Meinungen
19.11.09
Warum wählen gehen?
Gleich mehrfach werden die Kronstädter am kommenden Sonntag wählen.
Sollte keiner der insgesamt zwölf Kandidaten für das Präsidentenamt die 50 Prozent plus eine Stimme am 22. November erreichen, wird am 6. Dezember nochmals gewählt. Laut Umfragen überschreiten vorläufig die Fünf-Prozent-Hürde die Kandidaten Traian Basescu (von der PDL unterstützt), Mircea Geoana (PSD+PC), Crin Antonescu (PNL), C. V. Tudor (PRM), Sorin Oprescu (unabhängig) und Hunor Kelemen (UDMR).
Weiterhin soll die Volksbefragung, zu der der amtierende Präsident Traian Basescu aufgerufen hat, helfen zu entscheiden, ob das Parlament aus zwei Kammern (mit 471 Abgeordneten) oder ab nun aus einer einzigen Kammer (mit 300 Abgeordneten) bestehen wird.
Nicht zuletzt hat auch der Vorsitzende des Kreisrates Kronstadt, Aristotel Cancescu, die wahlberechtigten Bürger des Kreises zur Wahl aufgerufen: es soll am 6. Dezember um die Frage gehen, ob die Prostitution und der Konsum leichter Drogen legalisiert werden oder nicht.
„Warum eigentlich wählen gehen?”, fragen sich viele Bürger, die sich von den bisherigen Entwicklungen im Lande enttäuscht fühlen. Erstens weil wählen gehen eine der wenigen Möglichkeiten bleibt, in der Politik als „einfacher Mensch” Einfluss zu nehmen.
Es stimmt, dass eine einzelne Stimme nicht viel verändert. Aber wenn nur noch eine Minderheit wählen gehen würde, wären die Politiker nicht mehr ausreichend legitimiert. Wir müssten uns dann anstelle der demokratischen Wahlen eine andere Variante überlegen - bislang wurde noch keine bessere erfunden. Schon in der Antike sagte Perikles: „Wer an den Dingen der Stadt keinen Anteil nimmt, ist kein stiller, sondern ein schlechter Bürger”.
Über politische Entscheidungen regt sich (fast) jeder früher oder später auf. Darf aber derjenige meckern, der nicht wählen war? Nein, denn: wer nicht wählt, vergibt automatisch seine Stimme an den Kandidaten, an die Partei, oder an die Alternative die er höchstwahrscheinlich nicht haben will. Viele möchten mit ihrer Wahlenthaltung Protest ausdrücken - nur vermittelt Nichtwählen keine klare Botschaft. Eindeutiger ist es, die Partei oder den Kandidaten zu wählen, die am ehesten den eigenen Protest formulieren.
„Ich kann mich mit keiner Alternative identifizieren” - eine Aussage, die von Vielen geteilt wird. Jedoch treffen wir täglich Entscheidungen, die uns nicht völlig überzeugen. „Ich-weiß-nicht”-Einstellungen führen im Leben ziemlich selten zu großen Erfolgen. „Ich kenne mich nicht aus”, sagen insbesondere diejenigen, die sehr hohe Ansprüche an das eigene Wahlverhalten haben. Diese Angst sollte jedoch kein Hindernis sein. Denn jeder hat seine Meinungen und seine Überzeugungen, die mehr zur einen und weniger zur anderen Variante passen.
Vergisst man vielleicht zu oft, dass es nicht selbstverständlich ist, wählen zu können? In vielen Ländern gibt es keine freien Wahlen. Dort kostet der Einsatz gegen Tyrannen und für Demokratie ganz viel Mut.
Der Aufwand für die Wahl liegt meistens bei einem Sonntagsspaziergang zum Wahllokal. Ein Spaziergang, mit dem man die nächsten Jahre in Rumänien mitbestimmen kann.
Christine Chiriac
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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