schnell geladen. In allen Kirchen wurden Festgottesdienste gehalten. Teutsch vermerkte dazu, dass durch die vollzogene Krönung die Zugehörigkeit Siebenbürgens zu Rumänien nochmals Ausdruck gefunden habe, und ebenso auch die Verheißung einer besseren Zukunft durch das verkündete Wort des Königs: „Ich will, dass innerhalb der Grenzen Großrumäniens alle guten Söhne des Vaterlandes ohne Unterschied des Glaubens und des Volkstums sich der gleichen Rechte aller Rumänen erfreuen… Ich will, dass sich alle des berechtigten Staatsschutzes erfreuen.“ Auch sonst bemühte sich Ferdinand um das Wohlwollen der nationalen Minderheiten. Anläßlich seines ersten Besuchs im Banat 1923 erklärte er: „Ich komme nicht als Herrscher zu meinen treuen Untertanen, sondern als guter Vater zu seinen Kindern… Von Elternliebe durchdrungen, richte Ich einen dringenden Aufruf an alle Meine Untertanen – ohne Unterschied der Religion und der Muttersprache – hauptsächlich aber an die führenden Persönlichkeiten, sie mögen im allgemeinen Interesse einander brüderlich die Hand reichen.“ Kurz zuvor hatte der Parlamentsabgeordnete Franz Kräuter am 9. September auf der 200-Jahrfeier der Banater Schwaben in Temeswar erklärt: „Wir sind heute Bürger Großrumäniens und treue Bürger Großrumäniens. Wir haben dem rumänischen Volk die brüderliche Hand gereicht, und diese brüderliche Hand ist nicht nur ein Symbol der Treue, die wir auf deutsche Art halten, sie ist ein Symbol dessen, was unser Vaterland am meisten braucht…“ Seitens der katholischen Kirche erklärte Augustin Pacha als Apostolischer Administrator, die Treue zum Staat und Vaterland und seiner Dynastie sei Christenpflicht.
Mit ihren Anliegen hat sich die deutsche Minderheit auch direkt an den König gewandt. Das geschah in Audienzen, oder indem man dem Landesvater Bittschriften überreichte. Eine solche Eingabe wurde ihm vom Bischof Friedrich Teutsch mit dem Datum vom 29. Januar 1925 überreicht, in der um die Rücknahme des Bakkalaureatsgesetzes gebeten wurde. In einer Denkschrift vom 30 Januar 1924 erinnerten die beiden Autoren, Senator Adolf Schullerus und Hans Otto Roth, daran, dass König Ferdinand den Sachsen bei der Übergabe ihrer Vereinigungserklärung zugesagt habe, „er verbürge dem sächsischen Volke, dass sein bisheriger Bestand an Besitz, insbesondere seine Kirche, seine Kultur und seine Schulen ihm ungeschmälert erhalten bleiben werde.“
Die Gelegenheit, das Lebenswerk sowie die Beziehungen Ferdinands zu der deutschen Minderheit Rumäniens zu würdigen, ergab sich bei dessen Tod. Die gesamte Presse des Landes pries ihn als Schöpfer der politischen Einheit des rumänischen Volkes und Großrumäniens sowie als einen „edlen Herrscher und gütigen Vater aller seiner Völker“, die im Land lebten. Die „Kronstädter Zeitung“ schrieb, die deutschen Blätter möchten dem Ruhmeskranz auf dem Sarg des Verstorbenen, „ein bescheidenes Blatt“ hinzufügen. Es sei dies „das Zeugnis dafür“, dass der verblichene König ein liebevolles Verständnis für diejenigen seiner Untertanen hatte, die nicht dem staatsführenden Rumänentum angehörten. Und der Nekrolog fährt fort: „Wenn wir Deutschen in erster Linie uns dessen mit tiefster Bewegung erinnern, so ist dies ja nur natürlich. König Ferdinand hat, obwohl er mit allen Fasern seines Wesens bestrebt war, als ein ´guter Rumäne´ dem Lande, das ihn zum König erkoren hatte, zu nützen, niemals vergessen und niemals verleugnet, dass er nach Abstammung, seiner Muttersprache und seiner Bildung ein D e u t s c h e r war. Nicht nur, dass er… mit den Vertretern des Deutschtums, die er bei gegebener Gelegenheit des Gesprächs würdigte, jedes Mal deutsch sprach; er gab ihnen auch stets in herzgewinnender Weise zu erkennen, dass er das Deutschtum und dessen Lage verstehe.“ Er habe, so heißt es weiter, jedoch nicht wie „ein autokratischer Herrscher vergangener Jahrhunderte einfach volle Hilfe zusagen können.“ Im Bewusstsein dessen, dass der König „ein tiefes Verständnis für die Arbeit und Not der Deutschen Rumäniens gehabt“, hoffe man, dass der Tag kommen werde, an dem sein Vermächtnis erfüllt werde. Dann werde man seiner „staatsklugen Minderheitenpolitik gedenken.“
Im Abgeordnetenhaus gaben seitens der „Deutschen Partei“ Roth und im Senat Bischof Teutsch Erklärungen zum Gedenken an den Verstorbenen ab. Sie unterstrichen, dass der König für das Schicksal der deutschen Minderheit und die evangelische Kirche tiefes Verständnis gezeigt, dass er den Deutschen des Landes „durch Blut verwandt war“. Bischof Teutsch versicherte abschließend: „Die evangelische Kirche wird wie bisher sich bemühen, in Treue zu König und Staat mitzuarbeiten an dem Wohle des Landes“.
