Rocken heißt rütteln – und aufrütteln
04.08.11
Peter Maffay, der deutsche Star aus Siebenbürgen, singt von dem Einfachen, das schwer zu machen ist
Wofür lohnt es sich zu leben? „Solang ein Mensch an was glauben kann", antwortet Peter Maffay, „solang ein Mensch weiter fühlen kann, / solang er kämpft, eine Ewigkeit lang / und auf die Liebe schwört, / ist kein Leben verkehrt. / So lang ist es lebenswert." Das ist die hauptsächliche Botschaft des aus Kronstadt/Brasov in Siebenbürgen stammenden deutschen Rockstars.
Die emotionale, poetische Substanz spielt in seiner Musik eine wesentliche Rolle. Man begegnet in seinen Konzerten keinerlei Extravaganz, keinem technikgestützten exhibitionistischen Bühnenzauber. Er singt von den großen Themen der zeitgenössischen Menschheit, spricht ihre Schmerzen und Hoffnungen aus, prangert den Hass, die wilde Eigensucht an. Längst nennt ihn die Presse „den Rocker mit Gefühl".
1963 kam der 14-jährige Peter Alexander Makkay mit seinen Eltern nach Deutschland. Für das Schlagergewerbe nahm er den griffigeren Namen Peter Maffay an. 19 Jahre war Maffay alt, als er mit „The Dukes" seine erste Band gründete, und gerade mal 20, als seine erste Single unter dem Titel „Du" einen großen Erfolg erzielte.
Trotzdem war sein Weg nach oben beileibe nicht immer eben. Auf seiner Homepage kann man sogar lesen, dass er im Jahre 1982 während eines Auftritts mit Tomaten und Eiern beworfen wurde. Er ist aber ein kämpferisches Gemüt. Ein Mensch muss glauben - das ist für ihn nicht nur ein Vers in einem Lied, sondern seine feste Überzeugung. Er hat mit seiner rockig instrumentierten Gefühligkeit und der umgangssprachlich formulierten Nachdenklichkeit etwas Neues in der deutschen Musikszene eingeführt und dieses künstlerisch Neue durchgesetzt.
Die berührende Inhalte seiner Lieder und die warme, aufgerauht schwingende Stimme brachten ihm viel Popularität ein. In einer nun schon 40 Jahre währenden erfolgsgekrönten Karriere stand Maffay vierzehn Mal an der Spitze der deutschen Albumcharts. Mehr als 40 Millionen seiner Tonträger wurden bisher verkauft. Und mehr als 700.000 Zuhörer besuchen jährlich seine Konzerte. Für sein Lebenswerk wurde Maffay 2009 mit einem „Echo" preisgekrönt, was er jedoch nie als Schlusspunkt aufgefasst hat. Es gibt für Peter Maffay keine Grenze zwischen Musik und Leben. Seine Unterhaltungsmusik im besten Sinne des Wortes ist nicht nur eingängig, sondern spricht die Leute auch an - auf all das, was sie alltäglich oder unterschwellig beschäftigt - oder eben beschäftigen soll.
Den großmütigen Gedanken seiner Lieder entspricht sein politisches und soziales Engagement, die Beteiligung an der Friedensbewegung und an der Verteidigung der Menschenrechte. Breite Resonanz hatten, unter anderen, seine Konzerte zugunsten der Organisation Amnesty International oder der Kinder aus Tschernobyl sowie eine Benefiz CD für die Opfer der Hungersnot in Äthiopien. Im Geiste der Freundschaft und als Erwiderung auf Auswüchse rassistischer Intoleranz konzertierte Maffay zusammen mit schwarzen Musikern aus Afrika, mit Aborigenes aus Australien, mit Israelis. Mitschnitte dieser Konzerte wurden in einem erfolgreichen Album unter dem Titel „Begegnungen" veröffentlicht.
Der Rocker mit Gefühl mag Kinder nicht nur, Peter Maffay ist einer der wenigen Rockmusiker, die für Kinder komponiert haben. In verschiedenen Bearbeitungen wurde sein phantasiepralles musikalisches Märchen ,Tabaluga" auf der Bühne, in Konzerten oder fürs Fernsehen aufgeführt. Die TV-Trickfilmversion der musikalischen Geschichte des grünen Baby-Drachen Tabaluga wurde in über 100 Ländern ausgestrahlt. Unter dem Namen ,Tabaluga" hat Maffay eine Stiftung für traumatisierte Kinder gegründet. Die Stiftung besitzt auf Mallorca ein Ferienhaus, wo benachteiligte Kinder aus aller Welt Erholung finden. Im Mai 2010 hat Peter Maffays Stiftung in Berlin schon zum zweiten Mal das internationale Symposium „Mit Recht Kinder schützen" organisiert.
Auch in seiner ersten, der siebenbürgischen Heimat hat Peter Maffay ein nicht nur in Rumänien vielbeachtetes Projekt eingeleitet. In der Nähe der alten deutschen Kirchenburg in Radeln hat er mit seiner Stiftung ebenfalls ein Haus für traumatisierte Kinder gebaut, von denen es in dem Land leider viele gibt. Verwaiste, drogenabhängige oder missbrauchte Kinder werden dort Hilfe bekommen.
Als er kürzlich mit dem Rumänischen Verdienstorden ausgezeichnet wurde, unterstrich Maffay ein Ziel seines neues Projektes: die menschliche Solidarität stärken.
Peter Maffay ist ein Romantiker. Er träumt von einem Wunder: „Keine Lüge, / Menschen mit Verstand, / nie wieder Kriege, / Erde unverbrannt, / keine Wunden, kein Leid, / und kein Hunger, kein Streit / für ewig und bis in alle Zeit." Von wem erwartet er das Wunder? Von Gott, zweifellos. Doch von den Menschen auch.
A. Rotenberg (KK)
Peter Maffays Vater, Wilhelm Makkay (am Mikrophon), und der Musiker auf der Eröffnungsfeier des Kinderferienheimes in Radeln (Juli d.J.). Foto: Christine Chiriac
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