Nur Überreste ehemaliger hochwertiger Chemieindustrie
25.08.22
Vor 100 Jahren wurde der Grundstein des Kombinates in Fogarasch gelegt
In den Jahren der sozialistischen Wirtschaftsentwicklung wurde das Chmiekombinat von Fogarasch zum Wahrzeichen dieses Industriezweiges landesweit ausgebaut. Auch die Stadt und deren Bewohner erfreuten sich dieser Entwicklung die die Schaffung zahlreicher Arbeitsplätze sicherte, Bewohner aus dem Umfeld kamen in die Stadt und gründeten ganze Neubauviertel, darunter auch viele Sachsen die zum Großteil nach 1989 nach dem Fall des Eisernen Vorhangs das Land verließen. Der Grundstein zu dem Chemiewerk wurde aber viel früher, vor 100 Jahren gelegt dessen nun in einem relativ kleinen Rahmen in Fogarasch gedacht wurde.
Der Kreis der Fogarascher Philatelisten, die Freie Gewerkschaft Rompiro veranstalteten eine Zusammenkunft am 22. Juli im kleinen Saal des Kulturhauses um dieses Jubiläums zu gedenken. Als 1922 die ersten Ateliers zur Erstellung von Sprengstoffen da gegründet wurden. Deutsche Fachleute kamen damals in die Stadt wo sie den Grundstein für diese Produktion legten. Die Fogarascher Philatelisten brachten zu diesem Anlaß auch zwei Ersttagsbriefe heraus die mit dem Datum vom 15. Juli beim hiesigen Postamt gestempelt wurden. Auch wurde eine acht Seiten umfassende Dokumentation erstellt, die den Teilnehmern ausgehändigt wurde.
Im öffentlichen Amtsblatt der Regierung vom 29. September 1920 wurde das Gesetz zur Gründung einer rumänischen Gesellschaft für den Bau einer Fabrik für die Herstellung von Sprengstoffen für die Bergwerkindustrie veröffentlicht. Es war die Zeit al König Ferdinand I das Land regierte und eine wirtschaftliche Entwicklung für Großrumänien vorsah, einschließlich durch die Heranziehung ausländischen Kapitals. Durch ein zwei Monate später erschienenes Dekrte wurde der Sitz des Unternehmens für Bukarest, dann aber für das Umfeld von Fogarasch bestimmt. Auch war vorgesehen, daß 40 Prozent ausländisches und 60 Prozent inländisches Kapital da einfließen soll. Somit wurde die erste rumänische Sprengstoffgesellschaft gegründet die als solche bis zur Nationalisierung vom 11. Juni 1948 bestanden hat. Das Gründungskapital bestand aus 20 Millionen Lei von dem 10 Prozent seitens des Industrieministeriums kam, 40 Prozent von den ausländischen Beteiligten, 50 Prozent von mehreren einheimischen Bankgesellschaften, der Gesellschaft Reschitza und dem Advokaten I. Boamb² der 100.000 Lei einlegte. Die ausländische Gruppe wurde durch die „Dynamit Nobel“ Gesellschaft aus Wien vertreten, und Boamb² zum ersten Vorsitzenden des Verwaltungsrates gewählt. Der Sitz der Gesellschaft wurde in Fogarasch gelegt u.zw. im Süden der Stadt bei der Ausfahrt in Richtung der Ortschaft Hurez, am Ufer des Racovi]a-Bachs auf freiem Feld. Der Staat erteilte 93 ha Fläche unentgeltlich von seiner Domäne für den neuen Betrieb. Auch wurden aber noch 320 Joch von dem Eigentümer Emil Stoff angekauft um den Straßenanschluß und die Wasserzufuhr vom Bach sichern zu können. Auch mußten drei Brücken gebaut werden für die noch zwei weitere Hektar Fläche von Bauern aus dem Umfeld erworben wurden. Auch mußte der Eisenbahnanschluß an den Fogarascher Bahnhof gesichert werden der drei Kilometer weit gelegen war. Der Baubeginn des Sprengstoffunternehmens fand am 2. Mai 1922 statt unter der Aufsicht von zwei Ingenieuren aus Bratislawa, Karl Berkovits und Vesely. Impliziert waren die Nobelfilialen aus Wien, London und Bratislawa, wie auch die Bank von Wien. Einen Monat davor wurde auch mit dem Bau erster Dienstwohnungen für die Fachleute begonnen. Importiert wurden die erforderlichen Anlagen für die Erzeugung von Nitroglyzerin und Stickstoff. Es wurden 394 Arbeitnehmer eingestellt, so daß die Produktion am 7.Mai 1923 aufgenommen werden konnte. Schon 1924 wurde das Unternehmen mit drei Chemieanlagen die auch von ausländischen Ingenieuren koordiniert worden sind. Die ersten rumänischen Ingenieure die angestellt wurden waren Constantin Nicolau und Gheorghe Bock im Jahre 1925. Das Verwaltungsgebäude wurde 1927 errichtet. Das durchschnittliche Einkommen pro Angestellter war 140 Lei, das tägliche Arbeitsprogramm dauerte zehn Stunden.
