Nicht nur „Wir über uns“
15.10.09
Gedenkschrift zum 50. Jubiläum des Absolventen-Jahrgangs 1959 des Honterus-Gymnasiums
Die Teilnehmer an dem 50.sten Treffen seit dem sie 1959 das Bakkalaureat an dem Kronstädter Honterus-Gymnasium abgeschlossen haben, und nachträglich auch die anderen die aus objektiven Gründen nicht an der Zusammenkunft in Deutschland im Juli teilnehmen konnten, hatten die angenehme Überraschung, auch in Besitz eines Bandes zu kommen der die Schul- und Lebenswege dieser Absolventen des Honterus-Gymnasiums in dem nächsten halben Jahrhundert meist aus eigener Feder geschrieben, widerspiegelt. Deshalb auch der sehr treffend ausgewählte Titel der 280 Seiten starken Sammlung „Wir über uns“. Doch anderseits berichten die Absolventen nicht nur über sich, sondern der Rahmen wird gesprengt mit einer allgemeinen geschichtlichen Übersicht zum Kronstädter Schulwesen, eine Dokumentation von Hansgeorg von Killyen. Und hinzu kommen dann die ausführlichen biographischen Daten der Lehrer dieser Schule die nicht nur in bleibender Erinnerung der Absolventen dieses Jahrgangs geblieben sind, sondern zahlreiche Schülergenerationen ausgebildet haben. Somit wird der Band herausgegeben von zwei der Absolventen, Peter Kaufmes und Manfred Kravatzky – wobei letzterer auch für die Redaktion zeichnet – zu einem Buch von allgemeinem Interesse auf das sicher auch andere ehemalige Honterianer zurückgreifen werden, wenn sich diese Gelegenheit für sie ergibt. „Unsere Schule war eine siebenbürgisch-sächsische Lehranstalt mit bestem Ruf landesweit und bei vielen Siebenbürgern 'die Schule'. Auch unter den rumänischen Bürgern der Stadt und der Oberen Vorstadt (Schei) genoss unsere Schule einen hervorragenden Ruf“, wie mit Recht der Autor des Vorwortes, Manfred Kravatzky betont.
Aufschlussreich ist die Dokumentation von Hansgeorg von Killyen über die Entwicklung des Schulwesens in Kronstadt wobei er auch auf die rumänischen Schulen, auf das ungarische Schulwesen, auf die jüdische Schule und dem Hochschulwesen eingeht. Selbst die Absolventen dieses Jahrgangs haben auch einige Transformationen miterlebt, was Schulbenennung, Ort des Unterrichts - anfangs im [aguna-Lyzeum -, dann die Übersiedlung in die Schulgebäude auf dem Honterushof betrifft. Auch waren diese Absolventen der erste Jahrgang der nach Abschluss von elf Klassen sich zum Bakkalaureat stellte, und nicht nach der zehnten Klasse, wie bis dahin. Sehr aufschlussreich sind die biographischen Angaben über die Lehrer, von denen einige in die Geschichte des deutschen Schulwesens in Kronstadt eingegangen sind: Dr. Otto Liebhart, Herta Lang, Ferdinand Babiak, Georg Scherg, Kurt Philippi, Vasile Bota, Victor Bickerich, Constantin Cuza, Franz von Killyien, Walter Schlandt, Stefan Mateescu, Ingeborg Miess, Sebastian Seidel, Dr. Luise Treiber Netoliczka, Helfried Weiß, Marianne Wolf u.a.
Mit großem Interesse sind dann die Lebensläufe und Erinnerungen der ehemaligen Schüler und heutigen zum Teil noch aktiven Senioren zu lesen, wobei die Autoren nicht nur auf ihren persönlichen Lebenslauf eingehen oder ihren beruflichen Werdegang schildern, sondern immer wieder betonen, dass die im Honterus-Gymnasium erhaltene Erziehung ihnen half, alle Schwierigkeiten im Leben oder am Arbeitsplatz zu überwinden, Charakterstärke zu beweisen. Aus der Fülle der Erinnerungen die zum Teil heiter, zum Teil trocken aber objektiv geschildert werden, sind viele Dinge zu entnehmen die sich auf die Lehrer, auf die vielseitigen außerschulischen Tätigkeiten, auf Schulreisen, Internatsleben, sportliche Leistungen, Arbeitseinsätzen auf Baustellen in der Stadt, auf Schicksalsschläge der Familien beziehen. Es war ja die Generation der 1941 geborenen Mädchen und Jungen deren Eltern deportiert oder evakuiert wurden, im Krieg gefallen waren, die schwer arbeiteten um ihre Familien erhalten zu können und die politisch verfolgt wurden. All diese Dinge hatte man als Kind mitbekommen. Und trotzdem war für diesen Jahrgang der Honterianer der Optimismus kennzeichnend, Freundschaften wurden geschlossen die bis heute andauern.
Die reiche Illustration, statistische Daten, einige Aufklärungen zu dem verwendeten Wortschatz, ein Glossar und die Literaturnachweise gestalten den Band auch zu einem Dokument mit bleibendem Wert das nicht nur von uns, den Absolventen 1959, zu denen auch ich gehöre, sicher immer wieder mit Freude und Interesse zur Hand genommen wird.
Dieter Drotleff
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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