Noch fehlen annehmbare Projektanträge für Frischgeld
18.03.10
Vollversammlung der Saxonia-Stiftung
Das Vorjahr war ein Jahr, in dem die Saxonia-Stiftung (genauer gesagt: die „alte“ Saxonia mit Schwerpunkt im humanitären Bereich, und die „neue“, für Wirtschaftsförderung zuständige Stiftungsneugründung) ihrer Zielsetzung gerecht werden konnte: Wirtschaftsprojekte wurden geprüft und gefördert; Hilfsprogramme wurden umgesetzt. Trotzdem – die Wirtschaftskrise ging nicht spurlos an der Saxonia vorbei. Es galt also bei der Vollversammlung der Vertreter der evangelischen Landeskirche und des Siebenbürgenforums (die beiden Stiftungsträger) im Rosenauer Saxonia-Sozialzentrum auch „von zusätzlichen Sorgen zu berichten“, wie Direktoriumsvorsitzender-Vorsitzender, Pfarrer Kurt Boltres, es in seinem Jahresbericht formulierte.
„Immer weniger Leute haben sich entschieden, die Hilfe der Saxonia in Anspruch zu nehmen“ sagte Boltres und bezog sich dabei auf den Rückgang der Projektanträge aus den Reihen der deutschen Minderheit. So gibt es noch keine annehmbaren Anträge auf Wirtschaftsförderung mit „Frischgeldern“, nämlich jenen Geldern, die jährlich direkt vom BMI kommen und wo die Begutachtung durch deutsche Projektprüfer schon Anfang Mai durchgeführt wird. Diese Projekte haben den Vorteil, dass sie beinahe doppelt so hoch sind als die Förderungen aus Rückflußgeldern der Saxonia. Anträge für diese Projekte können noch bis zum 10. April gestellt werden. Das ging aus dem Jahresbericht des Geschäftsführers Karl Arthur Ehrmann hervor. „Leider besinnen sich unsere Landsleute meist in der zweiten Jahreshälfte, wenn das meiste Geld schon verbraucht ist – vorallem die „Frischgelder“, mit denen man sehr günstig in Deutschland einkaufen kann – schon wegen dem Ausfall der Mehrwertsteuer !“ Nicht zu vergessen, dass die Höhe der Rückflußmittel, woraus die sogenannten „gemeinschaftsfördernde Maßnahmen“ (Renovierungen und Ausstattungen z.B. für Begegnungsstätten) finanziert werden, in einem direkten Verhältnis zur Frischgeldsumme ist.
Auf diese Zusammenhänge wies auch der Vorsitzende des Siebenbürgenforums, Dr. Paul Jürgen Porr, in der anschließenden Gesprächsrunde hin und verglich die fehlende Projektliste mit den Schwierigkeiten die der rumänische Staat hat, wenn es darum geht, die zur Verfügung stehenden EU-Gelder abzurufen. Porr rief auf, in der verbliebenen Zeit möglichst viele förderungswürdige Projekte zu finden. Dipl.-Ing. Karl Hellwig bedauerte die fehlenden Initiativen - in Sachen Wirtschaft verhalte sich unsere Minderheit manchmal so als ob sie „zu einem Altenheim“ geworden zu sei.
Neue Anträge können selbstverständlich auch nach dem 10. April bewilligt und finanziert werden – aber nur aus Rückflussgeldern die von älteren Projekten stammen. Eine verstärkte Mediatisierung der erfolgreichsten Projektförderungen sowie eine eigene dreisprachige Webseite mit dem Saxonia-Angebot sollen potentielle Antragsteller ansprechen. Im von der Vollversammlung angenommenen Haushaltsvoranschlag ist beim Kapitel Ausgaben auch ein nicht geringer Fonds vorgesehen, durch den das Direktorium der „alten Saxonia“ von ihm bestimmte Projekte zur Finanzierung freigibt. Auch hinsichtlich dieses Punktes gab es rege Gespräche und interessante Vorschläge: von einer möglichen Investition in alternative Energiequellen beim eigenen Sitz in Rosenau bis zur Förderung privater deutschsprachiger Kindergärten oder Übersetzerbüros für junge deutschkundige Lyzeumsabsolventen war die Rede.
Karl Arthur Ehrmann informierte auch über die finanziellen Schwierigkeiten, in die das „Saxonia“-Gästehaus geraten ist, haupsächlich wegen der Krise aber auch der unerwartet großen (und unlauteren) Konkurrenz vor Ort wegen. Eine Personalreduzierung war unumgänglich.
Trotz der genannten Probleme, bleibt die von der Saxonia geleistete Arbeit beispielhaft. Das ist zum einen, im humanitären Bereich, den wichtigsten Sponsoren zu verdanken, die trotz Wirtschaftskrise, weiterhin Hilfsprogramme finanzieren – („Die Treuen sind ihrer Sache treu geblieben“, so Boltres). Zum anderen: Geschäftsführer Ehrmann und seinem kleinen Mitarbeiterteam, mit Sekretärin Esther Piroska an der Spitze, wurde Effizienz, Kompetenz, Hingabe und Organisationstalent bescheinigt, wofür ihnen Dank und weiteres uneingeschränktes Vertrauen ausgesprochen wurde.
In einer unseren nächsten Ausgaben drucken wir die Grußbotschaft ab, mit der Dr. Gerhard Schullerus, Ehrenvorsitzender der Saxonia-Stiftung, die Vollversammlung von Samstag, dem 13. März, eröffnete.
Ralf Sudrigian
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