Peter Traugott Lange von Burgenkron, 1797-1875, Senator
13.09.24
„Und wenn dereinst von meinen Tagen
Der allerletzte Tag erscheint,
So möge man von mir nur sagen:
Es starb, ein wahrer Menschenfreund.”
In der ihm eigenen schlichten Größe hat sich Lange diesen Spruch auf seinen Grabstein gewünscht. Peter Lange wurde am 1. Januar 1797 in Kronstadt geboren als Sohn des Kupferschmiedes Petrus Lange und dessen Frau Martha, Tochter des Apothekers Christian Servatius. Sein Vater gab später das Gewerbe des Kupferschmiedes auf und wurde Pächter der Stadtpossesionen. Aus einer ersten Ehe seines Vaters hatte er noch vier Geschwister über die wenig bekannt ist. Weiterhin hatte er noch eine jüngere Schwester Catharina verheiratete Bundschuh in Temeswar.
Lange entstammte einer, von alters her in den Diensten der Öffentlichkeit bewährten, wohlhabenden Familie. Sein Großvater war Pfarrer in Petersberg und weitere Geschwister seines Vaters hatten bedeutende Positionen.
Nach Absolvierung des Gymnasiums in Kronstadt wünschte sich die Familie ein Theologiestudium für ihren Sohn, aber er folgte seiner persönlichen Neigung und bezog 1817 das königliche Lyzeum in Klausenburg, um hier die Rechts- und Staatswissenschaften zu studieren. Der Vater starb während der Sohn noch den Fachstudien oblag, am 10. August 1818.
In der „Kronstädter Zeitung“ vom 21. April des Jahres 1875 finden wir einen ausführlichen Nachruf, mit vielen Informationen zum Leben von Peter Lange, leider ohne Angabe des Verfassers.
“Nachdem er bei dem Kronstädter Magistrat eingeschworen, traf er am 12. Sept. 1819 bei dem k. Gubernium in Klausenburg als Honorär-Kanzlist in Dienst, von da am 15. Juni 1821 zur k. Siebenbürgischen Hofkanzlei in Wien über, wo er als wirklicher Kanzlist bis zu seiner 16 Jahre später erfolgten Wahl zum Senator und Dominal-Assesor in seiner Vaterstadt blieb.
Der langjährige Aufenthalt in der Kaiserstadt dürfte auf die Entstehung und Richtung von Langes wirtschaftlichen Bestrebungen von entscheidendem Einfluss gewesen sein. Wenigstens will uns scheinen, als ob das, was während seines Wiener Lebens auf diesem Felde daselbst geschaffen und angeregt wurde, für ihn Veranlassung, teilweise vielleicht auch Muster und Vorbild seiner eigenen Schöpfungen im Vaterlande war”.
In diesen Wiener Aufenthalt fallen die mehr als siebenjährigen Vorarbeiten für die Gründung der Kronstädter Allgemeinen Sparkasse, sowie das eingehende Studium für die später errichtete Kronstädter allgemeine Pensionsanstalt.
„In die Vaterstadt heimgekehrt ging Lange neben gewissenhafter und pflichtgetreuer Erfüllung seiner Berufsgeschäfte an die Ausführung seiner Pläne zur wirtschaftlichen Förderung der Bevölkerung. Der bereits ins Leben getretenen Sparkasse folgte 1842/3 die Gründung des Gewerbevereins und 1845 der allgemeinen Pensionsanstalt, die, abgesehen von den günstigen, ähnlichen Instituten überbietenden Resultaten für ihre Teilnahme, auch der Gesamtheit durch bewirkte Kapitalansammlung, heute bereits über eine Million, und durch die Verhinderung des Abflusses siebenbürgischen Geldes in auswärtige Institute zu Gute kam. Im Jahre 1847 endlich rief er das Kronstädter Versatzamt ins Leben.”
In den Jahren 1837-1852 wird Lange zum Senator gewählt und ist auch gleichzeitig Kassier bei der Sparkasse bis 1840, als er zum Kurator gewählt wird, Funktion die er bis 1853 behält.
1843 wird er Mitglied des engeren Universitätsausschusses und am 21.August 1850 wird ihm der Franz Josefs-Orden verliehen.
Ab 18.02.1854 wird er Statthalterei-Rat für Siebenbürgen.
“Mit der Auflösung der Statthalterei endigte auch Langes Diensteslaufbahn. Die angestrengte geistige Tätigkeit, die sitzende Lebensweise hatten seine Körperkraft gebrochen und ihn genötigt seine Versetzung in den bleibenden Ruhestand anzusuchen. Sie wurde dem, von jeher gesinnungsadligen Manne auch mit Entschließung vom 23. April 1861 und zwar unter Verleihung des von ihm nicht angesuchten Adels mit dem Prädikate „von Burgenkron“ bewilligt.“ …
“Im Jahre 1869 legte er auch das Amt eines Obercurators der Pensionsanstalt nieder, bei welcher Gelegenheit ihm die Generalversammlung in einer ihn und sie ehrende Adresse ihren tiefgefühlten Dank aussprach.
Das Interesse an den öffentlichen Angelegenheiten verlor er auch unter seinen fast übermenschlichen Leiden nicht. Täglich ließ er sich namentlich die vaterländischen Blätter vorlesen, und besprach mit seinen Besuchern die Ereignisse mit kaum erklärlicher Munterkeit und Geistesschärfe.
Das Glück einer guten Tochter, Anna, verehelichte k. k. Landwehrhauptmann M. Trojaczynski und eines würdigen Sohnes Dr. Emil Lange v. Burgenkron, Sekretär im k. k. Handelsministerium, waren die Lichtblicke seines Lebens.
Am Sonntag den 18. des Morgens 6 Uhr macht der viel und oft ersehnte Tod den Qualen des schwächlich scheinenden und doch so zähen Körpers ein Ende. Gestern Nachmittag wurde er auf unserem schönen Friedhofe im Angesicht der Zinne gebettet, auf dem auszuruhen von Leben und Arbeiten dem müden Wanderer ein günstig Los erscheinen muss. Sein Leben bedarf keine Apologeten, seine ihn überlebenden Schöpfungen werden auch ohne Commentar selbst späteren Generationen verkünden, was er seinem Volk und zunächst der Stadt Kronstadt war.”
Seine größten Schöpfungen waren die Kronstädter Allgemeine Sparkasse (1836), der Kronstädter Gewerbeverein (1842), die allgemeine Pensionsanstalt (1845) und nicht zuletzt das Versatzamt 1847.
Die Kronstädter Allgemeine Sparkasse war, in den mehr als hundert Jahren ihres Bestehens, als erstes öffentliches Geldinstitut ein Segen für Kronstadt. Viele große Investitionen wie die Turnschule 1852, die neue Redoute 1894, die Lehrlingsherberge 1927 oder die Ackerbauschule in Marienburg, um nur ein paar Beispiele zu nennen, wurden von der Sparkasse finanziert.
Peter Traugott Lange von Burgenkron wurde in der Gruft in der Inneren Stadt C35, neben seinen Eltern und seiner Schwester, bestattet. Seine Mutter hat ihn, mit 99 Jahren um ein Jahr überlebt.
Peter Simon
Foto: Peter Traugott Lange von Burgenkron
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