Oh, wie schön ist Panama!
09.02.24
Teil drei: Sandmücken, Seesterne und Schokolade
Straßenblockaden und massive Demonstrationen finden in Panama seit Oktober regelmäßig statt, erzählt uns der Taxifahrer. Die landesweiten Proteste richteten sich vor allem gegen die Ausbeutung einer Kupfermine, Tausende von Menschen gingen auf die Straße und legten das Land lahm. Aufgerufen zu den Protesten haben Gewerkschaften und Umweltschutz-Organisationen. Nachdem wir fast eine Dreiviertelstunde im Stau gesteckt sind, muss nun das Taxi umkehren und auf einem alternativen Weg zum Flughafen fahren. Wir schauen auf die Uhr- nur noch eine Stunde bis zum Abflug, das wird knapp. 45 Minuten vor Abflug steigen wir mit zitternden Knien aus dem Taxi. Wir sind sicher, dass wir den Flug verpasst haben, da wir noch Gepäck abgeben müssen.
Der lustigste Flughafen der Welt
Doch der Stress war umsonst. Der Allbrook Flughafen, von dem wir mit der Fluggesellschaft Panama Airlines nach Bocas del Toro fliegen, sieht eher aus wie ein Busterminal. Während wir beim Check-in warten, sehen wir erstaunt dass hier das Gepäck noch von Menschen ein- und ausgeladen und nicht auf Bändern transportiert wird, wie wir es gewohnt sind. Die jungen Männer, die das tun, scheinen gut aufgelegt zu sein und pfeifen ein Lied. Als wir am Schalter ankommen, erklärt uns eine Dame in einer skurrilen Kombination aus Spanisch und Englisch, dass uns die Airline je 20 Dollar schuldet. Unser Flug war billiger, aber es gab einen Fehler im System. Um jedoch diese 20 Dollar zurückerstattet zu bekommen, müssen wir je 50 Dollar zahlen. „Then you will get 70 Euros“, erklärt die Dame. Wir verstehen es nicht genau, aber wir zahlen. Dann müssen wir ins Büro einer anderen Dame, die dauernd kichert und uns ein Papier erstellt, wo erklärt wird, dass wir das Geld in 5 Tagen erhalten werden. Auf einem Regal liegt ein Stapel deutscher Krimis, als ich ein Buch durchblättere meint sie kichernd, dass ich es gern haben kann. „Regalo! Regalo!“ (auf Deutsch: Geschenk), ruft sie und kichert erneut. An diesem Flughafen scheinen alle Angestellten in perfekter Stimmung zu sein.
Von der Hölle ins Paradies und wieder in die Hölle
Nach dem einstündigen Flug landen wir in Bocas del Toro. Auf uns warten sechs Tage Inselparadies- der Archipel im Nordosten Panamas verspricht karibisches Flair, traumhafte Strände, eine artenreiche Unterwasserwelt und abgeschiedene Inseln. Ein Sammeltaxi fährt uns zum Hafen in Bocas Town auf der Hauptinsel Isla Colón , hier laden wir unser Gepäck in ein Wassertaxi, das uns zu unser ersten Unterkunft auf die Insel Carenero bringt. In den nächsten Tagen wird das Wassertaxi unsere einige Transportmöglichkeit sein- damit kann man für wenige Dollar auf die benachbarten Inseln fahren, um sie zu erkunden. Carenero ist ein grünes Paradies- sie ist von Dschungel bewachsen, es verkehren keine Autos und man kann sie in knapp anderthalb Stunden zu Fuß umgehen.
Nachdem wir im Restaurant „Bibis“ Ceviche und frischen Fisch essen, schwimmen wir mit einheimischen Kindern im flaschengrünen Meer bis die Sonne untergeht. Den Rest des Abends lassen wir in der Strandbar eines Argentiniers bei einem Mohito unter einem klaren Sternenhimmel verklingen. Dass überall Flaschen mit einer gelben Flüssigkeit ausgelegt sind, auf der in Großbuchstaben „INSECT REPELLENT“ (deutsch: Insektenschutz) steht, übersehen wir.
„Alles läuft perfekt in diesem Urlaub“ denke ich auf dem Weg durch den Sand ins Hotel. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: Während wir bei Sonnenuntergang am Strand gesessen sind, wurden wir von einem Schwarm Sandmücken angegriffen.
