Öffentliche Ehrung blieb bisher noch aus
14.10.10
Vor 25 Jahren starb der Volkskundler und Kunsthistoriker, Dr. Erhard Antoni
Am 11. Oktober, erfüllten sich 25 Jahre seit dem Tod des Volkskundlers und Kunsthistorikers, Dr. Erhard Antoni der sein 87. Lebensjahr erreichen konnte. Großschenk/Cincu war zu seiner Wahlheimat geworden, hier lebte er in einem schönen sächsischen Haus im Gemeindezentrum mit seiner Gattin. Sieben Kinder wurden ihnen beschert, von denen aber auch nicht mehr alle leben. Gleich wo diese sich niedergelassen haben, kommen sie immer wieder nach Großschenk um das Elternhaus zu sehen und um Blumen am Grab der Eltern niederzulegen.
Geboren wurde Erhard Antoni am 26. Juli 1898, in Broos/Orastie, wo der Vater Schulrektor war. Nach Abschluss der schulischen Ausbildung und des Wehrdienstes bei den Tiroler Kaiserjägern, entschied er sich für ein Landwirtschaftsstudium, was dem Vater, nicht aber auch ihm, voll zusagte. Ein Jahr war er an der Marienburger Ackerbauschule immatrikuliert, um weitere vier Semester in Halle zu studieren. Dieses Fach wollte ihm aber nicht zusagen und so entschloss er sich, Kunstgeschichte in Breslau zu studieren. Allerdings hatte er auch das Landwirtschaftsdiplom erworben. Er kam in die Heimat zurück und wirkte zwei Jahre als Lehrer in Großschenk. In der Ferienzeit des Jahres 1927 richtete er in einem Schulraum ein kleines Museum ein, für das er fast 400 Gegenstände in der Gemeinde von Bewohnern sammeln konnte. Er reiste nach Gießen, um sein Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Volkskunde fort zu setzen. Hier promovierte Antoni bei Professor Hermann Aubin mit der Dissertation „Studien zur Agrargeschichte von Kurtrier“. 1931 wurde seine Dissertation vom Rheinischen Archiv als Buch veröffentlicht.
Wieder zurück in die Heimat gekehrt, arbeitete Erhard Antoni vier Jahre am Burzenländer Sächsischen Museum in Kronstadt wo er die Volkskundeabteilung einrichten konnte. Dafür konnte er besondere Exponate aus den Burzenländer Gemeinden Tartlau, Honigberg, Nußbach anschaffen. Anschließend wirkte er als Lehrer in mehreren Gemeinden im Harbachtal und im Umfeld von Großschenk wo er dann im Rentenstand seinen Forschungen und Studien nachgehen konnte. Seine besondere Aufmerksamkeit galt den Kirchen von Großschenk, Fogarasch, Scharosch/Soars, Felmern/Felmer, Halmagen/Halmeag, Rothbach/Rotbav. Seine 1982 erschienene Monographie „Die Großschenker Kirchenburg – Kunstgeschichtliche Darstellung ihrer Architektur, Plastik und Malerei“ im Kriterion Verlag Bukarest ist bis heute eine wissenschaftliche Arbeit geblieben, in der man immer wieder mit Verlass nachblättern sollte. Weitere wichtige Studien,die er veröffentlichte, beziehen sich auf „Der Johannis-Kronenbrauch“ wofür er sich in rund einhundert Ortschaften dokumentierte, dann über „Volksschauspiele in Siebenbürgen“ (1974), „Johann Mätz, ein Sammler der Folklore und Mundart“ (1978) u.a. Mehrere seiner Studien erschienen in der Fachschrift „Forschungen zur Volks- und Landeskunde“. Er hat selbst in seiner Lehrertätigkeit mit Kinder- und Jugendformationen Brauchtumstänze einstudiert, weckte bei ihnen das Interesse an der Heimatkunde. Seine Gattin stand ihm stets mit Rat und Tat zur Seite. Sie malte viel, bot die Illustration für mehrere Studien, die Erhard Antoni ausgearbeitet hatte, malte auch Bauernmöbel. Auch sammelte sie Erzählungen und Ortssagen, schrieb selbst über Geschehnisse aus dem Gemeindeleben. Sicher wäre es verdienstvoll, Arbeiten die nur als Manuskript erhalten geblieben sind, nun dem Druck zu übergeben.
Sein ganzes Leben hindurch war Erhard Antoni ein sehr bescheidener Mensch, nur schwer war er zu überzeugen, Interviews zu gewähren oder, dass man über ihn schreibt. So erging es auch dem Autoren dieses Beitrages, als er ein Interview mit Dr. Erhard Antoni anlässlich seines 85. Geburtstages führen wollte. Schließlich gab er sein Einvernehmen und auch jetzt noch erinnere ich mich an die heimische und herzliche Aufnahme in seinem Wohnhaus in Großschenk. Nach unserer Unterredung und dem veröffentlichten Beitrag in unserer Wochenschrift zu deren Mitarbeitern wir ihn gelegentlich auch zählen konnten, richtete er folgendes Schreiben am 20. Juni 1983, an den Autoren des Beitrages:
„Sehr geehrter Herr Drotleff!
So sorgfältig dem Inhalt nach und stilistisch rein das Geschriebene zu meinem 85. Geburtstag auch erscheint, ist ja eigentlich, wie Sie doch auch zugeben, bei mir anfangs eine Zurückhaltung festzustellen gewesen, die nur Ihrem eindringlichen Draufbestehen gewichen ist. Und es soll mir nicht leid tun, dass Sie sich der Sache angenommen haben. Eine schönere Würdigung kann ich mir nicht vorstellen.
Haben Sie für all dieses herzlichen Dank, desgleichen für die fünf Exemplare Ihrer Zeitschrift/Foto/ und für die schöne Glückwunschkarte. Eine Freude an dem Artikel ist mir auch, dass Sie meine Frau in unaufdringlicher Form miterwähnt haben. Mit herzlichen Grüssen von uns beiden, E. Antoni“.
Die 25. Jährung seit dem Tod von Dr. Erhard Antoni wäre der willkommene Anlass, diesen öffentlich in Großschenk zu ehren und ihm zum Ehrenbürger dieser Ortschaft zu erklären, die zu seiner Wahlheimat wurde und der er viele bleibende Beiträge, außer der schon erwähnten Monographie, widmete.
Dieter Drotleff
Foto: Archiv
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