„Man muss sich auf seine Stärken konzentrieren”
25.07.25
Wahlkronstädter Bernhard Moestl über Schreiben, Zen-Praxis und besseres Leben
„Ein Europäer mit asiatischem Geist”. So beschrieb ein chinesischer Meister den internationalen Bestsellerautor Bernhard Moestl. Dieser Satz kann seit etwa 15 Jahren wie folgt vervollständigt werden: „Ein Europäer mit asiatischem Geist, der auf dem Balkan lebt”. Das ist Bernhard Moestl: er ist in Wien geboren, hat 15 Jahre lang in Asien gelebt und sich vor 15 Jahren für Kronstadt entschieden. Der Mittfünfziger bereist jedoch weiterhin die Welt. Oft auch nach Asien, wo er eines seiner intensivsten Jahre verbrachte - im Shaolin-Kloster, eines der berühmtesten buddhistischen Klöster der Welt.
Faszination Asien
Mit 13 Jahren kannte Bernhard Moestl die Fernseh-Serie „Kung Fu” auswendig. Er war so fasziniert, dass er in Wien asiatische Kampfkunst lernte. So kam der Wunsch auf, eines Tages diese von Shaolin-Mönchen zu lernen. Mit der Zeit erfuhr er immer mehr über Kung Fu, Zen-Buddhismus und die Idee des kampflosen Sieges und konnte China bereisen – in einer Zeit, in der Länder wie Laos oder Vietnam für Ausländer noch gesperrt waren. 1995, bei einem Besuch der Shaolin-Mönche in Europa, lernte er deren Manager kennen und wurde kurze Zeit später, mit 26 Jahren, im Shaolin-Tempel im Song-Gebirge in der chinesischen Provinz Henan für ein Jahr aufgenommen. Sein Meister offenbarte ihm eine Welt, „die an Weisheit, Spiritualität und Perfektion alles übertraf, was ich mir jemals erträumt hatte”, erklärt er.
Was er im Kloster und während seines 15-jährigen Aufenthalts in Asien verinnerlicht hatte, fasste Bernhard Moestl im Buch „Shaolin - Du musst nicht kämpfen, um zu siegen: Mit der Kraft des Denkens zu Ruhe, Klarheit und innerer Stärke“ zusammen. Der Band wurde in 15 Sprachen übersetzt und mit 1.5 Millionen verkauften Exemplaren zum internationalen Bestseller. Der Autor überträgt 12 Lebensprinzipien der Shaolin-Mönche auf die westliche Welt, um Leuten zu helfen, ihre Gedanken im Alltag so zu lenken und zu fokussieren, dass Sie Ihre Energie im richtigen Augenblick erfolgreich auf Ihr Ziel ausrichten. „Das Geheimnis der unschlagbaren Shaolin-Techniken liegt nicht in der körperlichen Kraft, sondern in der Kraft des Denkens”, erklärt der Experte. Der Erfolg des ersten Buches bewog ihn dazu, sein Wissen im europäischen Raum auch weiterhin zu teilen. Es folgten mehrere Bücher zum Thema Erfolg, gute Führung, erfolgreiche Erziehung, asiatische Gelassenheit, Selbstbestimmung, innere Stärke oder das wahre Ich. Die Bände wurden in 14 Sprachen übersetzt, standen 500 Wochen auf internationalen Bestsellerlisten und machten den Moestl zu einem der erfolgreichsten Sachbuchautoren im deutschsprachigen Raum.
Im Juni 2025 hielt er im Apollonia-Kulturzentrum den Vortrag „Wie schreibt man einen Bestseller?” „Bücher schreiben ist eine Dienstleistung. Ich schreibe nicht für mich, sondern für meine Leser. Ich beantworte die Fragen meiner Leser, denn sie sind an meinem Wissen interessiert. Die meisten Autoren scheitern daran, dass sie über das schreiben, was sie interessiert, nicht ihre Leser”, erklärt der internationale Bestsellerautor seinen Erfolg.
„Ein Tiger wird niemals versuchen zu fliegen“
Immer wieder hält er Vorträge darüber. Vor allem aber hat er in seinen 25 Jahren Karriere als Bühnenredner im westlichen Europa und Rumänien seine Zuschauer in die Welt des kampflosen Sieges eingeführt. Anhand praktischer Beispiele lernen Teilnehmer Strategien von Shaolin, Ninja und Samurai, die sie im Alltag und in der Arbeit einsetzen können, um besser zu leben.
