„Musik sollte eine Herausforderung sein“
26.05.11
Interview mit der Jazzgruppe „Regina Litvinova International“
Das vom Deutschen Kulturzentrum und der Alliance Française Kronstadt organisierte Event „KulturCafé“ (Woche der Kaffeehäuser) endete am Abend des 14. Mai im Deane's Irish Pub mit einem Jazzkonzert der sehr guten Sorte. Zu Gast in der Kronstädter Kneipe war das Quartett „Regina Litvinova International“ aus Deutschland. Die vor zwei Jahren neu gegründete Band vereint Musiker aus drei Ländern: Russland, Deutschland und der Schweiz. Die vier Musiker (Regina Litvinova- Keyboard, Christian Scheuber-Schlagzeug, Stephan Urwyler-Gitarre und Andreas Manns-Bass) spielten vorwiegend Werke des amerikanischen Komponisten Richie Beirach und schafften es, beim Kronstädter Publikum auf Begeisterung und Anerkennung zu stoßen.
Obwohl dieses Quartett eigentlich nur seit zwei Jahren besteht, kennt ihr euch schon seit langem und habt in verschiedenen Kombinationen schon oft zusammengespielt.
Christian Scheuber: Ich und Stephan kennen uns schon seit mehr als 20 Jahren, wir haben zusammen in Bern auf der Hochschule der Künste Jazz studiert. Und in den neunziger Jahren haben wir in einem Quartett zusammengespielt - das „City West“. Regina habe ich Ende der neunziger in Moskau kennengelernt. Ich habe ihr von der Musikhochschule in Mannheim erzählt, und sie kam anschließend, um hier Jazz zu studieren.
Stephan Urwyler: Ich habe mit Regina ein Duo gebildet, wir spielen schon seit einigen Jahren zusammen und haben Konzerte in der Schweiz. Und Regina spielte noch in der Jazzband G.I.R.L., mit dem sie letztes Jahr beim Jazzfestival nach Bukarest eingeladen wurde.
Regina Litvinova: Eigentlich sind wir das „Extreme Trio“ mit Gastmusiker Stephan Urwyler. Für diese Tour ist unser Name aber „Regina Litvinova International“. Und natürlich spielen alle von uns mit verschiedenen anderen Musikern.
Ganz schön kompliziert...
Stephan Urwyler: Es ist typisch für Jazzmusik. Da spielt man immer wieder mit anderen zusammen, in verschiedenen Kombinationen.
Seit ihr gewöhnt, in Kneipen zu spielen? Das Konzept von „KulturCafe“ ist nämlich, kulturelle Events in Cafes und Bars zu veranstalten, um näher ans Publikum zu kommen. Manche Künstler kann es stören, wenn das Publikum während Ihrer Vorstellung isst, trinkt und manchmal auch spricht.
Stephan Urwyler: Wir haben schon überall gespielt und haben schon alle möglichen Arten von Publikum kennengelernt.
Christian Scheuber: Aber nicht überall verhält sich das Publikum wie in einer Kneipe. In Japan, zum Beispiel, haben wir mal in einer Bar gespielt. Die Leute haben da wirklich sehr aufmerksam zugehört, sie waren so still wie in einem Konzertsaal.
Stephan Urwyler: Sagen wir mal, bei einem Jazzkonzert muss man sich anders verhalten als zum Beispiel bei einem Rockkonzert. Aber viele kennen das nicht.
Andreas Manns: Mich hat es überhaupt nicht gestört, dass die Leute geredet und getrunken haben und das Konzert mehr als „Hintergrundmusik“ betrachtet haben. Ich habe mich ganz gut gefühlt.
Stephan Urwyler: Obwohl das Publikum nicht zu 100 Prozent aus Jazzkennern bestanden hat, ist unsere Musik gut angekommen. Das konnte man spüren. Man muss die Musik nicht unbedingt verstehen, damit man sie mag. Man kann zum Beispiel eine Kirche bewundern ohne Ahnung von Architektur zu haben. Wir spielen nicht nur für Kenner. Wenn unser Konzert jemandem gefallen hat, der nie Jazz gehört hat und nachher beginnt, sich für diese Art Musik zu interessieren, haben wir auch etwas erreicht.
Mögt oder spielt ihr auch andere Arten von Musik?
Stephan Urwyler: Andreas und ich mögen und spielen beide Rockmusik. Und Regina ist sogar Bassist bei einer Rockband. Christian ist vielleicht der einzige „pure“ Jazzmusiker der Gruppe... Eigentlich mag ich Musik, die nicht langweilig ist. Musik sollte spannend sein und kompliziert. Sie sollte eine Herausforderung sein. Dann macht es Spaß, sie zu spielen.
Regina und Andreas waren noch in Rumänien. Für Stephan und Christian ist es das erste Mal. Welchen Eindruck habt ihr über Land und Leute?
Christian Scheuber: Rumänien war bis jetzt der einzige osteuropäische Staat, in dem ich noch nicht war. Ich freue mich, hier zu Besuch zu sein und finde es toll, dass so viele Leute hier Deutsch sprechen!
Stephan Urwyler: Ich bin ganz positiv überrascht. Kronstadt ist wunderschön und der Weg mit dem Zug von Bukarest durch die Berge hat mir gut gefallen. Ich habe „papanasi” und „ciorba de burta” gegessen und es hat mir ganz gut geschmeckt.
Habt ihr auch schlechte Seiten bemerkt?
Andreas Manns: Ja. Man verkauft viel zu wenig rumänische Produkte. Das kann ich nicht verstehen. Gestern Abend war ich in zwei verschiedenen Kneipen und in keiner hatten sie rumänisches Bier. Nur dänisches und belgisches. Das kann ich nicht verstehen. Und die Souvenirs sind alle „made in China“. Aber das gibt’s ja auch in Deutschland.
Das Gespräch führte
Elise Wilk
Das Jazzquartett Regina Litvinova International
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
Aktuell
Karpatenrundschau
13.06.25
Die Konferenzreihe ArhiDebate in Kronstadt
[mehr...]
13.06.25
Kronstädter Musikerinnen (XIII): Klavierlehrerin Adele Honigberger (1887-1970)
[mehr...]