Stadtpark rund 90Jahre alt
30.09.22
Mit unterschiedlichen Benennungen im Lauf der Jahrzehnte
Zu den wenigen Parkanalgen in der Stadt unter der Zinne, ist der zwischen dem Rudolfsring und der Nicolae-Iorga-Zeile die bekannteste im Stadtgebiet, und auch die die auf das höchste Alter zurückblickt. Laut Christof Hannak wurde der Stadtpark 1932 angelegt, doch seine Anfänge gehen bis auf das Jahr 1885 zurück. Anfang war dieses ein brach liegendes Gelände jenseits des Klostergässer-Tores der ehemaligen Stadtmauer wo meistens die aus dem Umfeld kommenden Bauern die ihre Produkte am Kronstädter Markt anboten, ihre Fuhrwerke und Tiere zurück ließen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Grünfläche wo sich heute das Offizierskasino befindet, zur Promenade der Jugendlichen aber auch der jungen Dienstboten und Mägde die donnerstags und sonntags freien Ausgang hatten und sich hier trafen. Das war aber auch für die späteren Jahrzehnte noch gültig als die heutige Parkanlage auch eine andere Gestaltung hatte. Nach Abtragen der Stadtbefestigungen auf der Nordseite laut einem Plan den 1881 Architekt Peter Bartesch entworfen hatte, wurden in diesem Teil mehrere repräsentative und öffentliche Gebäude errichtet, der Rudolfsring und der Rudolfspark gehörten dazu. Anfang des 20. Jahrhunderts arbeitete der Stadtgärtner Karl Hermann ein Projekt zur modernen Gestaltung der Grünfläche zwischen den beiden Straßen der Stadt, dem Rudolfsring und der Iorga-Zeile aus. Besondere Baumsorten werden angepflanzt, entlang der Alleen auch Ziersträucher, kleine Bänke werden angelegt. Ab dem Jahr 1932 hat der Park den Namen des rumänischen Königs Carol II getragen. In den Zwischenkriegsjahren wurde da auch ein Pavillon errichtet wo die Militärkapelle oder die städtische Kapelle Konzerte boten. Auch war der Park hoher gelegen als die im Umfeld befindlichen Straßen. So wie alle staatlichen Institution nach der Nationalisierung von 1948 Benennungen erhielten die der kommunistischen Epoche entsprachen oder Sowjetrussland huldigten, erhielt auch der Park eine dementsprechende Benennung, dem der "rumänisch-sowjetischen Freundschaft". Nicht genug damit wurde da auch ein Denkmal des sowjetischen Soldaten errichtet dessen Gestalt mit Blick auf das Haus der Armee ausgerichtet war. In den folgenden Jahren wurde das Parkgelände auf das Niveau der umliegenden Straßen begradigt, neu gestaltet mit Alleen und auch neuen Anpflanzungen. Somit wurde dieser zum "Zentralpark" in dem auch einige Büsten bekannter rumänischer Schriftsteller, darunter des Lyrikers Stefan Octavian Josif und Cincinat Pavelescu einen Ehrenplatz fanden. Doch auch dieser Name des Parks wurde geändert und nennt sich zur Zeit „Nicolae Titulescu“. Bekanntlich hatte der ehemalige rumänische Außenminister vor dem Zweiten Weltkrieg Nicolae Titulescu (1882 – 1941), der auch zwei Mandate als Präsident der Generalversammlung des Völkerbundes zu verzeichnen hatte, testamentarisch seinen Wunsch hinterlassen, in Kronstadt zur ewigen Ruhe gebettet zu werden. Dieser war in Craiova geboren und starb in Cannes, in Frankreich. Nach seiner Überführung nach Rumänien, ist das auch geschehen. Seine letzte Ruhestätte fand er im Eingangsbereich des orthodoxen Friedhofes der Sf.Nicolae Kirche am Anger, im Park wurde eine Skulptur die den Diplomaten verewigt enthüllt, und der Park als "Nicolae Titulescu" benannt. Zierpflanzen, seltene Baumsorten, Blumenbeete, Kinderspielplatz, Tische für Schachspieler, ein Springbrunnen, ein Kaffe laden Besucher ein. Auch verschiedene Veranstaltungen werden in diesem für Kinder organisiert, die Hauptallee entlang des Rudolfsrings wird gelegentlich von Verkaufsständen mit Erzeugnissen von Kunsthandwerkern, Stickerein, Artisanatartikeln belegt.
Die Stadt blieb weiterhin bei diesem einzigen Park, da die Stadtväter und Gestalter die im Umfeld befindlichen Wälder, die bewaldete Zinne und Hügel als ausreichend an Grünflächen betrachteten. In den kommunistischen Jahren kam nur der Tractorul-Park hinzu der zwischen dem neuen Bahnhof, gebaut 1962, und dem Traktorenwerk eingerichtet wurde. Dieser diente vor allem den Pendlern aus dem Burzenland die vom Bahnhof durch den Park zur ihren Arbeitsstellen gingen. Ein Denkmal das eine Pionierin mit Halstuch darstelle, zierte diesen. Da dieser aber nicht entsprechend gepflegt wurde, war er zu einer Gefahrenzone von Überfällen geworden, was sich erst nach der Wende während des Mandates von Bürgermeister George Scripcaru änderte, als dieser neu gestaltet wurde, Alleen, Sportanalgen, Kinderspielplätze, Tische für Schachspieler hinzukamen, und da auch die Sporthalle gebaut wurde. Doch diese beiden Parks, die kleine Anlage die im Verwaltungszentrum eingerichtet wurde, sind völlig unzureichend für die Stadtbewohner deren Zahl bei 300.00 liegt. Nicht zu übersehen der Park neben Gebäude der Hauptpost in dem nach der Wende die Grabstätten einiger Gefallenen in der Revolution vom Dezember 1989 mit einem Denkmal unterkamen. Das Projekt einer Freizeitanlage an Stelle des Kugellagerwerkes/Rulmentul mit Kultureinrichtungen zu gestalten das sich am Stadtausgang befindet, liegt noch in weiter Ferne und wird auch nicht anziehend für die Stadtbewohner sein. Wie schon mehrmals betont und von den Bewohnen angesprochen, würden sich die freistehenden auch zentral gelegenen Gelände wo Unternehmen abgetragen worden sind, für neue Parkanlagen eignen. Doch die Immobilienprojekte haben bei den Stadtvätern Vorrang.
Dieter Drotleff
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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