„Mit der Rückgabe unseres Schlosses wurde symbolisch unser Name wieder gutgemacht“
17.06.10
Kurzgespräch mit Erzherzog Dominik von Habsburg-Lothringen
Wie stehen Sie zu den Gerüchten die um das Schloss Bran/Törzburg im Umlauf gebracht wurden?
Die Gerüchte haben stark nachgelassen. Sie zirkulierten in den ersten Jahren und gingen von einer Wahrheit aus: die Gemeinde Brasov (der Kreisrat – Anm. d. Red.) war interessiert, das Schloss zu übernehmen. Für uns hatte ein Traum, eine Überraschung stattgefunden - wir hatten das Schloss zurückbekommen. Dazu muss gesagt werden: es war nur ein Gebäude. Es war nicht ein Leben, es bedeutete nicht unsere Existenz – das alles war nicht vorhanden. Wir mussten überlegen: Was machen wir damit? Da die Gemeinde dieses Angebot gemacht hatte, dachten wir: eigentlich ist es sinnvoll und gut, dass es an die Gemeinde geht. Aus diesem Gerücht wurde ein Skandal, wo kein Skandal war. Aus dem wuchsen dann endlose Gerüchte.
Wir hatten eine Firma in New York engagiert, die uns Projekte zusammenstellen sollte. Von diesen Projekten ausgehend, entstanden wieder Gerüchte, dass wir das Schloss verkaufen wollen. Verkaufen ist natürlich immer eine Option und diese Option ist auch heute da. Wir müssen weiter gehen, wir müssen weiter bauen.
Was bedeutet Ihnen das Schloss?
Wenn wir in die Geschichte zurück gehen, so muss man bedenken, dass das Schloss unser Heim war. Das war unser Zuhause, wie das Haus eines Jeden. Wenn man sein Haus aufgeben muss, ist es sehr schwer. Wenn man zurück kommt und man sieht, es ist eine Touristenattraktion geworden, so muss man realistisch denken. Ich würde gern dort wieder wohnen, aber existenzmäßig, ökonomisch gesehen, muss ich es offen halten als die Attraktion die es ist. Das Schloss muss sich weiterhin selbst erhalten. Wir können es nicht erhalten, das ist klar. Das heißt, das Schloss ist ein Geschäftsobjekt. Es ist natürlich eine touristische Sehenswürdigkeit. Es ist eine Sache geworden über unsere Verhältnisse hinaus. Sehr viele Leute sind davon abhängig, dass das Schloss für die Touristik erhalten bleibt. Es gab auch ein Gerücht, wir tun es in eine Diskothek oder in ein Hotel umwandeln. Das kann man alles machen. Aber nach meiner Ansicht ist das unrationell und würde das Schloss eigentlich zerstören.
Wir lieben das Schloss sehr – ich sagte ja, es war unser Heim. Wir möchten, dass dieses Schloss in der Zukunft schön bleibt und ein glücklicher Platz ist.
Das Schloss ist weltbekannt und gilt als Touristenmagnet...
Wir haben einen sehr guten Förderer dafür. Das ist Dracula. Das gilt aber nicht nur fürs Schloss und für uns, sondern für alle. Das Schloss bleibt als zentraler Punkt dieses Mythos. Schon vor einigen Jahren zeichnete sich ab, das Schloss sei Draculas Heim weil es zufällig in die Beschreibung von Bram Stokers Roman sehr gut hineinpasst. Diese Faszination zum Schloss ist natürlich ein sehr großer Vorteil für uns. Die Schlossbesucher bleiben aber nicht nur beim Schloss stehen – alle profitieren davon. Es ist nicht ein rein persönlicher Gewinn nur für uns. Alles was wir versuchen hier zu machen, ist nicht in einem persönlichen Interesse. Selbstverständlich hilft es uns auch, weil wir frei und besser leben können. Aber der Gewinn ist für alle.
Ihr Name sorgt nun für Schlagzeilen und viel Rummel.
Für mich bedeutet der große Erfolg, dass das Schloss wieder in unserem Besitz ist. Ich muss Ihnen sagen – ich habe hier meine Jugend verbracht. Das ganze Fundament meines Lebens ist hier entstanden und dafür bin ich ewig dankbar. Wir galten ja als die bösen Ausbeuter der armen Leute. Mit der Rückgabe des Schlosses wurde symbolisch unser Name wieder gut gemacht. Das ist es.
Die Fragen stellte
Ralf Sudrigian
Erzherzog Dominik von Habsburg (rechts) und der Manager des Schlosses in Törzburg, Alexandru Priscu.
Foto: Ralf Sudrigian
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