In einem solchen Unternehmen war natürlich auch mit Arbeitsunfällen zu rechen da auch bei geringsten Vergehen und nicht Einhaltung des Arbeitsschutzes es zu Vorfällen kommen kann. Der erste tragische Unfall ereignete sich am 14. August 1928 durch eine Explosion. Dionisie [ofariu und Spiridon Milea verloren dabei ihr Leben. Die dabei betroffenen Installationen wurden innerhalb von drei Wochen wieder betriebreif gemacht.
Das Unternehmen dessen Produktion immer vielfältiger wurde hat sich erweitert. Die Gemeinde Ileni stellte weitere Flächen zur Verfügung auf denen die elektrischen Transformatoren und Leitungen gebaut wurden. Im Gegenzug erhielt die Gemeinde ab 1. November 1934 den Stromanschluß. Zu dem Zeitpunkt gab es in Fogarasch zehn dem Unternehmen zugehörige Abteilungen auch an anderen Standorten. 1935 wurde das Unternehmen als „Nitramonia“ benannt zu dem als Aktionär auch die „Erste Sprengstofffabrik“gehörte. Weitere Bauflächen wurden vom Stoff gekauft um das Unternehmen zu erweitern.
Im Dezember 1989 waren im Nitramonia-Werk 10.000 Arbeitnehmer deren Zahl nach der Wende von Jahr zu Jahr abnahm. 1991 waren es noch 5570, 1997 noch 2880. Auch der Produktionsabsatz sank von einem Jahr zu anderen. Der 1950 gebaute Arbeiterclub, die moderne Kantine die 2000 Personen fassen konnte , die Berufsschule wobei auch eine Abteilung für Unteringenieure eingerichtet worden war, die für die Arbeitnehmer errichteten Wohnblocks sind leider dem Verfall preisgegeben worden, da keine finanzielle Unterstützung des Unternehmens mehr einlief, ein Betrieb dessen Abteilungen unter auch fraglichen Privatisierungen immer mehr an Bedeutung verlor und seither dazu führte daß viele Stadtbewohner einen Arbeitsplatz im Ausland suchten, und meist nur zu den einmal jährlich organisierten Fogarascher Tagen auf Besuch kommen, die Zahl der Stadteinwohner fast auf die Hälfte gesunken ist.
Rechnungshof und Staatsanwaltschaft haben mehrere Ermittelungen eingeleitet um den stattgefundenen Privatisierungsprozess zu klären,Schuldige zu verurteilen. 2004 sind mehrere implizierte Personen die Leitungsfunktionen hatten und gegen die Ermitteklubgen stattfanden, gezwungen gewesen zurück zutreten: Mihai Lep{a, Constantin Avram, Gheorghe Ro{ca, Mihai P²durariu u.a. die auch Parlamentarier oder Minister waren zählten dazu. Doch es fanden keine Anschuldigungen gegen diese statt. Die ganze Privatisierung ist weiterhin undurchsichtbar verlaufen, die neuen Eigentümer einiger Abteilungen haben nur hohe Verdienste aus dem Absatz des Metalls gemacht. Zur Zeit wird da noch Düngemittel für die Landwirtschaft hergestellt, fast das gesamte Industriegelände besteht nur noch aus Ruinen.
Dieter Drotleff
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
Aktuell
Karpatenrundschau
13.06.25
Die Konferenzreihe ArhiDebate in Kronstadt
[mehr...]
13.06.25
Kronstädter Musikerinnen (XIII): Klavierlehrerin Adele Honigberger (1887-1970)
[mehr...]