Theater in der Kirche
05.05.11
Über das Passionsspiel des Ensembles „Interludium“ am Karfreitag in Kronstadt/ von Robert G. Elekes
Theater trägt in manchen Fällen, auch heute noch, das Stigma des Unseriösen, des Unanständigen und Ausschweifenden. Vor allem, wenn es sich im Kontext solch todernster Angelegenheiten wie Bildung oder Religion ereignet, bewirkt es bei manchen traditionsbewussten Individuen lediglich ein herablassend-besserwisserisches Kopfschütteln.
Theater kann aber so viel mehr bewirken bei denen, die es sich erlauben, über den Schatten ihrer klischeehaften Vorstellung über sich selbst zu springen. Das Theaterspiel an sich bedeutet etwas zu be-leben, also gleichzeitig zu stimulieren und mit Leben zu füllen. Wie sehr das Theater den Bildungsprozess
be-leben kann, hat Carmen Elisabeth Puchianu schon gezeigt mit ihrem schultheatralischen Wirken. Ihr neues Projekt mit dem Jugendensemble „Interludium“ wagt sich nun daran, das Spirituelle, den Glauben und das Kirchliche mit Theater zu be-leben.
Das am Karfreitag in der Evangelische Kirche Bartholomä im Rahmen des von Dr. Peter Klein gestalteten Gottesdienstes aufgeführte Passionsspiel erzählt in drei szenischen Bildern, einem Vor- und einem Nachspiel die Kreuzigungsgeschichte Jesu. Als Textvorlage dienten Auszüge aus der deutschen Fassung des Messias in der Übertragung von Johann Gottfried Herder die in stark verfremdeter Art in das Stück eingebaut wurden. Wiederholungen, Emphasen, Brüche in der Satzfolge sollten die wahre Intensität des Textes hervorbringen und die Gesten der Spieler bekräftigen. Musik von Georg Friedrich Händel, Jehan Alain und Jean Langlais in der Darbietung des Organisten Paul Cristian begleitete die Choreographie und die körperliche Dynamik des Spiels und verlieh ihm nicht selten einen ritualistisch-hypnotischen Charakter.
Die Spieler und Spielerinnen - Kindern und Jugendliche der Gemeinde Bartholomä, sowie Studierende der Kronstädter Germanistik (Mitglieder des Studententheaterensembles DIE GRUPPE) hatten sichtlich Spaß an dem experimentellen Passionsspiel und dieser übertrug sich auf die meisten der Zuschauer.
Das Spiel lockte auch viele an, die nicht zur Bartholomäer Gemeinde oder zur rumäniendeutschen Minderheit gehörten, und verlieh dadurch dem Ereignis einen ausgesprochen interkulturellen Charakter. Die Theatergruppe „Interludium“ plant nun ihre beiden bisherigen Projekte, das Passionsspiel und die ebenfalls auf Händels Messias basierende Weihnachtsgeschichte in eine bühnenreife Gesamtinszenierung zu verwandeln.
Die Kronstädter Wochenschrift "Karpatenrundschau" erscheint als Beilage in der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien".
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