Meinungen
16.12.10
Zwischen Tradition und Vision
Das 130. Gründungsjubiläum des Siebenbürgischen Karpatenvereins (SKV) wurde mit einer gemeinsamen Tagung der Sektionen Kronstadt und Hermannstadt gefeiert. Zu diesem Anlass konnte auch eine sehenswerte Festschrift vorgestellt werden, die Geschichte, Gegenwart und Zukunftsperspektiven des SKV vorstellt. Immer wieder und das mit Recht wurden auf die Richtung weisenden Verdienste der Vorgänger hingewiesen, die ab 1880 die Grundlagen des rumänischen Bergtourismus gesetzt hatten. Berghütten, Wegmarkierungen, Landkarten, der erste Bergkurort (die Hohe Rinne), die ersten Bergführer und Bergretter sowie ein reiches naturwissenschaftliches Material sind Leistungen die den SKV in den Geschichtsbüchern verewigen.
In den Jahren seit der Neugründung 1996 konnte vor allem die Kontinuität des Vereins bewiesen werden. Das war eine Voraussetzung um zum Beispiel die erste und bisher auch die einzige SKV-Hütte (die Schulerhütte „Julius Römer“) zurück zu bekommen. Mit bescheidenen Mitteln und mit einer Mitgliederzahl die bei rund 300 liegt, werden in Kronstadt und Hermannstadt Wanderungen organisiert, Ski- und Orientierungswettkämpfe ausgetragen, Lager veranstaltet, Aktionen in Sachen Umweltschutz unternommen. Die Kronstädter Sektion brachte Jahresbücher heraus die nun auch weiterhin (in Zusammenarbeit mit den Hermannstädter Kollegen) erscheinen sollen.
All das ist lobenswert aber noch recht wenig, wenn es verglichen wird mit dem was der alte SKV bewegen konnte. Durch die SKV-Aufnahme in die Europäische Wandervereinigung (EWV) bei der die Vereinsgeschichte zweifellos mitentscheidend war, kann Rumänien an das europäische Netz der Fernwanderwege angeschlossen werden, wenn die dafür notwendige Infrastruktur (Berghütten, entsprechend markierte Trassen, Infobüros, Kartenmaterial) gesichert werden kann. Dabei könnte der SKV eine führende Rolle übernehmen, sagt dessen Geschäftsführer Marcel Sofariu. Das wäre ein visionäres Handeln. Diese Chance wahrzunehmen sei auch eine „moralische Verpflichtung“ gegenüber den Vorgängern, hieß es auf der Jubiläums-Tagung.
Solche Herausforderung zu meistern bedeutet Projekte für EU-Finanzierung und die dazu erforderlichen Anträge auszuarbeiten, Fachleute heranzuziehen, mit den Behörden zusammenzuarbeiten, in der Öffentlichkeit bekannter zu werden.
Vorläufig verwaltet der SKV nur eine Hütte. Und auch da sind noch einige Fragezeichen offen, da die Rückgabe der Hütte vom Kronstädter Bürgermeisteramt in Frage gestellt wird. Die aktiven der 300 SKV-Mitglieder wollen und können vor allem wandern und an ihre Tradition erinnern. Für Großprojekte sind sie nicht vorbereitet. Tradition wahren und gleichzeitig sich auch an Visionäres heranzuwagen schließen sich nicht aus, sind aber doch ganz unterschiedliche Aufgaben.
Ralf Sudrigian
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
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