Eine der Lehren, die Bernhard Moestl aus Asien „mitgenommen” hat und weitergibt, ist, sich auf die Stärken zu konzentrieren. „In Europa konzentriert man sich auf die Schwächen und versucht, diese auszumerzen. Das führt dazu, dass ich überall mittelmäßig werde. Dabei habe ich aber nicht an meinen Stärken gearbeitet”. Das widerspreche den Prinzipien der Natur. „Ein Tiger ist schnell und kann gut klettern. „Ein Tiger wird niemals versuchen zu fliegen“, verdeutlicht er.
Konzentriert man sich auf die Schwächen, so vernachlässigt man seine Stärken, Fähigkeiten und Gaben. Daher sollte man „die Geschenke, die man bekommen hat, also die eigenen Talente und Ressourcen wahrnehmen, annehmen und anwenden... Denn jeder Mensch hat eine Fähigkeit, die, wenn es darauf ankommt, ihm das Leben rettet. Und diese Fähigkeit sollte man kennen.”
Auch sollte man sein Ziel im Leben kennen, um nicht sein Leben lang herumzuirren und das im Nachhinein zu bereuen. Was Moestl bereits in seinen jungen Jahren für sich entschlossen hatte, nämlich die Welt zu bereisen und überall auf der Welt zu leben und zu arbeiten, verfolgte er ständig und sehr fokussiert. Er hat über 120 Länder bereist, in manchen auch zeitweilig gelebt und bietet seine Erfahrung im Rahmen von Vorlesungen, Kursen oder als Reiseleiter auf verschiedenen Kontinenten an. Moestl hat ein Unternehmen gegründet, bietet Programmierung, Coaching, medizinische Massage an. Schreiben und Übersetzen gehören ebenfalls zu seinen Tätigkeiten, die ihm die Freiheit bieten, immer das zu arbeiten, was ihn erfreut. „Ich bin im Augenblick verankert und tue das, was ich gerade möchte. Ich will kein Leben, das ich irgendwann bereue”, wie etwa täglich acht Stunden in einem Büro vor dem Computer zu sitzen. In sein Programm schließt er, wie in Asien gelernt, tägliches Training für Körper und Geist mit ein.
Warum Kronstadt?
Das erste Treffen mit Kronstadt war eher zufällig. Ende der 1980er Jahre, auf dem Weg nach Istanbul, übernachtete er beim Onkel seiner damaligen Freundin, dem ehemaligen Stadtpfarrer Mathias Pelger. Die familiären Wurzeln in Osteuropa haben sein Interesse für die Gegend wach erhalten, sodass er nach der Wende das osteuropäische Land erneut bereiste. Es folgten weitere Besuche und 2010 der endgültige Umzug.
Moestl ist offensichtlich in die Stadt unter der Zinne verliebt. Das viele Grün, der Ausblick von seinem Fenster- auf die Zinne und die Zitadelle am Schlossberg - verzaubern ihn jeden Tag aufs Neue. „Die Stadt ist klein, sie ist schön und ist ordentlich, es ist alles renoviert und ich mag die Menschen“. Die Frage, ob der Balkan nicht zu verschieden zu Asien sei beantwortet Bernhard Moestl wie folgt: „Rumänien und Asien haben schon Ähnlichkeiten - man sucht nach Lösungen und man hält sich nicht an die Regeln. Mir hat einmal ein Asiate gesagt: wenn uns die Regierung verbietet, etwas vor dem Haus zu tun, dann tun wir es eben hinter dem Haus. Und genauso ist das hier, wie dort.”
Laura Căpățână-Juller
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
Aktuell
Karpatenrundschau
25.07.25
Wahlkronstädter Bernhard Moestl über Schreiben, Zen-Praxis und besseres Leben
[mehr...]
18.07.25
Ein Bericht von Stadträtin Olivia Grigoriu zur Delegationsreise vom 04. bis 07. Juli 2025
[mehr...]
18.07.25
Konsortium „Corona” wendet sich in offenem Brief an den Bürgermeister
[mehr...]