Als wir schon im Bett liegen, fängt die Haut plötzlich ganz stark an zu jucken. Ein Blick auf die Beine lässt uns erschrocken auffahren: sie sind übersät mit roten, geschwollenen Mückenstichen. Nachdem wir im Internet einige Artikel lesen, wissen wir, dass die Perspektiven sehr schlecht sind: Sandmücken sind hundert Mal schlimmer als „herkömmliche“ Moskitos aus Europa, uns erwarten qualvolle Tage (und Nächte). Man hätte die Sandmückenattacke vorbeugen können: mit dem gelben Insektenschutzmittel, das überall zu haben ist oder mit Kokosöl, das eine schützende Schicht auf der Haut bildet in der die Mücken ertrinken, bevor sie beißen können.
Hätten wir uns vorher besser informiert, hätten wir gewusst, dass ausgerechnet die Isnel Carenero bekannt für die vielen Sandmücken ist! Auf Google Images sehen wir uns die Insekten an, die das Unheil angerichtet haben. Sie sind klein, schwarz, sehen wie mini-Schmetterlinge aus und sind furchtbar fies: man merkt nicht, wenn man gestochen wird, denn es tut überhaupt nicht weh. Also sieht man in 99% der Fälle nicht, dass sie sich auf jede sich anbietende blanke Körperstelle setzen, ihre mini-Säge auspacken, die Haut aufritzen und einen klitzekleinen Tropfen Blut aufsaugen. Nach einer Attacke zählt man fünfzig oder mehr Angriffsstellen von Sandfliegen auf einem einzigen Bein. Und dann folgt die Qual. Eigentlich müsste in jedem Reiseführer aus Panama mit Großbuchstaben stehen: ACHTUNG, SANDMÜCKEN! Im Internet schreibt jemand, dass es die Hölle auf Erden ist. Und dass es lange dauern kann, bis die Stiche verschwinden. (Heute, einen Monat nach dem Sandmücken-Angriff, ist meine Haut noch immer von Stichen übersät, die Stiche jucken noch immer und es kann noch weitere Monate dauern, bis sie verschwinden).
Es werden viele schlaflose Nächte folgen, Salben und Antihystamine werden zwar während des Tages helfen, doch in der Nacht wird die Qual erneut beginnen. Man sollte sich nicht kratzen, aber das ist unmöglich. Doch wir wollen uns den Urlaub nicht zerstören lassen.
Und die Inseln „Zapatillas“ (Zapato bedeutet Schuh auf Spanisch, die beiden Zwillingsinseln sehen aus wie zwei Schuhe mitten im Meer) sind so wunderschön, dass wir die Sandmückenstiche für ein paar Stunden vergessen. Hier gibt es nichts, außer einem dichten Dschungel, hellen Sandstrand und ein paar Booten, die vor der Küste schaukeln. Da die Inseln recht klein sind, kann man am Strand entlang um sie herumlaufen oder sich auf eine Dschungeltour durch den dichten Regenwald begeben. Wir schwimmen im türkisfarbenen Meer, gehen im weißen Sand spazieren und erholen uns unter Palmen- in nur wenigen Stunden sind wir aus der Hölle ins Paradies gelangt.
Nach ein paar Tagen, in denen wir mit dem Taxiboot von einer Insel auf die andere gefahren sind und auch der berühmten „Floating bar“ (eine schwimmende Bar mitten im Meer) zu Gast waren, ziehen wir nach Bocas Town, in die Hauptstadt des Archipels auf der Isla Colon um. Hier befindet sich der Haupt-Anlaufpunkt für die Boote vom Festland und der Ausgangspunkt für die Ausflugsziele zu den umliegenden Inseln. Und hier sieht es plötzlich ganz anders aus: staubige Straßen auf denen Kleinbusse, LKWs und gelbe Sammeltaxis verkehren, Cafes und Restaurants, die sich aneinanderreihen, laute Musik, bunte Souvenir-Shops. Wir wohnen in der sogenannten Saigon-Bucht, in der von der Französin Sandrine betriebenen „Villa Amaya“.
Elise Wilk
(Schluss folgt)
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