Mangel an Transparenz und demokratischer Legitimität
03.02.11
Zeidner Ortsforum soll aktiviert werden/ Vollversammlung mit Wahlen für den 3. März eingeplant
Zu einer willkommenen Aussprache im Gemeinschaftsraum in der Kirchenburg kam es am vergangenen Mittwoch, dem 26. Januar 2011, zwischen dem Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt (DFDKK), Wolfgang Wittstock, und zahlreichen Zeidnern die Mitglieder des Forums sind oder werden wollen, den anwesenden Mitgliedern des amtierenden Vorstandes. Einleitend begrüßte Pfarrer Andreas Hartig den Gast und die Anwesenden und sprach seine Hoffnung aus, dass in Zeiden, einer Stadt in der laut Kirchenevidenz noch 449 Siebenbürger Sachsen leben, in der Forumstätigkeit ein Neuanfang geschaffen wird.
Die Initiative zu diesem Treffen ging von dem DFDKK-Vorsitzenden aus, der gleich einleitend betonte, von vielen Zeidnern angesprochen worden zu sein, dass das Ortsforum, das eine wichtige Rolle im Stadtrat spielt und durch Erwin Albu vertreten ist, doch nicht aktiv sei. „Da mangelt es an demokratischer Legitimität, die Mehrheit muss die sein die entscheidet und dafür müssen Wahlen organisiert werden. Alles muss transparent geschehen“, betonte er. In Zeiden gibt es den Wunsch, dass die Dinge ins richtige Lot kommen. Diesbezüglich benötigt es einer guten Zusammenarbeit zwischen Forum und Kirche; vor allem muss das Ortsforum die Interessen der Zeidner vertreten. Um zu einer konkreten Diskussionsbasis zu kommen muss eine Mitgliederversammlung einberufen werden, die direkt den Vorsitzenden und einen Vorstand wählt.
Gegründet wurde das Ortsforum im Jahre 2004 und es gelang, zwei Vertreter in den Stadtrat zu entsenden: Erwin Albu und Rudolf Rekkert. Vier Jahre später wurde nur noch Erwin Albu zum Stadtratmitglied gewählt. 2005 ist die Satzung des Ortsforums beglaubigt worden, das auch als juristische Person eingetragen wurde. Doch gibt es auch in der Satzung Widersprüche, die beseitigt werden müssen, betonte Wolfgang Wittstock. Wichtigste Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist, seinen Beitrag entrichtet zu haben. Doch nur sechs Zeidner haben dieses direkt im Kreisform getan. Erwin Albu, als Vorsitzender des hiesigen Ortsforums, hat dieser Grundvoraussetzung wenig Bedeutung geschenkt. Er wiederum betonte, das Ortsforum sei still gelegt worden und befinde sich in einer Pause. „Es gibt auch Antipathien und Manipulationen; das DFDKK habe sich nicht genügend für Zeiden eingesetzt“, behauptete Albu.
Dem konterten in den Aussprachen mehrere Teilnehmer. Prof. Georg Schirkanyer meinte, die Aktivität sei null komma null gewesen, und dass es 122 Mitglieder in Zeiden gebe, davon wisse er auch nichts. Durch unsere Tätigkeit müssen wir zeigen, dass wir noch manches tun können“, betonte er. Pfarrer Andreas Hartig unterstrich: „Komplott in der eigenen Gemeinde gegen eine Person gibt es nicht. Ich glaube, wenn die Dinge weiter so laufen, kommen wir nicht weiter. Wir müssen als Gemeinschaft etwas gemeinsam machen wollen.“ Er versicherte, der Raum im Pfarrhaus stehe für das Forum weiter offen. Klaus Dieter Untch, Musikwart der Kirche, gab zu, dass von der Jugend etwas ausstrahlt, doch zu einem Forum gehören auch die Senioren. „Wer vertritt deren Interessen und allgemein die sächsische Gemeinschaft?“, richtete er die Frage an Erwin Albu.
Und im gleichen Zug, wo sei seine Glaubwürdigkeit, wenn er auf Kollisionskurs mit dem Presbyterium, dem Bürgermeister, der Heimatortsgemeinschaft Zeiden in Deutschland stehe. So werde auch seine Glaubwürdigkeit unter den Zeidner Sachsen in Frage gestellt. Als Gegenreaktion betonte Albu, dass auch Asphalt, Parkplätze, Schule für die er sich im Stadtrat einsetzte, auch für die sächsische Gemeinschaft gelöst werden. „Bist Du ein Sympathieträger für diese Gemeinschaft?“, kam die letzte Frage von Untch. Das muss man selbst spüren, gab ebenfalls er als Hinweis. Wo könne man die Satzungen einsehen, wollte Horst Schuller wissen. Paul Jacob war der Meinung, es sei einfacher, wenn das Ortsforum nicht juristische Person wäre. Sandra Nicolescu, Vorsitzende des Jugendforums, erwähnte die Tätigkeit der Jugendtanzgruppen die immer wieder bei Veranstaltungen auftreten.
Es wäre schwer gewesen, bei dieser Aussprache eine endgültige Entscheidung zu treffen, wie Peter Foof seitens des Presbyteriums der evangelischen Kirchengemeinde betonte. Doch muss alles getan werden, damit das Ortsforum die deutsche Minderheit entsprechend nach außen vertritt, um vor der Mehrheitsbevölkerung glaubwürdig zu bleiben. Das Presbyterium wird auch eine entsprechende Lösung für den Sitz des Forums finden, da dieses immer wieder vom Vorsitzenden beanstandet wurde, obwohl dieser Raum zur Verfügung gestellt aber nicht mehr beansprucht wurde. Als sofortige Aufgabe muss der Vorstand Klarheit bezüglich der Ortsforum-Mitgliedschaft schaffen, die Mitgliederversammlung einberufen und die Wahl eines Vorstandes und Vorsitzenden abgehalten werden, die dann auf diese Weise demokratisch legitimiert sind.
Schließlich kam man zu dem Einvernehmen, dass an den vier darauf folgenden Donnerstagen, bzw. am 3., 10., 17. und 24. Februar, jeweils zwischen 16.00 und 17.00 Uhr, im Raum im Pfarrhaus der dem Ortsforum zur Verfügung gestellt wurde, mindestens je ein Vertreter des gegenwärtigen Vorstandes anwesend sein wird, damit die Zeidner ihre Mitgliedschaft aktivieren oder sich neu einschreiben können. Alle sächsischen Bewohner von Zeiden werden zu der Vollversammlung eingeladen bei der der Vorsitzende und der Vorstand des Ortsforums gewählt werden sollen. Diese wurde für Donnerstag, den 3. März, 17.00 Uhr, in dem Gemeinderaum der Kirchenburg angesetzt.
In entspannter Atmosphäre konnten die Teilnehmer an dieser Aussprache zum Abschluss die Dia-Ton-Montage von Willi Roth (Augsburg, früher Kronstadt) über das Zeidner Kronenfest von 1978 sehen, die Wolfgang Wittstock zur Verfügung stellte, und die sicher bei manchen der Teilnehmer schöne Erinnerungen wach rief.
Dieter Drotleff
Foto 1:
Die Kirchenburg von Zeiden ist das Wahrzeichen der Stadt.
Foto 2:
Im Gemeinschaftsraum der Kirchenburg traf man sich, um über die Zukunft des Ortsforums zu beraten.
Fotos: der Verfasser
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