Nach dem Tode Ferdinands, in der Zeit der Regentschaft für den minderjährigen König Michael, haben die deutschen Vertreter selbstverständlich ihre bisherige dynastische und loyale Haltung gegenüber dem Staat beibehalten, wie unter anderem es aus der abgegebenen Antwort von H. O. Roth auf die von Prinz Nicolae verlesene Thronrede an Stelle des Königs Michael im Parlament am 2. November 1927 hervorgeht.
Königin Maria hat ihren Ehemann um mehr als 10 Jahre überlebt. Sie wurde am 18. Juli 1938 von schweren Leiden durch den Tod erlöst, wie der „Kalender des Siebenbürger Volksfreundes für das gemeine Jahr 1939“ im Nekrolog schrieb. Er fährt dann fort. Es sei nicht nur eine „konventionelle Redensart“, dass das Land um die Königin traure. Sie habe sich zwar immer nur als Engländerin und zugleich als Landesmutter Rumäniens gefühlt, sei aber nicht deutschfeindlich gewesen, wie man ihr nachsage. Die Deutschen Rumäniens hätten ihre freundliche Gesinnung gegenüber ihrem Volkstum mehr als einmal erfahren. Sie habe in ihrem Haus Deutsche beschäftigt und mit ihnen schlichtfreundschaftlichen Verkehr gepflegt. Die Sammlung altsächsischer Geräte und Keramik im Törzburger Schloss zeuge für ihre Sympathie für die Kultur der Sachsen.
An dieser Stelle sei auf einige Deutsche hingewiesen, die in königlichen Diensten standen. Da ist zunächst Oberst August von Spieß aus Hermannstadt zu nennen, der von 1921 bis 1938 die Stellung eines Hofjagddirektors innegehabt hat und Ferdinand I. und Karl II auf zahlreichen Jagden begleitete. Im Jahr 1927 trat der Schäßburger Georg Schuster als Chauffeur in den Dienst von Prinz Nicolae. 1930 übernahm ihn König Karl II., den er auch ins Exil begleitete. Bei Schuster hat Kronprinz Michael so manche Stunde verbracht und die Autos „studiert.“ Der aus Hermannstadt stammende Bernhard Capesius, Rektor und Lehrer der Bukarester deutschen Schulen, hat ab 1934 in der Spezialklasse des Kronprinzen Michael das Fach Deutsch unterrichtet. Im Jahr 1932 erteilte Turnlehrer Hans Kraus aus Schäßburg als Skiinstrukteur bei einer Militäreinheit in Predeal auch dem jungen Kronprinzen Michael Skiunterricht. Chefgärnter des Schlossparks von Cotroceni war in den 30er Jahren Johann Kellner aus Agnetheln.
(Schluss)
Königin Maria und Prinzessin Ileana (rechts, in rumänischer Volkstracht) mit Dorfbewohnern beim Törzburger Schloss.
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
Aktuell
Karpatenrundschau
13.06.25
Die Konferenzreihe ArhiDebate in Kronstadt
[mehr...]
13.06.25
Kronstädter Musikerinnen (XIII): Klavierlehrerin Adele Honigberger (1887-1970)
[mehr...]