Rückkehr nach Kronstadt
02.09.10
Als ich Kronstadt – und die „Karpatenrundschau“ – vor sechs Jahren verließ, lag Schnee auf den Kuppen der Fogarascher Berge. Der Bus brauste die DN 1 entlang und ich hatte mir fest vorgenommen, eines Tages zurückzukehren.
Nun, sechs Jahre später, bot sich die Gelegenheit auf der Durchreise. Schon in Bukarest bot sich mir ein anderes Bild als damals. Mein leerer Magen freute sich über den Anblick eines kulinarischen Angebots, das für jeden Geschmack einen Bissen bereithielt. Völlig problemlos konnte ich an einem Geldautomat rumänische Lei abheben und mir ein Ticket für die Fahrt nach Kronstadt kaufen.
„Warum habe ich überhaupt ein Ticket gelöst?“ hatte ich mich früher oft gefragt, wenn ich mit der rumänischen Bahn unterwegs war. So romantisch die Fahrt und die Kulissen der Berge auch sein mochten, es kam mir trotzdem wie eine sinnlose Ausgabe vor, wurde ich doch nicht ein einziges Mal kontrolliert. Dieses Mal jedoch kamen nicht weniger als zwei Schaffner vorbei, um mich das Ticket präsentieren zu lassen.
In Kronstadt angekommen, es war bereits nach Mitternacht, bezog ich erst einmal Quartier im nächstgelegenen Hotel. Mit einer erstklassigen Wireless-Verbindung ausgestattet, machte ich mich sogleich auf die online-Recherche nach einer Unterkunft für die nächste Nacht. Etwas näher an der Innenstadt sollte es sein. Hatte ich doch damals nicht arge Probleme, überhaupt einen Platz zum Übernachten zu finden? Heute spuckt google, egal ob bei hostelbookers oder hostelworld eine volle Seite günstiger Pensionen und Hostels in Kronstadt aus. Ich machte mich also an die Buchung, aber Pustekuchen. Alles, bis auf einige, wenige Bleiben, die ich dann doch lieber ausschloss, war ausgebucht.
Am folgenden Morgen, als ich mich auf den Weg zur „Karpatenrundschau“ machte, um alten Kollegen einen überraschenden Besuch abzustatten, kam ein Verlangen nach Langos in mir auf. Doch der kleine Laden, ich war überzeugt, er wäre im Centrul Civic, blieb unauffindbar.
Mein Gedächtnis schien mich im Stich zu lassen, denn abgesehen davon, dass mir das heißgeliebte Langos mit Smântâna und Käse vorenthalten blieb, wanderte ich an dem Bulevardul Garii entlang und suchte nach der Trambahn, mit der ich früher von meinem Zimmer in der Calea Bucuresti gefahren war. Ein Bus nach dem anderen fuhr an mir vorbei; von der Trambahn weit und breit keine Spur.
Des Rätsels Lösung kam, als ich nach einer erstaunt-freudigen Begrüßung in der Redaktion, meine Eindrücke von Kronstadt, sechs Jahre später, berichtete. Doch eines hat sich nach all den Jahren nicht verändert: der Gang zum Gogosi-Verkäufer nahe der Schwarzen Kirche und zwei von diesen Leckerbissen: eines mit Cascaval und eines mit Schokocreme. Und nun, an meinem zweiten, und leider letzten Tag in Kronstadt, sitze ich wie gehabt in der Redaktion und darf etwas für die „Karpatenrundschau“ verfassen. Schön, wieder hier zu sein!
Kristina Bellach
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
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Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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