Schweinegrippe, was ist das?
28.01.10
„Als Pandemie H1N1 2009 wird das globale Auftreten einer großen Zahl von Influenza-Erkrankungen bezeichnet, die durch einen im Jahr 2009 entdeckten Influenzavirus-Subtyp A/California/7/2009 (H1N1) hervorgerufen werden. Die Erkrankung ist allgemein unter den Namen Schweinegrippe und Neue Grippe bekannt.“ So definiert in knapp vier Zeilen die Weltgesundheitsorganisation die Krankheit, welche seit Mitte des vergangenen Jahres weltweit die Gemüter erregt. Renommierte Ärzte, Immunologen, Politiker und besorgte Bürger gaben und geben kontroverse Meinungen von sich, warnen vor schwerwiegenden Folgen oder spielen diese herab, erklären sich für oder gegen eine präventive Impfung, und, die Anhänger von Verschwörungstheorien sehen wieder schwarz.
Welches sind jedoch die konkreten Fakten mit denen wir es – bis zur Stunde - zu tun haben?
Den Anfang der Grippeepidemien können wir gut verfolgen, da diese genau belegt ist. Auch die der Form welche wir heute „Neue Grippe“ nennen.
- 1976 kam es zu einer ersten Grippewelle mit dem Virus, der uns heute unter der Kürzel A H1N1 bekannt ist, und zwar unter den Soldaten welche in Fort Dix, New Jersey, stationiert waren. Damals betrachteten die Gesundheitsbehörden der Vereinigten Staaten die Gefahr einer Wiederkehr einer Seuche vom Ausmaß der Spanischen Grippe als so groß ein, dass sie ein Impfstoffproduktionsprogramm starteten, das jeden Bürger der Vereinigten Staaten schützen sollte. Die ersten Impfungen fanden am 1. Oktober 1976 statt, bis Mitte Dezember hatten sich 40 Millionen US-Amerikaner impfen lassen – bis dahin die größte Impfkampagne der Geschichte.
- Im Mai 1977 kam es in Tianjin, China zu einem Ausbruch eines H1N1-Virus, nachdem dieser Subtyp zwanzig Jahre lang in der Region verschwunden gewesen war. Im November hatte sich die Epidemie bis in die Sowjetunion - wodurch sie ihren Namen erhielt – und nach Hongkong ausgebreitet. Auch für diese Grippewelle wurde ein Impfstoff entwickelt und eine umfassende Impfkampagne eingeleitet, allerdings gibt es darüber kaum Zahlen.
- Seit 1977 zirkulieren H1N1-Viren gemeinsam mit den H3N2-Viren aus der Hongkong-Grippe und lösen größere und kleinere Bekämpfungsmaßnahmen aus, siehe dazu die „Vogelgrippe“ vor 2 Jahren.
Bei all diesen Grippewellen spielen verschiedene Viren die Hauptrolle, doch so genau ist die breite Öffentlichkeit über diese nicht aufgeklärt, dieses trotz Nachrichten und Erklärungskampagnen.
Viren (von lat. virus, = Gift, Saft, Schleim), sind Parasiten in Zellen von Lebewesen doch sie selbst zählen nicht zu den Lebewesen. Sie vermehren und verbreiten sich – je nach Art - in den befallenen Zellen von Pflanzen, Pilzen, allen Tieren, einschließlich beim Menschen. Und auch je nach Art, können sie mehr oder weniger schwere Krankheiten auslösen. Doch was nicht oft genug unterstrichen wird, ist dass Viren abgetötet werden können und das manchmal mit ganz einfachen Mitteln, heißes Wasser und Seife sind die nächstliegenden.
- Die Impfung ist eine vorbeugende Maßnahme gegen verschiedene Infektionskrankheiten welche die Viren auslösen und wird deshalb auch Schutzimpfung genannt. Man unterscheidet zwischen aktiver Impfung und passiver Immunisierung. Bei der ersten – auch Vakzination genannt – wird der Impfstoff in Form abgeschwächter oder abgetöteter Krankheitserreger in den Körper eingebracht. Ziel ist es, das körpereigene Immunsystem zur Bildung der Antikörper anzuregen und so eine Immunität gegen die entsprechende Krankheit zu bewirken. Bei einer passiven Impfung wird mit Serum geimpft, welches die Antikörper gegen den betreffenden Krankheitserreger in hoher Konzentration enthält. Heute stehen Impfstoffe gegen eine Vielzahl von viralen und bakteriellen Infektionskrankheiten bereit.
- Heute wird als Pandemie H1N1 2009 das globale Auftreten einer großen Zahl von Erkrankungen bezeichnet, die durch den 2009 entdeckten Subtyp A/California/7/2009 (H1N1) Virus hervorgerufen wird. Die Erkrankung ist allgemein unter den Namen Schweinegrippe bekannt. Der Virus-Subtyp wurde Mitte April 2009 bei zwei Patienten gefunden, die Ende März unabhängig voneinander in den Vereinigten Staaten erkrankt waren. Nachforschungen zeigten eine Häufung solcher Krankheitsfälle in Mexiko und Hinweise auf eine Verschleppung der Viren über die Landesgrenzen. Ende April 2009 warnte die Weltgesundheitsorganisation vor einer weltweiten Verbreitung (Pandemie) und es begann ein Wettlauf um schnellstens wirksame Impfstoffe zu entwickeln.
Heute besitzt praktisch jedes Land einen eigenen Impfstoff, der den allgemeinen Regelungen und Auflagen entspricht. Auch Impfstoffe, genau wie jedes andere Medikament, haben jedoch Nebenwirkungen: diese gehen von Rötungen der Haut bis zu leichtem Fieber oder Kopfschmerzen. Nur bei Patienten mit ausdrücklicher Empfindlichkeit gegen manche Stoffe ist Vorsicht angebracht. Auf die Frage nach diesen kann einzig und allein der behandelnde Arzt eine aufschlussreiche Antwort geben. Bis zu der Entscheidung, ob überhaupt geimpft werden muss, wird dieser jedoch unweigerlich die Grundregeln der Vorbeugung wiederholen: wichtigste Schutzmaßnahme ist die regelmäßige Desinfektion und gründliches Waschen der Hände. Diese sollten möglichst vom Gesicht ferngehalten werden, da der Erreger auch über die Augenschleimhäute eindringen kann. Besonders auf Massenveranstaltungen, beim Arztbesuch oder in der Apotheke ist Vorsicht geboten. Man sollte weiterhin sehr auf die Hygiene achten, z. B. bei Husten und Niesen immer ein Papiertaschentuch benutzen. Personen, zu denen man engen Kontakt hatte (Körperabstand unter einem Meter, auch schon am Vortag der ersten Erkrankungsanzeichen), sollte man warnen.
Ausdrücklich empfohlen wird die Impfung bei den so genannten Risikogruppen, also Personen welche durch ihren Beruf mit vielen Unbekannten in Kontakt kommen und die Ansteckungsgefahr dementsprechend erhöht ist. In Kronstadt haben wir bis jetzt, seit Jahresbeginn 16 neue Erkrankungen gemeldet, alle Fälle werden im Spital für Infektionskrankheiten behandelt. Die Zahl der Todesopfer beträgt 111 landesweit (Stand: 25.01.), doch handelte es sich in allen Fällen um Patienten welche auch an chronischen Krankheiten litten: Lungenleiden an erster Stelle. Bei diesen führte die „Neue Grippe“ zur Akutisierung der Krankheit und letztlich zum Tode.
Hans Butmaloiu
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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