Sportecho
28.06.12
Das Phänomen Pistorius
Wenn am 27. Juli die Olympischen Spiele in London beginnen, könnte dabei auch der südafrikanische 400m-Läufer Oscar Pistorius teilnehmen. Das Ungewöhnliche daran ist, dass der 25-jährige Pistorius von Geburt aus keine Wadenbeine hat. Im Alter von elf Monaten wurden ihm die Beine unterhalb der Knie amputiert. Pistorius selbst betrachtet sich nicht als behindert, sondern sagt, er sei „ohne Beine". Heute trägt er Sonderprothesen aus Karbon mit denen er als Spitzensportler hervorragende Zeiten, vor allem im 400m-Lauf erzielte. Seine Bestzeit liegt bei 45,07 Sekunden. Damit konnte er sich für Leichtathletik-WM 2011 in Daegu qualifizieren. Der „Blade Runner" konnte sich bei der WM bis ins Halbfinale vorkämpfen.
Pistorius musste sich aber nicht nur auf dem Stadion behaupten. Der Weltleichtathletikverband IAFF entschied zunächst, dass der Südafrikaner durch die Sonderprothesen zusätzliche Vorteile gegenüber den „Normalläufern" genießt und dass er deshalb nicht in offiziellen Wettbewerben starten könne. Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) war jedoch anderer Meinung - die Vorteile die der beinlose Athlet hat, werden durch Nachteile, wie zum Beispiel das Kurvenverhalten und die Startmechanik, kompensiert. Pistorius bekam sechs Wochen vor den Olympischen Spiele in Peking das Starterlaubnis, schaffte aber in der kurzen verbliebenen Zeit nicht die Qualifikationsnorm.
Auch jetzt bereitet ihm diese Norm Probleme. Pistorius lief bereits in dieser Saison eine Superzeit von 45,20 Sekunden. Bis zum 30. Juni musste er jedoch noch ein Rennen mit einer schnelleren Zeit als 45,30 Sekunden vorweisen. In den letzten Rennen gelang ihm das bisher nicht, so dass auch sein Platz in der südafrikanischen 4X400-Staffel gefährdet ist.
Der Stelzensprinter ist aber schon jetzt ein Sieger, ein Vorbild, nicht nur für Behinderte. Das US-Magazine „Time" führt ihn unter der Top 100 der einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt. Er ist dabei der einzige Leichtathlet und ist somit Sportgrößen wie Lionel Messi und Nenad Djokovic gleichgestellt. Eine Olympia-Teilnahme wäre eine Krönung dieser exemplarischen Sportlerlaufbahn, selbst wenn Oscar Pistorius keine Medaillenchancen hätte. In seinem Fall gilt der mit den olympischen Spielen verbundene Spruch „Teilnehmen ist wichtiger als Siegen" in einer ganz speziellen Weise.
Ralf Sudrigian
Foto: runblogrun.com
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