Oh, wie schön ist Panama!
26.01.24
Teil eins: Eine Insel für jeden Tag des Jahres
Es ist 7 Uhr vormittags, als der Geländewagen an einem militärischen Checkpoint mitten im Dschungel anhält. „Passkontrolle“ steht auf einem Schild. Bewaffnete Männer überprüfen unsere Reisepässe. Wir sind in Guna Yala angekommen, einem autonomen Gebiet, das seit 1925 von dem indigenen Volk der Kuna-Indianer verwaltet wird. Die Kunas pflegen und hüten ihre eigene Kultur, Sprache, Flagge, Religion – und sein Territorium an Panamas Nordküste, auch bekannt als San Blas. Wir werden nicht nur deshalb kontrolliert, da Drogen aus dem Nachbarland Kolumbien oft über die Inseln geschmuggelt werden, sondern auch deshalb, weil Das indigene Kuna-Volk Kontrolle über ihr halbautonomes Gebiet haben wollen: sie entscheiden, wer hinein darf und wer nicht. Das indigene Volk bemüht sich, die territoriale Autonomie zu bewahren. Tourismus ist nur in Maßen erwünscht, und die Gebühr, die für jeden Urlauber beim Betreten des Territoriums der Guna Yala erhoben wird, kommt der indigenen Gemeinschaft zugute – und somit auch den Gästen, die Trauminseln abseits des Massentourismus suchen. Auch den Transport bis zu den Inseln regeln die Kuna selbst.
Während wir warten, fällt unser Blick auf ein am Auto angebrachtes Hakenkreuz. Es ist die alte Revolutionsflagge der Kuna, die von 1925 bis 2010 geführt wurde, und die Swastika stellt eigentlich den Gott Oktopus dar, der laut Legende die Welt erschaffen haben soll. Nach einigen Minuten bekommen wir unsere Pässe zurück und der Geländewagen darf weiterfahren.
Das Inselparadies Guna Yala
Wir sind schon mehr als zwei Stunden unterwegs- um 5 Uhr hat uns der Fahrer Francesco bei unserem Hotel in Casco Viejo, der Altstadt von Panama City, abgeholt. Vor wenigen Stunden waren wir nach einem dreizehnstündigen Flug aus Istanbul in der Hauptstadt Panamas angekommen. Auf dem Weg vom Flughafen in die Altstadt sind wir an Wolkenkratzern und blinkenden Weihnachtsbäumen vorbeigefahren, auf allen Verkehrsinseln sind glitzernde Buchstaben angebracht: Feliz Navidad (spanisch Frohe Weihnachten)! Dank Jetlag (durch die Zeitverschiebung zwischen Bukarest und Panama City haben wir sieben Stunden hinzugewonnen) war es kein Problem, um 5 Uhr in der Früh aufzustehen. Und auch die Aufregung war groß, denn die nächsten zwei Tage sollten wir im San Blas (oder Guna Yala)-Archipel im Karibischen Meer an der nordöstlichen Küste von Panama verbringen. Das sind 365 winzige Trauminseln. Das bedeutet: falls man ein Jahr lang hier bleibt, kann man jeden Tag auf einer anderen Insel verbringen. Die meisten davon sind unbewohnt, also fühlt man sich wie Robinson Crusoe. Und aus Fotos und Reiseblogs hatten wir erfahren, dass sie zu den farbenprächtigsten und schönsten Regionen von Panama gehören: überall weiße Sandstrände, zum Meer geneigte Palmen und türkisblaues Wasser. Auf etwa 80 dieser Inseln wohnen die Kuna-Indianer. Die Fahrt durch die kurvige, enge und sehr Steile Straße, die von Palmen umrandet ist, geht für etwa eine Stunde weiter und endet in Carti. Hier befindet sich der Hafen, von dem aus die Schiffe auf die Inseln ablegen.
Ohne Handyempfang und W-Lan
Die Bootsfahrt dauert etwa eine halbe Stunde. Danach erscheint vor uns die Insel Senidup, die zwei Tage lang unser Zuhause sein wird. Wir steigen aus dem Boot und fühlen uns, als ob wir plötzlich in einem kitschigen Screensaver von Microsoft gelandet sind. Oder in einem kleinen Paradies mit weißem Sand, Palmen und Bambushütten. Das Haus, wo wir wohnen werden, ist spartanisch eingerichtet: einfache Holzbetten mit Matratze und Leintuch, zwei kleine Fenster. Man schläft vom Meeresrauschen ein und wacht manchmal in der Nacht auf, da man den Eindruck hat, das Meer wird ins Zimmer strömen.
Senidup ist gerade mal so groß, dass man sie in zehn Minuten zu Fuß umrunden kann. Danach gibt es erst mal ein Bad im 28 Grad warmen Wasser, das türkisfarben ist, wie es sich gehört.
Hier kann man wirklich abschalten: denn es gibt keinen Handy-Empfang und kein W-Lan. Es gibt fließendes Wasser und eine Stromversorgung mittels Generatoren, welche am Morgen und am Abend eingeschaltet sind. Die Insel wird, wie alle Inseln in Guna Yala, durch eine einheimische Familie geführt.
Die höchstens 20 Touristen sonnen sich, spazieren am Strand, schaukeln unter Palmen , lesen in Hängematten, schwimmen und schnorcheln im türkisfarbenen Wasser.
Der Treffpunkt ist die Bar-Terrasse neben der Bootsanlegestelle, wo zwei Frauen in bunt bestickter Tracht ihre Ware anbieten: die farbigen Molas sind ein Teil der Tracht der Kuna-Indios und werden von den Frauen auf Vorder- und Rückseite der Bluse getragen. Zusammen mit blaugrundigen Wickelröcken, den roten Kopftüchern und den charakteristischen Glasperlenketten an Hand- und Fußgelenken stellen sie die traditionelle Kleidung der Frauen dar. Ein junger Mann an der Bar ist dafür zuständig, Kokosnüsse zu öffnen, die 2 US-Dollar kosten. Dieselaggregate versorgen die hauptsächlich mit Bier, Wasser und Rum gefüllten Kühlschränke mit Strom. Ein Bier kostet 1.5 Dollar, für ein Pina Colada-Cocktail (einheimischer Abuelo-Rum mit Kokosnuss und Ananas-Saft) muss man 4 Dollar zahlen und eine halbe Stunde warten. Neben dem Balboa (der nur in Form von Münzen im Ulauf ist), ist der Dollar (in Banknoten) gesetzliches Zahlungsmittel, wobei ein Dollar einem Balboa entspricht.
Auf der Insel gibt es ein festes Programm: zu Mittag wird um 12 Uhr gegessen, Abendessen ist um 6 und Frühstück um 7. Hier wird gegessen was gefangen und gekocht wird. Zweimal täglich, in der Morgen- und Abenddämmerung, fahren die Männer mit ihren kleinen Booten aufs Meer und werfen ihre Netze aus. Außer Fisch, Garnelen und Hummer stehen selten andere Gerichte auf dem Speiseplan. Zum Frühstück gibt es meistens Omelett oder Rührei mit Früchten. Nach dem Mittagsessen wird täglich für 20 Dollar pro Person eine Bootstour angeboten. Dabei werden idyllische Nachbarinseln besucht, wo man schwimmen, schnorcheln und Panama- oder Bilbao-Bier im Schatten der Palmen trinken kann.
Elise Wilk
Das Inselparadies von San Blas wird von einem einheimischen Volk verwaltet
Foto: die Verfasserin
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