Streunende Tiere
13.01.23
Wie löst man das Problem?
Seit der Silvesternacht erscheinen in den sozialen Medien zahlreiche Anzeigen über Hunde und Katzen, die auf den Straßen von Kronstadt streunen und zeitweilig von Bürgern nach Hause mitgenommen wurden. Es sind Haustiere, die wegen des Krachs in der Nacht zum Jahreswechsel höllische Angst bekamen und ausrissen. Viele verirrten sich in der Stadt, manche wurden verletzt. Manchmal kommt es durch diese Online-Anzeigen zu glücklichen Wiedersehen der Tiere mit den Eigentümern. Aber das ist nicht immer so.
Oft beansprucht niemand die Vierbeiner. Das war auch der Fall bei den Welpen Milky und Capuccino. Diese Namen schenkten ihnen eine Familie, die sie in der Silvesternacht zitternd auf der Straße in der Oberen Vorstadt aufgefunden hat und seither zeitweilig unterbringt. Auf Facebook-Gruppen für verlorene Tiere erfuhr die Familie, dass die felligen Welpen Ende Dezember in einem Kirchhof hinterlassen wurden. Das ewige Problem. Unverantwortliche Tierhalter/innen, die ihre Hunde oder Katzen nicht sterilisieren, dafür aber frei herumstreunen lassen und den unerwünschten Wurf dann aussetzen. Oder es ist einfach der Nachwuchs von Streunern.
Arbeitstreffen, öffentliche Debatten, Studien
Seit rund zwei Jahren sucht die Rumänische Gesellschaft für Wildnis (Societatea Româna de Salbaticie) nach Lösungen für ein Land ohne streunende Hunde und Katzen, unabhängig davon, ob sie jemandem gehören oder nicht. Es ist nicht die erste Institution, die in den letzten Jahrzehnten versucht, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Gemeinsam mit der Föderation Coalitia Natura 2000 und dem Verein für Gemeinschaftspartnerschaft Kronstadt (Asociatia pentru Parteneriat Comunitar Brasov), hat SRS das Thema mit Fachleuten analysiert, um das eigentliche Ausmaß des Problems herauszufinden. Im Rahmen eines aus nicht rückzahlbaren Fonds aus Island, Liechtenstein und Norwegen unterstützten Projektes haben Behörden für das Management der Haustiere, Jäger, Vertreter von Tierschutzvereinen, Kreisbehörden, Tierärzte, Biologen, Manager von Forst- und Jagdrevieren die Situation im Detail besprochen. Eine soziologische Online-Studie und mehrere wissenschaftliche Studien wurden durchgeführt. Öffentliche Informationen wurden (mehrmals) von staatlichen Behörden, wie Bürgermeisterämter, Kreisräte, Tiergesundheitsämter, landwirtschaftliche und Polizei-Behörden sowie Krankenhäusern beantragt.
Nach der Bearbeitung all dieser Informationen, bot SRS im Dezember Empfehlungen zur Situation der herrenlosen und streunden Hunde und Katzen an. Diese wurden in zwei öffentlichen Debatten besprochen und danach an 20 Parlamentarier gesendet.
Es gibt keine genauen Daten
Die zum Großteil unvollständigen und verspäteten Atworten der Behörden haben zur klaren Schlussfolgerung geführt, dass es eigentlich keine genauen Daten über Hunde und Katzen gibt, die im öffentlichen Raum frei herumlaufen. Daher sei landesweit eine einheitliche digitalisierte Zentralisierung der Daten über diese Tiere drigend nötig. Auch die Anzahl der Hunde bei Sennhütten, die Anzahl der Angriffe auf Menschen und jene der Opfer, die ärztliche Behandlung benötigt haben, ist essentiell, um ein klares Bild über die reale Situation zu bekommen und dementsprechend handeln zu können. Des Weiteren wäre ein Gesetz nötig, das die Haltung von Katzen regelt. Derzeit wird gesetzlich festgehalten, dass Hunde sterilisiert, geimpft, gechippt werden müssen. Das sollte auch für Katzen geregelt werden.
Das Wohlergehen der Tiere sollte eine strategische Priorität in den nationalen Forschungspolitiken bekommen, an Universitäten und Forschungsinstituten sollten wissenschaftliche Forschungen im Bereich Streuner, die Herrchen haben oder nicht, stattfinden. Auch ist die Informierung und Erziehung der Bürger nötig, die ihre Verpflichtungen als Tierhalter kennen und einsetzen müssen. Nützlich wäre in Schulen der Unterricht über verantwortungsvolle Tierhaltung und das Wohlergehen der Haustiere.
Des Weiteren könnten Tierärzte Strategien lernen, um Hunde- und Katzenbesitzern für die Sterilisierung ihrer Tiere zu überzeugen und diese dann sofort durchzuführen. Eine weitere Empfehlung ist, Vertreter der Tiergesundheitsämter bei ihren regemäßigen Inspektionen in ländlichen Haushalten, die Haustiere chippen zu lassen und somit zu überwachen. Weitere Empfehlungen für die Behörden sowie Informationen zum Projekt sind unter animalehoinare.ro erhältlich. Die Vertreter der SRS hoffen, dass diese Empfehlungen eine positive Änderung bewirken wird.
Laura Capatana Juller
Die Welpen Milky und Capuccino wurden in einem Kirchhof ausgesetzt und wohnen zeitweilig bei einer Familie, die ihnen ein sicheres Zuhause sucht. Foto: die Verfasserin
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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