Sowohl von künstlerischem als auch dokumentarischem Wert
28.04.11
Ausstellung „Wir und die Anderen in alten Lithographien“ im Museum der städtischen Wohnkultur
Seit der Eröffnung des Museums der städtischen Wohnkultur von Kronstadt am alten Marktplatz, als Sektion des Ethnographie-Museums, ist dieses zu einer Kulturinstitution geworden, die immer mehr Besucher anlockt. Erstens durch die Einrichtung der ständigen Ausstellung, in der man einen Einblick in Leben und Beschäftigungen der in der Stadt ehemals lebenden Bevölkerung, natürlich auch der Sachsen, gewinnt. Dann durch die zeitweiligen Ausstellungen, die in der dafür ausgebauten Mansarde immer wieder gezeigt werden. Nun laden die Fachleute und die Leitung des Ethnographie-Museums zu einer neuen Ausstellung ein, die unter dem Titel „Wir und die Anderen in alten Lithographien“ eröffnet wurde und bis zum Sommer besichtigt werden kann. Danach folgt eine weitere interessante Ausstellung, wie Dr. Ligia Fulga, Direktorin des Museums, ankündigte u.zw. eine Schau mit Exponaten über die Fotokunst und -technik im vergangenen Jahrhundert in der Stadt unter der Zinne.
Die jetzige Vernissage lockte ein zahlreiches kunstinteressiertes Publikum an, das mit großer Aufmerksamkeit die aus einer Privatsammlung stammenden Arbeiten in Farbdruck oder schwarz-weiß, deren Eigentümer nicht genannt werden wollte, unter die „Lupe“ nahm. Die Thematik gliedert sich nach den schon früher angekündigten Absichten ein, Überblicke zu Regionen und den da lebenden Ethnien zu bieten. War es vorher die Fotoausstellung von Frank Gaudlitz, der Porträts von Angehörigen der in Südosteuropa lebenden Völkerschaften zeigte, so sind es nun Lithographien, die Rumänen, Sachsen, Ungarn, Kroaten, Ruthenen, Polen, Tataren, Kosaken, Roma in ihren farbenfrohen Trachten darstellen. Anderseits sind auch mehrere Lithographien zu sehen, in denen die Autoren bezeichnende architektonische Bauten aus Kronstadt, Klausenburg, Mühlbach, Hermannstadt, Fogarasch, sogar aus Rosenau, das Kloster Tismana aber auch das Brandenburger Tor oder das Tuilerien-Palais festhalten. Die Lithographien die zum Großteil Mitte des 19. Jahrhunderts angefertigt wurden, sind damals auch in der Kunsthandlung in Wien angeboten worden. Die Ausstellung schafft somit die Verbindung vom Westen zum Osten und zeugt vom Interesse des Einen für den Anderen, wie Dr. Ligia Fulga bei der Vernissage betonte. Fasziniert von dem Orient war beispielsweise Ludwig Rohboch (1820 – 1880) aus Nürnberg, ein bekannter deutscher Lithograph, der mehrere seiner Arbeiten über Siebenbürgen im Band „Ungarn und Siebenbürgen in malerischen Original-Ansichten“, Darmstadt 1864, zusammenfasste. Desgleichen hat der Franzose Dieudonne Auguste Lancelot, der vor 1860 rumänische Gebiete bereiste, in der Publikation „Tour de Monde“, Paris 1865, einige seiner Ansichten hinterlassen. Somit wird durch die Ausstellung erneut die doppelte Bedeutung der Lithographie als künstlerisches wie dokumentarisches Werk bezeugt.
Die Lithographie, griechisch Steinschrift, wurde von A. Senefelder (1771 – 1834) um 1798 als graphische Technik erfunden. Laut Fischer-Lexikon wird das geschaffene Bild mit fetthaltiger Farbe auf den Lithographiestein aufgetragen, die anderen Teile werden so präpariert, um keine Farbe anzunehmen. Diese Technik war besonders der romantischen Zeit des 19. Jahrhunderts spezifisch und hat nicht nur kleine Kunstwerke sondern auch gute Dokumentationen hinterlassen. Ein Besuch der Ausstellung in der Mansarde des Museums ist somit empfehlenswert.
Dieter Drotleff
Foto 1
Wenn es um künstlerische Ereignisse geht ziehen der Grafiker Bartha Arpad, Direktor des Kronstädter Kunstmuseums, Dr. Ligia Fulga, Direktorin des Ethnographie-Museums und der Schriftsteller Doru Munteanu, Vorsitzender der hiesigen Filiale des Schriftstellerverbandes (v.l.n.r.), am gleichen Strang.
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