"Spielzeug, Puppen und Spiele”
15.07.22
Ausstellung den ganzen Sommer über in Kronstadt zu sehen
Knochen, Holz, Keramik, Wachs, Steine oder Stoffreste haben Menschen schon in ältesten Zeiten als Material zum Herstellen von Spielzeug angewendet. Man schätzt dass das älteste Spielzeug der Welt eine Elfenbeinfigur ist, die über 30.000. Jahren alt ist; zu dem Objekt gibt es allerdings auch Denkansätze, dass es vielleicht mit Schamanismus zu tun gehabt haben könnte, oder eine Geburtshilfe gewesen sein könnte, die man in der Hand hielt. Fakt ist, dass Kinder schon immer gespielt haben und dass sie oder Erwachsene dazu ganz unterschiedliche Stoffe angewendet haben, die sie umgaben.
In einer Ausstellung zum Thema Spielsachen, "Spielzeug, Puppen und Spiele” im Museum Urbaner Zivilisation (Marktplatz Nr. 15), stehen zahlreiche Gegenstände zur Schau, die einen Teil der Geschichte der Spielzeuge darstellen. Von Puppen und Puppenhäusern, über Holzpferdchen, Marionetten, Clowns oder Sammlerfiguren sind zahlreiche Eigenexponate des Museums, sowie Privatstücke der Kronstädter Sammlerin Valentina Serban zu bewundern.
Ein Großteil der Museumsstücke ist handgefertigt, andere sind Plastikfiguren, die in Fabriken entstanden. Das selbstgemachte Spielzeug hat einen hohen persönlichen Wert, was Frau Serban bei der Vernissage am 8. Juni, unterstrich.
Jahrhunderte altes Puppenhaus
Die Puppen nehmen einen besonderen Platz in der Ausstellung ein. Das kleine Ebenbild des Menschen, das bereits in den ägyptischen, griechischen und römischen Kulturen gepflegt wurde ist in verschiedenen Variationen zu sehen. Von “Fetzenpuppen”, zu jenen aus Pappe oder Porzellan sind in der Mansarde des Museums zahlreiche Modelle zu sehen. 15cm Puppen mit traditionellen Kostümen aus unterschiedlichen Ländern bieten eine Reise auf mehrere Kontinente und in mehrere Kulturen, so beispielsweise ein handgefertigtes Paar, Flamenco-Tänzer, das spezifische Kleidung in starken Farben trägt und in Tanzpose dasteht.
Eine Puppe aus bemaltem Stoff ist auch zu sehen. Sie wurde ebenfalls selbst gemacht und ist, wie einer der ausgestellten Teddybären, eines der ältesten Objekte im Raum. Über ein Jahrhundert alt ist auch ein mehrstöckiges Puppenhaus aus Holz, schön ausgestattet ist. Die Museografin, die bei der Vernissage die Besucher durch die Ausstellung führt, erzählt darüber, dass diese Objekte am Anfang, als sie erfunden wurden, extrem teuer waren, „wie Paläste“. Sobald sie allerdings maschinell fertiggestellt wurden, konnten sich mehrere Leute dieses Puppenhaus leisten.
Geschichte der Puppe
Die antiken Puppen waren aus unterschiedlichen natürlichen Materialien gefertigt, der Kopf war aus Knochen, Elfenbein, Ton oder Holz. Im Mittelalter bestanden sie aus Stoffresten. Im 16. Jahrhundert schufen Meister in Frankreich Holz- und Puppen aus Pappe, in England waren damals die Puppen aus Wachs, in Deutschland wurden sie aus Papier hergestellt. Erst im 19. Jahrhundert kamen die Puppen mit Porzellanteilen auf den Markt. Mit der Zeit wurde dieses Material mit Zelluloid, später mit Plastik oder anderen Kunststoffen ersetzt. Die Puppenmodelle sind immer anspruchsvoller geworden. Wenn sie anfangs mobile Teile hatten, so wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts der mobile Kopf eingeführt, später auch die Glasaugen, die blinzeln. In den Zeiten führte ein Spielzeughersteller das Modell der Baby-Puppe ein, eine richtige Revolution, denn bis dahin stellten alle Puppen Frauenfiguren dar.
Die Abbildung eines Dorfes wird anhand von Santons-Figuren gezeigt. In der französischen Region Provence, wo sie herkommen, haben sie eine Tradition von über 200 Jahren. Die Miniaturfiguren entstanden zur Zeit der Französischen Revolution als die Leute zur Weihnachtszeit zu Hause kleine Krippen bastelten, um die Krippenlandschaften nachzustellen. Die kleinen Figuren stellten sie aus Gips, Holz, Pappmaschee oder sogar Brotlaib her. Auch der Name, “Santouon”, bzw. “kleiner Heiliger”, lässt an die Entstehung der Puppen, heute Kulturerbe der Provence, denken. Sammlerfiguren sind jährliche bei einer Messe aus Marseille zu kaufen.
Walt Disney-Figuren und Spielsachen aus dem Kommunismus
Die Ecke mit Plastik-Minifiguren Walt Disneys Charaktere ist auch sehr bunt eingerichtet. Die bedeutendsten Figuren wie Mickey Mouse, Minnie Mouse, Donald und Daisy Duck, Goofy und Pluto in kleinem Format ziehen die jüngsten Besucher an, die von Plastikspielzeug sehr angetan ist. Eine kurze Geschichte der genannten Charaktere sowie deren Erfinder kann bei der Ausstellung gelesen werden.
Besonders Erwachsene bleiben lange vor den Exponaten aus kommunistischen Zeiten stehen. Die steifen Plastikpuppen mit mobilen Armen, Beinen und Kopf und mit blinzelnden Augen, die vor über 30 Jahren auf den meisten Sofas der Wohnungen aus Rumänien saßen, wecken Erinnerungen. Auch den Negerjungen oder den kleinen Arzt von der „Aradeanca”-Spielzeugfabrik aus Arad scheinen manche Besucher noch zu Hause zu haben. Die 1949 errichtete Fabrik, landesweit die erste ihrer Art, exportierte massenhaft Puppen in den Ostblock, aber auch nach England oder Afrika. Die Ausstellung “Spielzeug, Puppen und Spiele” ist von mittwochs bis sonntags, zwischen 10 und 18 Uhr noch bis Anfang September geöffnet, Kinder und Studenten zahlen 2 Lei Eintritt, Rentner 3 Lei, Erwachsene 8 Lei.
Laura Capatana Juller
Porzellanpuppen sind auch heute noch beliebt. Fotos: Hugo Spahiu
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
Herausgeber: Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt
Redaktion: 500.030 Braşov, Str. GH. Baiulescu 2,
Fernruf und Telefax: 0040 -(0)268/475 841,
E-Mail:kronstadt@adz.ro
Schriftleiter: Elise Wilk.
Redaktuere:Ralf Sudrigian, Hans Butmaloiu, Christine Chiriac (Redakteurin, 2009-2014), Dieter Drotleff (Redaktionsleiter 1989 - 2007)
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